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Johann David Heinichen: Concertino in C-Dur Rezensionen

 

für 3 Altblockflöten (Querflöten), Streicher und Generalbass (bearbeitet und herausgegeben von Klaus Hofmann), Reihe: Diletto Musicale, Wien 2020, Doblinger Musikverlag, Partitur und Stimmen, DM 1481, € 29,95

 

Barocke Concerti für mehrere Blockflöten mit Streichern sind leider Mangelware, ganz besonders, wenn mehr als zwei Ausführende beschäftigt sein sollen.

 

Das Concerto à 8 C-Dur von Johann David Heinichen für 4 Altblockflöten, Streicher und B. c., das Ilse Hechler bereits 1960 im Moeck-Verlag nach einem von Christoph Graupner geschriebenen Stimmensatz der Hessischen Landesbibliothek Darmstadt herausgegeben hatte, erfreut sich deshalb als Unikat seit vielen Jahren einer gewissen Beliebtheit (wovon nicht zuletzt eine CD-Einspielung mit dem Amsterdam Loeki Stardust Quartet unter der Leitung von Christopher Hogwood zeugt).

 

Das Quellenmaterial weist einige Merkwürdigkeiten auf, die Klaus Hofmann jetzt veranlasst haben, das Stück erneut herauszugeben. Ganz offensichtlich ist das Concerto bereits in der von den Quellen her vorliegenden Version ein Arrangement, dessen Urgestalt laut Hofmann nicht mehr rekonstruierbar ist. Zu den Merkwürdigkeiten zählt, dass zwar vier solistische Blockflöten ausgewiesen sind, der Solosatz aber nur 3 wirkliche Stimmen enthält: die Blockflöten II und III spielen entweder unisono oder eine von beiden verdoppelt Töne der Oberstimme. Deshalb enthält Hofmanns neue Ausgabe auch nur 3 solistische Stimmen. 

 

In der Darmstädter Version führt die erste Blockflöte konzertant, während die anderen 3 überwiegend Ripienofunktion erfüllen.  Hofmann hat die Aufgaben etwas gerechter verteilt, sodass z. B. im langen Solo des letzten Satzes die sequenzierenden Passagen durch die drei Stimmen wandern. Zudem hat er den 3. Satz, das „Pastorell“, aus seiner Version eliminiert, weil er ihn als „Fremdkörper“ empfindet und eine ursprüngliche Bestimmung für die Musette als Soloinstrument annimmt.

 

In dieser neuen „abgespeckten“ Form als „Concertino“ dauert die gesamte Komposition kaum mehr als 5 Minuten. Die Zuhörer werden die Unterschiede zur Hechler (Moeck)-Fassung bis auf die Auslassung des Pastoralsatzes dabei wohl kaum wahrnehmen.

 

Es handelt sich nicht um weltbewegende Musik, aber um ein schmissiges und durchaus nicht langweiliges Gelegenheitswerk, das in beiden Ausgaben seine Aufgabe als Opener für ein Konzertprogramm oder als Intermezzo erfüllen kann.

 

 

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