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Johann Sebastian Bach: Konzert in a-Moll für Cembalo, Flöte, Violine, Streicher und Basso continuo „Tripelkonzert“ BWV 1044 Rezensionen

 

Hg. Dietrich Kilian, Reihe: Bärenreiter Urtext, Kassel 2023, Bärenreiter Verlag, Partitur, BA05259, € 34,95; Cembalo solo, BA05259-68, € 11,95; Querflöte solo, BA05259-20, € 6,95; Violine solo, BA05259-77, € 6,95; Streicher, je € 4,95

 

Die neue Bärenreiter-Ausgabe von Johann Sebastian Bachs sogenanntem „Tripelkonzert“ BWV 1044 präsentiert keine Überraschungen oder neue Erkenntnisse. Es handelt sich lediglich um die von Emanuel Signer betreute Ausgliederung von Partitur und Aufführungsmaterial aus der Neuen Bach Ausgabe, die bereits 1986 von Dietrich Kilian ediert worden war. An der philologischen Sorgfalt dieser Ausgabe ist somit in keinem Detail zu zweifeln – deshalb dürfte sie für die Musikpraxis sicher als Referenzausgabe gelten.

 

Dass dieses Werk erst so spät in einer praktischen Edition der NBA erschien, könnte daran liegen, dass es nie die Popularität der anderen Concerti Bachs erlangen konnte und immer im Schatten des 5. Brandenburgischen Konzerts in derselben Besetzung steht.

 

Erst seit Albert Schweitzers Buch von 1908 wird es als das Tripelkonzert Bachs bezeichnet (man hätte ja durchaus auch andere seiner Concerti so nennen können). Bei näherer Betrachtung ist dieser Titel für BWV 1044 gar nicht einmal wirklich zutreffend, handelt es sich doch um ein genuines Cembalokonzert – und zudem eines der technisch anspruchsvollsten aus Bachs Feder.

 

Die beiden anderen Soloinstrumente treffen nur im solistischen Mittelsatz zu gleichberechtigtem Zusammenspiel. In den Ecksätzen fungieren sie als eine Art Hintergrund-Concertino ohne eigenständige Anteile. Flöte und Geige wirken in ähnlicher Weise mit dem Cembalo zusammen wie in Rameaus Pièces de clavecin en concert: vergleichbar der Kolorierung eines Kupferstichs.

 

Alle anderen bekannten Cembalokonzerte Bachs sind Bearbeitungen früherer Werke, ebenfalls bereits Concerto-Kompositionen. Bei BWV 1044 liegt insofern ein Sonderfall vor, als die beiden Ecksätze eine tiefgreifende Bearbeitung einer Solokomposition für Cembalo, dem Präludium und Fuge a-Moll BWV 894, darstellen. Diese beiden Einzelsätze mussten erst „concertofähig“ gemacht werden durch Neukomposition von Ritornellen und Begleitstrukturen (wie eben jenem besagten „Concertino“ aus Flöte und Geige).

 

Den galanten Mittelsatz kennen wir aus der Orgeltriosonate BWV 527. Höchstwahrscheinlich gehen aber beide bekannten Versionen zurück auf mindestens eine frühere dritte, die nicht erhalten ist.

 

Allen Eigenheiten dieses Werks zum Trotz, und ungeachtet der Frage, ob das Arrangement wirklich von ihm selbst stammt oder, wie auch schon vermutet wurde, von Müthel, einem seiner letzten Schüler: die DNA dieses Werks ist allerbester Bach und es „riecht“ in vielen Aspekten wie dem Einsatz von Chromatik und dynamischer Ausdifferenzierung nach einem Spätwerk, nicht zuletzt, weil es seine einzige Komposition ist, die im Cembalo ein f3 verlangt.

 

 

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Über den Autor / die Autorin
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