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Vivaldi – Boismortier: Huit Concertos Rezensionen
Jean-Louis Beaumadier (piccolo), Orchestre National de France, Jean-Pierre Rampal (direction), Ensemble Instrumental La Follia, Philippe Pierlot (2e piccolo), Indésens Calliope Records, Paris 2023, 1 CD, ICO 14
Diese CD ist wohl eine Wiederauflage älterer Aufnahmen. Zunächst die drei Original-Flautino-Konzerte, die, ursprünglich für Sopranino-Blockflöte komponiert, natürlich bei entsprechend vorhandener Virtuosität auch eine einzigartige Herausforderung für die Piccolo darstellen: zwei davon in C-Dur, eines in a-Moll. (RV 443 – 445). Diese hatte – auch in allen weiteren Konzerten der CD – auch schon in jüngeren Jahren Jean-Louis Beaumadier zur Verfügung. Sowohl in den schnellen Figuren, als auch in den wunderschön gespielten melodiösen Abschnitten. Auf der CD folgen dann nach den drei ersten Original-Flautinokonzerten noch vier weitere Konzerte für Traversflöte, hier mit Piccolo gespielt, was natürlich bei dem Konzert Il Gardellino, dem „Stieglitz“-Konzert, schon nahe liegt. Sind die ersten drei Originalkonzerte und das folgende a-Moll-Konzert schon 1979 aufgenommen worden mit dem Orchestre National de France unter der Leitung des weltberühmten Flötisten und in dem Falle auch Lehrer Beaumadiers, Jean-Pierre Rampal, so sind die weiteren drei Konzerte erst 1984 mit dem Ensemble Instrumental La Follia eingespielt worden, eines davon ist übrigens das C-Dur-Doppelkonzert mit Philippe Pierlot an der 2. Piccoloflöte. Schon auffallend der Unterschied in der Interpretation, vor allem im Orchester. In den Originalkonzerten sehr frisch musiziert, aber ganz offensichtlich ohne „historisch informierten“ Hintergrund. Dieser scheint zumindest bei den Aufnahmen von 1984 eine hörbare Rolle eingenommen zu haben. Dieser leider gar nicht bei dem „Zugabenstück“ der CD: Joseph Bodin de Boismortiers Concerto op. 15 Nr. 3 in D-Dur. Original für 5 Flöten, hier mit 8 Flöten musiziert mit Jean-Louis Beaumadier an der Bassflöte. Die Live-Aufnahme datiert ebenfalls aus dem Jahre 1984: Jean-Pierre Rampal an der 1. Flöte mit seinen Meisterschülern. Sehr rasche Tempi, viel Vibrato. Man sollte das durchsichtiger spielen. Die nicht so ausgewogene Live-Aufnahmequalität mit relativ viel Hall spielt da sicher auch eine Rolle mit. Eigenartig auch das plötzlich deutlich schnellere Tempo im Schlusssatz (Takt 108) in den Solo-Sechzehnteln der 1. und 2. Flöte. Als inzwischen historisches Ereignis vielleicht nicht einmal uninteressant. Dagegen ist selbst bei den ersten Vivaldi-Konzerten mit Rampal als Dirigent eine größere Durchsichtigkeit. Und vor allem erfreut in zwei der Konzerten der überraschend originelle Einfall, die Streicher im langsamen Mittelsatz fast durchweg pizzikato spielen zu lassen. Bei diesen drei Konzerten fällt auf, dass es sehr viele Aufnahmen des C-Dur-Konzertes RV 443 gibt, von den beiden anderen „nur“ 4–5. Und dieses Konzert steht zwar als erstes im Booklet und dem CD-Umschlag, ist aber erst als drittes auf der CD zu hören. Trotz der kleinen Einschränkungen bereitet diese CD Vergnügen, allein schon durch den blühenden Ton Jean-Louis Beaumadiers.
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