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Franz Benda (1709–1786): Konzert für Violine (Flöte) und Orchester in d (e)-Moll Fachartikel

 

Franz Benda stand ab dem Alter von 23 Jahren in preußischem Dienst bei Kronprinz Friedrich. Ab 1733 hatte er die Stelle des ersten Violinisten inne,1 ab 1771 war er Konzertmeister am Hof des nunmehrigen Königs Friedrich II. in Preußen. Da seine Kompositionen vom Flöte spielenden Friedrich hoch geschätzt wurden, liegt es nahe zu vermuten, Benda habe das Konzert in e-Moll für seinen Dienstherren komponiert, wie auch Johann Joachim Quantz die zahlreichen Flötenkonzerte dem Flötisten Friedrich auf den Leib geschrieben hatte. Diese Annahme ist weit verbreitet,2 es lässt sich nun jedoch nachweisen, dass die Flötenfassung eine Transposition des Violinkonzertes in d-Moll darstellt. Unter anderem zeigen Transponierfehler3 und Oktavierungen im Flötenmanuskript, dass die Fassung in d-Moll zugrunde liegt.

 

Bisher war lediglich eine Datierung vor 17624 möglich, nun lässt sich der Entstehungskontext näher eingrenzen. Es ist kein Autograph erhalten, jedoch konnten sechs Manuskripte in der Fassung für Violine und Orchester (A–F) sowie ein Manuskript für Flöte und Orchester (G) ausfindig gemacht werden. Das nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang als verschollen gegoltene und seit 2001 wieder in Deutschland befindliche Berliner Manuskript (E) wurde in die Recherche einbezogen. Folgende Auflistung zeigt die gegenwärtigen Standorte und den Umfang der jeweiligen Manuskripte:

 

A: Melk/Donau (A), Benediktiner Stift, 5 Stimmen (Signatur V 23)

B: Melk/Donau (A), Benediktiner Stift, 5 Stimmen (Signatur V 948)

C: Wien, Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde, 8 Stimmen (Signatur Q 16626)

D: Brüssel, Königliches Konservatorium, 6 Stimmen (Signatur T 5639)

E: Berlin, Singakademie, 5 Stimmen (Signatur SA 2643)

F: Weimar, Landesarchiv Thüringen, 6 Stimmen (Signatur HMA 3831)

G: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, 5 Stimmen (Signatur Mus.Hs.14)

 

 

Genealogie der sechs Manuskripte für Violine und Orchester

 

Die drei österreichischen Manuskripte A–C weisen eine gemeinsame Abstammungslinie auf, die sich durch Abschreibefehler eindeutig nachweisen lässt.5 Die Kopisten arbeiteten mit unterschiedlicher Genauigkeit. An Manuskript A waren zumindest drei Kopisten beteiligt: Die Bassstimme wurde vermutlich von Rupert Helm angefertigt (auch die Stimmenbezeichnungen Violino Secundo und Viola stammen aus seiner Hand). Die zweite Violin- und die Violastimme stammen vermutlich aus Melker Händen,6 während hingegen die Stimmen der ersten Violine und der Violine principale von einem weiteren unbekannten Kopisten hergestellt wurden. Teile von Manuskript B (Deckblatt wie auch die erste und letzte Notentextseite der Bassstimme) stammen ebenfalls aus der Hand Helms, es waren darüber hinaus zwei weitere Kopisten beteiligt. Das in Wien befindliche Manuskript C enthält eine verzierte Version des zweiten Satzes sowie zusätzliche Ripieno-Stimmen, welche wiederum aus derselben Hand stammen wie die Violino Primo-, Violino Secondo-, Viola- und Basso-Stimme von Manuskript B. Im thematischen Katalog7 der Werke Franz Bendas wird Joseph Elssler sen. als möglicher – die Manuskripte B und C verbindender – Kopist („Benda 1“) genannt. Nach einem Handschriftenvergleich erscheint dies jedoch uneindeutig. Auch über die verwendeten Papiere lässt sich zwischen B und C eine enge Verbindung nachweisen. Für Teile des Stimmenmaterials wurde Papier aus derselben, vermutlich venezianischen, Manufaktur verwendet .8

 

Das Brüsseler Manuskript D dürfte sich von einer anderen Abstammungslinie herleiten.9 Es ist von einer Hand geschrieben. Die Angabe „di Fr. Benda – Maestro di concerto“ belegt, dass es nach 1771 verfasst wurde, dem Jahr, in dem Benda in der Nachfolge Grauns die Stelle als Konzertmeister am Hofe Friedrichs II. in Potsdam antrat. Aufgrund von Papierqualität, Format, Schrift sowie Anmerkungen in deutscher Sprache lässt sich sagen, dass Manuskript D aus deutschsprachigem Raum stammt. Es enthält darüber hinaus als einziges neben einer Stimme für Violono eine zusätzliche Stimme mit Bassbezifferung für „Cembalo col Violoncello“ sowie eine Kadenz zum ersten Satz und eine verzierte Version des zweiten Satzes.

 

Das Berliner Manuskript E wiederum entstand vermutlich vor 1771, da jeglicher Hinweis auf Bendas Position als Konzertmeister fehlt. Für E gilt der Entstehungsort Berlin als gesichert (vgl. RISM), zum Kopisten lassen sich jedoch keine näheren Angaben machen. Auf dem Deckblatt befindet sich das Monogramm „JCP“.

 

Manuskript F befindet sich im Landesarchiv Thüringen. Auf der ersten Notenseite der Solovioline sind die Aufführungsdaten „06.Dec:1775“ und „12.Mart:1777“ vermerkt. Das Manuskript wurde ebenfalls von nur einer Hand verfasst und enthält zwei Bassstimmen (Basso und Basso ripieno).

 

Die Manuskripte D–F sind am genauesten gearbeitet und ergeben im Gegensatz zu A–C jeweils ein einheitliches Bild.

 

 

12 Violinkonzerte auf dem Weg nach St. Petersburg

 

Weshalb sich in Melk insgesamt elf Violinkonzerte Bendas befinden ist nicht belegt. Die starke Präsenz der Manuskripte im Raum Wien-Melk ist jedoch ein starkes Indiz dafür, dass es sich hierbei um die von Carl Ditters von Dittersdorf (1739–1799) erwähnten zwölf Bendaschen Violinkonzerte handeln könnte.10 Nach Dittersdorfs Schilderung nahmen zwölf Violinkonzerte, welche für St. Petersburg bestimmt waren, in den 1750er Jahren einen Umweg über Wien. Dittersdorf berichtet in seiner „Lebensbeschreibung“11 von einem Abendessen in Wien bei Joseph Friedrich Prinz von Sachsen-Hildburghausen (Mäzen von Dittersdorf und Gluck), bei dem die Rede auf Bendas Konzerte kam. Nebst Dittersdorf waren die Musiker Christoph Willibald Gluck, Giuseppe Trani (Mitglied der Wiener Hofmusikkapelle und Lehrer Dittersdorfs) und Giuseppe Bonno (Kapellmeister am Hofe des Prinzen von Sachsen-Hildburghausen) anwesend. Geladen war auch der russische Botschafter in Wien, Reichsgraf Hermann Carl von Keyserlingk (1697–1764), ein „intimer Freund des Prinzen“12, der 1748 die Taufpatenschaft für Bendas Sohn Carl übernommen hatte. Dittersdorf13 schildert:

 

»Apropos!« sagte Kaiserling, »endlich sind die bei Benda in Berlin bestellten zwölf Konzerte für die Violine angekommen.«

»So?« sagte der Prinz. »Wer hat sie denn gespielt?«

Kaiserling: Ein gewisser Reinhard [Anm.: Johann Franz Reinhardt, 1713/14–1761].

Prinz (zum Bonno): Kennen Sie den Reinhard?

Bonno: Ja, Ew. Durchlaucht.

Prinz: Was ist das für ein Mann?

Bonno: Hm! er ist kein Hexenmeister; es gibt wohl noch viel bessere hier.

Kaiserling: Ei das wäre? Ich habe doch den Kapellmeister vom hiesigen Dom ersuchen lassen, mir den ersten Violinisten herzuschicken; und der muß doch wissen, wer der beste in Wien ist.

Bonno: Ei, da hätten Ew. Exzellenz nicht den ersten, sondern den besten verlangen sollen. Reinhard ist zwar der erste Violinist bei St. Stephan, aber nicht der beste in Wien.

Kaiserling: Indessen hat doch Reinhard die sechs Konzerte, die ihm vorgelegt wurden, nicht nur a vista getroffen, sondern auch recht artig und nett vorgetragen.

Bonno: Wundert mich sehr – Bendaische Konzerte ...

Kaiserling: Sind aber auch nicht so schwer als die, welche er für sich selbst gesetzt; denn ich habe vom Fürsten N. in Petersburg die Kommission übernommen, diese Konzerte nicht in seinem, sondern in meinem Namen zu bestellen; daher hat sie auch Benda an mich hierher und nicht nach Petersburg adressiert. Ich werde sie mit dem nächsten Kourier expedieren. Wenn aber (zum Prinzen) Ew. Durchlaucht Belieben tragen, sie zu hören, so bestellen Sie Ihre Kapelle und ich bestelle den Reinhard, dann können wir heute abend sechse und morgen abends die andern hören.

Der Prinz: Warum nicht alle zwölf noch heute?

Kaiserling: Das geht nicht; Reinhard hält es nicht aus. Denn als er gestern bei mir die ersten sechse gespielt hatte, war er müde genug und konnte nicht mehr.

Prinz: Ja, das ist was anders. Daran dachte ich nicht.

Graf Kaiserling fuhr nach der Tafel nach Hause, bestellte Reinhard zum Prinzen, und dieser spielte die ersten sechse denselben Abend. Wir alle, selbst Bonno, Gluck und Trani waren über die Schönheit der Konzerte entzückt, und Reinhard hatte sie in der Tat sehr sauber und niedlich vorgetragen; nur war mirs nicht recht, daß er, wenn Kadenzen vorkamen, keine machte, sondern gleich in den Triller überging.

Den Tag darauf sprach der Prinz, wie mir vom Baron Ende, der das Aufwarten hatte, erzählt ward, mit Gluck und Bonno über diese Violinkonzerte und lobte den Reinhard. »Hm!« versetzte Bonno, »ich wette, Karl hätte sie ebenso gut gespielt.«

[…]

 

Die geschilderte Begebenheit muss zwischen 1752 und April 1754 stattgefunden haben.14 Es ist aus meiner Sicht wahrscheinlich, dass die zwölf Konzerte, bevor sie nach St. Petersburg weitergesandt wurden, in Wien abgeschrieben wurden. Was mit dem Musikalienbestand von Sachsen-Hildburghausen geschah, nachdem der Prinz im Jahre 1769 nach Hildburghausen im heutigen Thüringen zurückkehrte, ist unklar.

 

Von den insgesamt elf Bendaschen Violinkonzerten im Archiv des Stiftes Melk ist das d-Moll-Konzert als einziges in zweifacher Ausführung vorhanden.15 Die elf Konzerte wurden in Etappen katalogisiert (V944–V948 im Jahr 1827, V1393–V1398 im Jahr 1838). Das Violinkonzert V945 stammt gesichert von der Hand des Priesters und Musikers „Caroli Gegenbauer“ (1728–1791), der von zeitgenössischen Quellen als hervorragender Streicher beschrieben wird und spätestens ab Beginn der 1760er Jahre eine enge Verbindung zum Stift Melk pflegte. Rupert Helm16, der Prior in Melk, gedachte Gegenbauers Tod am 11. Februar 1791.17 Zahlreiche Violinsonaten Bendas im Stift Melk stammen aus Gegenbauers Hand.

 

Als zentrale Drehscheibe der Benda-Rezeption in Österreich kommt auch Rupert Helm (1748–1826) selbst in Frage, der 1766 in den Melker Konvent eintrat. Er gilt als exzellenter Musikpädagoge, Geiger und Organist. Ab 1772 war er Regens Chori im Stift Melk, im Jahre 1791 wurde er Prior, ab 1799 wirkte er am Melkerhof in Wien. Neben seiner musikalischen Tätigkeit erstellte er ab 1787 einen Musikalienkatalog.18 Manuskript A stammt möglicherweise aus einer Privatsammlung Helms.19 Manuskript B ist mit „C. M. 1827“ gekennzeichnet und wurde demnach im Jahre 1827 im „Chorus Mellicensis“ katalogisiert. Für Manuskript B gilt als erwiesen, dass es aus Helms Sammlung stammt, da das Deckblatt von seiner Hand geschrieben ist. Der Umschlag der Stimmen des Violinkonzertes in „Dis“ mit der Signatur V944 stammt ebenfalls von Helm. Ein weiterer Konnex zwischen Wien und Melk ist über den mit Helm gleichaltrigen Komponisten, Organisten bzw. Pianisten Abbé Maximilian Stadler20 (1748–1833) gegeben. Stadler trat im selben Jahr wie Helm in den Konvent des Benediktinerstiftes Melk ein, ab 1784 war er Prior, von 1796 an lebte Stadler wieder vorwiegend in Wien, wo er mit zahlreichen namhaften Komponisten und ausführenden Musikern in Kontakt stand. Bereits vor seinem Eintritt ins Kloster Melk (ab 1762 besuchte Stadler die Jesuitenschule in Wien) knüpfte er musikalische Kontakte zum um 37 Jahre älteren Giuseppe Bonno, mit dem er später auch befreundet war21 und der – wie Dittersdorfs Schilderung zu entnehmen ist – bei der Aufführung der zwölf Konzerte am Hofe Sachsen-Hildburghausens in Wien zugegen war.

 

 

Franz Benda: Concerto, Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Mus. Hs. 14, urn:nbn:de:bsz:31-19541
../../fileadmin/user upload/Concertos - Mus Hs 14 1

 

Die Flötenfassung: Verbindungen zwischen Karlsruhe und Melk?

 

Das in Karlsruhe befindliche Flötenmanuskript stammt aus der Badischen Hofbibliothek und wurde vermutlich zwischen 1760 und 1770 angefertigt. Die Flöten-, Viola- und Bassstimme wurden vom namentlich unbekannten Kopisten „Benda 20“ verfasst, die übrigen Stimmen von einem Kopisten „Miller“22 (möglicherweise Franz Xavier Miller23). Das Flötenkonzert wurde im 18. Jahrhundert zusammen mit drei weiteren Bendaschen Flötenkonzerten inventarisiert und katalogisiert. Alle vier Konzerte tragen dieselbe alte Katalogsignatur 10.24 Von der Hand der beiden Kopisten „Benda 20“ und „Miller“ stammen neben dem d-Moll-Konzert auch die Konzerte in A-Dur (Mus.Hs.13) und a-Moll (Mus.Hs.16). Das vierte Flötenkonzert in G-Dur (Mus.Hs.15) stammt von einem anderen Kopisten und ist eine transponierte Fassung des in Melk befindlichen C-Dur-Violinkonzertes (V1393).25 Auch zum Flötenkonzert in A-Dur befindet sich eine Violinfassung (V 1398) in Melk, angefertigt von einem Kopisten, der vermutlich kein Melker war.26 Was aufmerksam werden lässt, ist die Tatsache, dass das in Stift Melk befindliche Manuskript des B-Dur-Violinkonzertes (Signatur V1396) ebenfalls vom Kopisten „Benda 20“ stammt. Dieser ist möglicherweise Bindeglied zwischen Melk und Karlsruhe.

 

Eine gewagte These ist, dass das a-Moll-Konzert möglicherweise das in Melk fehlende zwölfte Violinkonzert aus Dittersdorfs Schilderung darstellt.

 

Die Flötenfassungen könnten für den Flötisten der badischen Hofkapelle, Johann Reusch (1715–1787), angefertigt worden sein. Dagegen spricht jedoch, dass die Badischen Musiker ihre Musikalien selbst herstellen mussten. Molter hatte zwar bei der ihm aufgetragenen Reorganisation der Hofmusik 1747 einen Kopisten beantragt, diese Stelle wurde jedoch mit der Begründung gestrichen: [...] sehe man nicht vor nöthig an, einen eigenen Copisten bey der Capelle zu halten, und könnten die Musici ihre Musicalia selbst schreiben.” 27

 

Es ist denkbar, dass die Flötenfassungen für den Flöte spielenden Markgrafen Carl Friedrich von Baden-Durlach (1728–1811) angefertigt wurden. Dass der junge Markgraf Carl Friedrich ein passionierter Flötenspieler war, lässt sich seinen Tagebüchern entnehmen, in denen er 1752 vermerkt: So bald ich aufgestanden war hab ich ein Solo auf der Flöte geblasen.28 Ob Carl Friedrich die Fertigkeiten besessen haben mag, Bendas Konzerte aufzuführen, ist ungewiss. Jedenfalls ist überliefert, dass er ab 1750 über mehrere Jahre hinweg Flötenmusik bei Sammartini bestellte.29

 

 

Aufführungspraxis

 

Das Karlsruher Flötenmanuskript in e-Moll wirkt flüchtig geschrieben, Artikulationszeichen und Bindebögen fehlen über weite Strecken und die wenigen vorhandenen Angaben liefern keine nennenswerten Eigenheiten gegenüber den Violin-Manuskripten. Aus aufführungspraktischer Sicht scheint es mir sinnvoll, Artikulationsangaben vor allem aus den Manuskripten D und E zu übernehmen. Die drei in Österreich befindlichen Manuskripte A–C weisen Dynamik- und Artikulationsangaben auf, welche vermutlich von Hand ausführender Musiker eingetragen wurden und einen eher disparaten Gesamteindruck ergeben. Bezüglich der Bögen über den Triolen entsteht in allen Manuskripten kein eindeutiges Bild, sie scheinen hauptsächlich der Kennzeichnung als Triole zu dienen. Die Vorschläge werden in den Manuskripten A–C sowie in der Flötenfassung vorwiegend als Achtel geschrieben, Manuskript D und E verfahren hier differenzierter.

 

Eine interessante Anregung für InterpretInnen können die Vorschläge für Verzierungen des zweiten Satzes in den Manuskripten C und D geben, wie auch die Kadenzen in der Brüsseler Fassung D und in der Flötenfassung selbst.

 

 

Zusammenfassung

 

Die vier in Karlsruhe befindlichen Manuskripte der Benda-Konzerte für Flöte und Orchester in A-Dur (Mus. Hs. 13), e-Moll (Mus. Hs. 14), G-Dur (Mus. Hs. 15) und a-Moll (Mus. Hs. 16) wurden offenbar ursprünglich für Violine und Orchester komponiert, wobei das e-Moll- und das G-Dur-Konzert (V1393) Transpositionen aus den Tonarten d-Moll und C-Dur darstellen. Die vier den Flötenfassungen zugrunde liegenden Violinkonzerte sind vermutlich Teil einer Sammlung von zwölf für St. Petersburg bestimmte Violinkonzerte, die der russische Botschafter in Wien, Reichsgraf Hermann Carl von Keyserlingk (1697–1764), zwischen 1752 und 1754 nach Wien senden ließ. Die Karlsruher Flötenmanuskripte wurden möglicherweise für den Flöte spielenden Markgrafen Carl Friedrich von Baden-Durlach (1728–1811) angefertigt.

 

Das Konzert in e-Moll ist bei Schott in Mainz verlegt (Copyright 1969): Stimmensatz ISMN 979-0-001-02139-5 (30. Juni 1989), Partitur ISMN 979-0-001-02138-8 (30. Juni 1976), Klavierauszug ISMN M-001-09324-8 (15. März 1976).

Das Konzert in a-Moll wurde 2010 bei Doblinger in Wien verlegt: Stimmensatz ISMN 9790012406969, Partitur ISMN 9790012197270, Klavierauszug ISMN 9790012406952.

 

 

Anmerkungen:

1 Burney, Charles: Tagebuch einer musikalischen Reise 1772. Kassel 2004 u. a., Bärenreiter.

2 Sellmann, Volker: Franz Benda – Flötenkonzert (22.6.2020). Verfügbar unter https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/alte-musik/top-99-benda-floetenkonzert-100.html (abgerufen am 18.9.2020).

3 Transponierfehler im ersten Satz: Flöte Takt 217: d2 statt e2, Violino primo Takt 207: c1 statt h, Violino secondo Takt 207: a statt h. Weitere Transponierfehler im zweiten und dritten Satz.

4 Das e-Moll Flötenkonzert wird im Breitkopf Catalogue von 1763 angeführt und darin im thematischen Katalog der Werke Franz Bendas gemeinsam mit zwei G-Dur-Flötenkonzerten vor 1762 datiert. In Frans Vester: Flute music of the eighteenth century, Monteux 1985, Musica rara.

5 Etwa wurde im Presto-Satz in den Bassstimmen der Manuskripte A und C ein vermeintlich vergessener Takt durch die Kopisten nachträglich fehlerhaft ergänzt. Diesen Fehler übernahm der Kopist von B unüberprüft.

6 Johannes Prominczel (ehem. Musikalienarchivar des Stiftes Melk und gegenwärtig Direktor des Archivs der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien), mündliche Mitteilung an die Autorin.

7 Lee, Douglas A.:  Franz Benda (1709–1786), A Thematic Catalogue of his Works. New York 1984, Pendragon Press.

8 Auf Papier ebendieser Manufaktur schrieb etwa W. A. Mozart im Jahre 1768 Teile der Werke KV48–KV51 sowie KV65. Auch Joseph Haydn verwendete Papier vom selben Hersteller für „Acide“ im Jahre 1762. Karl von Ordonez schrieb darauf „Alceste“ 1775. Wasserzeichen: Drei Halbmonde über den Buchstaben FC.

9 Manuskript D ging vermutlich als Teil der Westphal Kollektion ins Eigentum des Brüsseler Konservatoriums über.

10 Benda selbst nennt in seiner Autobiographie aus dem Jahre 1763 insgesamt fünfzehn Violinkonzerte.

11 Dittersdorf, Karl Ditters von: Karl Ditters von Dittersdorf Lebensbeschreibung, Seinem Sohne in die Feder diktiert 1801. München 1967, Kösel, S. 53–66.

12 ebd.

13 ebd.

14 Dittersdorf trat die Stelle bei Prinz Sachsen-Hildburghausen im Jahre 1751 an, Keyserlingk war ab 1752 russischer Botschafter in Wien, im April 1754 übersiedelte der Prinz nach Schloss Hof.

15 Ingeborg Allihn (in: Musik in Geschichte und Gegenwart, Bärenreiter, Kassel 1999) datiert drei der elf Melker Konzerte vor 1750. Diese Angabe scheinen mir jedoch nicht zuverlässig. Allihn bezeichnet u. a. das in Melk zweifach vorliegende Konzert als verschollen.

16 Erhart, P.: Niederösterreichische Komponisten. Wien 1998, Doblinger, S. 37.

17 Freeman, Robert N.: The Practice of Music at Melk Abbey. Based upon the Documents, 1681–1826. Wien 1989, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, S. 292–293.

18 Brook, Barry S. & Viano, Richard J.: Thematic Catalogues in Music: An Annotated Bibliography. Stuyvesant-New York 1997, Pendragon Press.

19 Johannes Prominczel, mündliche Mitteilung an die Autorin.

20 Stadler, P. Maximilian OSB (Joannes Carolus Dominicus), in: Österreichisches Musiklexikon online. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Verfügbar unter: https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Stadler_Maximilian.xml (abgerufen am 22.9.2020).

21 Bonno, Joseph (Giuseppe), in: Österreichisches Musiklexikon online. Verfügbar unter: https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_B/Bonno_Joseph.xml und unter: https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Stadler_Maximilian.xml (abgerufen am 22.9.2020).

22  Lee, Douglas A.: Franz Benda (1709–1786), A Thematic Catalogue of his Works. New York 1984, Pendragon Press.

23 Erstmals erwähnt 1793, Wirkungsort München. Vgl. Bayerisches Musiker Lexikon online der Ludwig Maximilians Universität München. Verfügbar unter: http://www.bmlo.lmu.de/Q/Musikalische_Tätigkeit=Notengraphiker (abgerufen am 22.9.2020).

24 Das erste Karlsruher Musikalieninventar wird auf 1740 datiert, das spätere Verzeichnis wurde um ca. 1755 von der Hand Johann Melchior Molters angelegt. 1772 wurde der Notenbestand der aufgelösten Rastatter Kapelle übernommen, womit ein großer Zuwachs an weltlicher Vokal- und Instrumentalmusik verbunden war. Vgl. Rüdiger Thomsen-Fürst: Die Musik am markgräflich badischen Hof in Karlsruhe (1715–1803), in: Silke Leopold & Bärbel Pelker (Hrsg.): Süddeutsche Hofkapellen im 18. Jahrhundert. Heidelberg 2018, Heidelberg University Publishing, S. 153f.

25 Lee, Douglas A. (1984): Franz Benda (1709-1786), A Thematic Catalogue of his Works. New York 1984, Pendragon Press.

26 Mündliche Mitteilung von Johannes Prominczel (Musikalienarchivar des Stiftes Melk).

27 www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/musik/blb-musikaliensammlung.php (abgerufen am 10.5.2009), jetzt verfügbar unter: https://www.blb-karlsruhe.de/files/user_upload/PDF/7_Textarchiv/1992_Haefner_Musikalien.pdf (abgerufen am 6.12.2021)

28 Badische Landesbibliothek und Badische Bibliotheksgesellschaft. Pressemitteilung Nr. 17/2010 vom 11.11.2010. Verfügbar unter: https://blb-karlsruhe.de/files/user_upload/PDF/5_Presse/Pressearchiv/PM_17_2010_11_11_musikhandschriften.pdf (abgerufen am 19.9.2020).

29 Schmid, Manfred Hermann: Mozart-Studien. Band 25. Wien 2018, Hollitzer, S. 364.

 

 

 

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Über den Autor / die Autorin
Daniela Gillinger ,

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