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Jean-Baptiste Quentin (le Jeune): Sieben Quartette, Nr. 1 und 2 Rezensionen
für Traversflöte/Violine, Violine, Viola da Gamba und Basso continuo (Hg. Günter und Leonore von Zadow), Heidelberg 2024, Edition Güntersberg, Partitur und Stimmen, G433, € 21,50
Im Jahr 1983 erschien bei Archiv Produktion der DGG eine Schallplatte des Ensembles „Musica Antiqua Köln“ mit französischen „Concerts“ des Spätbarock. Deren Programm enthielt neben den Flötenkonzerten von Buffardin und Blavet Ensemblemusik von Boismortier und Corrette sowie ein Werk des bis dahin wohl nicht nur mir unbekannten Jean-Baptiste Quentin.
Ich erinnere mich, von diesem Quartett in A-Dur op 12,1 bereits damals fasziniert gewesen zu sein, stellte es doch kompositorisch zweifellos das gehaltvollste Stück auf der gesamten Platte dar.
Es strafte das Vorurteil Lügen, die französische Musik dieser Epoche litte generell an Stereoptypie und kompositorischer Dünnblütigkeit. Wir erleben hier vielmehr rhetorisch prägnante Themen, klanglich fantasievolle Koppelungen der Instrumente untereinander, aber auch kontrapunktische Texturen, die sich im harmonischen Resultat zuweilen bis zu Bachscher Intensität verdichten.
40 Jahre nach diesem „Aufmerker“ nimmt sich Günter v. Zadow in seinem Güntersberg-Verlag jetzt dieser Quartette Quentins in einer sorgfältigen modernen Ausgabe an.
Es sind insgesamt 7 davon überliefert, die – wie wir es aus anderen französischen Drucken der Zeit z. B. von Boismortier oder Dornel kennen – als größer besetztes Einzelwerk in Druckveröffentlichungen mit je fünf Triosonaten jeweils als Nummer sechs angehängt sind, erschienen zwischen 1737 und 1748.
Mein damaliges Erstaunen über das außergewöhnliche Niveau dieser Musik findet nun seine Bestätigung in den Partituren der ersten beiden mir zur Rezension vorliegenden Quartette in F-Dur und A-Dur.
Von der Besetzung und Konzeption her entsprechen sie Telemanns sog. „Pariser Quartetten“. Die erste Stimme kann von Flöte oder Violine ausgeführt werden, eine weitere Violine und eine konzertierende Viola da gamba werden von einem Basso continuo gestützt.
Im Falle des zweiten Quartetts in A-Dur deutet alles darauf hin, dass die (in diesem Falle unbezifferte) unterste Stimme nur von Cello ohne Akkordinstrument zu spielen ist: also wie in einem echten frühklassischen „Flötenquartett“.
Auch stilistisch sind wir ganz nah bei Telemanns Quartetten: gemäß der Idee der „Goûts réunis“ vermischen sich französische Einflüsse mit italienischen: Concerto-artige Satzkonzeptionen nach Vivaldischem Muster stehen neben typisch französischen „Airs“ in Rondeauform, „Galante Conversationen“ neben „Gelehrtem“ mit kontrapunktisch durchgeführten Fugen: Das F-Dur-Quartett beginnt gar mit einem ausdrucksvollen Largo in f-Moll.
Entscheidend für die Bedeutung dieser Neuedition bei Güntersberg ist die ausnehmend hohe Qualität der Kompositionen. Es handelt sich hier um kammermusikalische Meisterwerke, die denen Telemanns in keiner Weise nachstehen. Ich bin davon überzeugt, dass auch die Editionen der weiteren Werke dieser Reihe diesen Eindruck bestätigen werden.
Für Ensembles mit Gambe stellen die Ausgaben somit eine kostbare Repertoireerweiterung dar.
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Michael Schneider(...)