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Das Französische Flageolett Teil 2: Das späte 17. und 18. Jahrhundert Fachartikel

 

Im Gegensatz zum 17. Jahrhundert finden sich im 18. Jahrhundert weniger Instrumente und Schulen bzw. Kompositionen für das französische Flageolett. Dieses Jahrhundert wurde daher im Vergleich zu den vorhergehenden und nachfolgenden auch als „dunkles Zeitalter“1 des Flageoletts bezeichnet, obwohl das Instrument weiterhin gespielt wurde.

 

Wie wir sehen werden, beziehen sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die meisten Hinweise auf das Instrument auf das flageolet d'oiseau. Obwohl es ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ausführlicher beschrieben wird, habe ich in Teil 1  meines Artikels spanische Quellen angeführt, denen man entnehmen kann, dass bereits im 17. Jahrhundert ein kleines Flageolett verwendet wurde, um Käfigvögeln das Singen beizubringen.2

 

Dieser Trend war auch im 18. Jahrhundert und auch später noch sehr populär, nicht nur bei Königen und Aristokraten sondern auch bei einer breiteren Öffentlichkeit.

 

ENGLAND

Am Beispiel Englands, wo sich das Instrument ab den 1660er Jahren mehrere Jahrzehnte lang großer Beliebtheit erfreute, kann man beobachten, wie das Interesse an diesem Instrument zugunsten der Blockflöte allmählich schwand.

 

Samuel Pepys, der große Liebhaber des Flageoletts, schildert in seinem Tagebuch dieses Phänomen:

 

Ich [ging] zu Drumblebys, und sprach dort viel über Flöten; und kaufte eine Blockflöte, auf der ich spielen zu lernen gedenke, da ihr Klang mir von allen Klängen in der Welt am angenehmsten ist. (Pepys Tagebuch, 8. April1668).3

 

Eine Woche später erwirbt er The Pleasent Companion4, die Flageolett-Schule von Greeting und beginnt am gleichen Tag mit dem Erlernen der Blockflöte:

Greetings Buch,  1s.

Habe heute begonnen, das Blockflötenspiel zu erlernen.

(Pepys Tagebuch, 16. April 1668).5

 

Der Aufstieg der Barockblockflöte ab dem späten 17. Jahrhundert ist, wie schon beim Flageolett, in England ausführlicher dokumentiert als in Frankreich.

 

Dieser Aufstieg in England könnte mehrere Gründe gehabt haben. Zum einen lag dies an den Klangeigenschaften und musikalischen Möglichkeiten der Blockflöte. Man darf nicht vergessen, dass das Flageolett ein hoch klingendes 2'-Instrument ist, was zur Folge hat, dass es sich bei konzertanter Musik schwer mit anderen Instrumenten mischt,6 während der Klang einer Altblockflöte, die im Diskantbereich angesiedelt ist, sich besser für das Zusammenspiel im gemischten Ensemble oder mit Sängern oder einem Continuo-Instrument eignet. Zum Anderen erleichterte die zügige Einführung der Notenliniennotation (5 Notenlinien für die Darstellung der Tonhöhen) anstelle der Griff- bzw. Punktnotation (6 Linien mit Punkten für die jeweils zu schließenden Löcher), dem einzigen Notationssystem, das im 17. Jahrhundert für das Flageolett verwendet wurde, den Profi- und Amateur-Blockflötisten das Erlernen und Vom-Blatt-lesen neuer Stücke und komplexerer Repertoires.

 

Obwohl die Griffnotation auch für die Blockflöte verwendet wurde, erschien sie in der Regel in Kombination mit der Notensystemnotation. So geschehen in den ersten vier Schulen für Blockflöte, die zwischen 1679 und 16867 veröffentlicht wurden, und die sich an The Pleasant Companion, dem Flageolett-Tutorium von Thomas Greeting (erstmals 1672 veröffentlicht) orientierten. Von diesen Lehrbüchern enthält nur The Most Pleasant Companion (1681) von John Banister zwölf Lektionen, die ausschließlich in Tabulatur geschrieben sind, während die übrigen die Griffnotation mit regulärer Notation kombinieren.

 

Diesen „Wettstreit“ zwischen dem Flageolett und der Blockflöte hat Douglas Macmillan8 gestützt auf mehrere Quellen untersucht. Bereits 1679 vergleicht John Hudgebut, der Autor des ersten englischen Lehrwerks für Blockflöte, im Vorwort seines A vade mecum for the lovers of musick shewing the excellency of the Rechorder das Flageolett mit der Blockflöte mit Hilfe einer biblischen Allegorie:9

 

Von diesen ist das Flageolett wie Esau. Es ist zwar das Ältere, aber die Blockflöte bekommt wie Jakob das Geburtsrecht. Sie besitzt viel mehr Ansehen und Wertschätzung bei Adel und Gentry, während das Flageolett absteigt zum Diener der Lakaien und des Fußvolkes.

Aber wir beabsichtigen nicht, durch die Herabsetzung des Flageoletts die Vorzüge der Blockflöte zu erhöhen; wir werden dem Flageolett alle ihm gebührenden Attribute zugestehen und sehen, ob die Blockflöte dem entweder gleichkommt oder es sogar übertrifft. Das Flageolett ist ein guter Begleiter, da es leicht in der Tasche getragen werden kann, ebenso die Blockflöte: Das Flageolett ist immer gestimmt, so auch die Blockflöte; Darüber hinaus übertrifft sie das Flageolett aber in der Süße ihres Klangs, der viel weicher und reizender ist, in ihrem Umfang und in der Mannigfaltigkeit der Töne. Da alle Instrumente in den letzten Jahren in dieser Nation großen Zuspruch und Verbesserungen erfahren haben, so hat die Blockflöte nicht die geringste Ermutigung erfahren, um in die Gunst der Damen aufgenommen und zum Begleiter des Herren gemacht zu werden.

 

Beide Instrumente existierten im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts nebeneinander, aber um die Jahrhundertwende erlangte die Blockflöte größere Bedeutung als das Flageolett. Die letzte englische Schule des 17. Jahrhunderts für Flageolett, The Innocent Recreation,10 geschrieben von John Miller, wurde 1695 oder 1699 veröffentlicht, während in Frankreich Freillon Poncein seine Veritable Maniere im Jahr 1700 herausgab.

 

Obwohl zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Blockflöte das Flageolett teilweise verdrängt hatte und seine Verwendung in England zurückging, gibt es doch einige Hinweise auf das Flageolett als Instrument, um Vögeln das Singen zu lehren, d. h. ein Flageolet d'oiseau. Der erste dieser Hinweise ist ein Manuskript von John Hamersley: A Description of all the musical birds in this kingdom, with their nature, breeding, feeding, diseases, and remedies, also several new tunes made for birds and may be taught them by the Cantillo or small Flageolet, by John Hamersley (British Library: Add Ms 29892).11

 

Von J. F. R. Stainer (1899)12 als um 1700 datiert, befasst es sich mit „Zucht, Fütterung, Krankheiten und Heilmitteln“ und anderen praktischen und kuriosen Angaben zu verschiedenen Vögeln. Es enthält auch einige Hinweise wie man den Vögeln das Singen beibringen kann und vierzehn Melodien, geschrieben für Cantillo oder das kleine Flageolett. Während das Cantillo eine Membran ist, die aus dem Blatt einer Zwiebel oder eines Lauchs hergestellt und zwischen den Lippen gespielt wurde, handelt es sich bei dem kleinen Flageolett um ein „flageolet d'oiseau“ von etwa „fünf oder sechs Zoll Länge (12,7 cm bis 15,24 cm) dessen Bohrung so klein ist, dass die tiefste Note eine halbe Note über E la in der Konsorttonhöhe ist“. Zwei dieser Melodien sind von Stainer13 und Stanley Godman14 transkribiert worden.

 

Abb. 1: Zwei Melodien aus dem Manuskript von Hamersley nach Stainer und Godman (José Menéndez Galván).
../../fileadmin/user upload/Abb. 1 Hamersley s MS

 

1708 wurde der Versuch unternommen, die Begeisterung für das Flageolett wieder aufleben zu lassen. In diesem Jahr wurde im Daily Courant vom 15. Dezember die Veröffentlichung von John Walsh und P. Randall von The Flagelet Reviv'd or The Bird Fancyer's Delight angekündigt. Obwohl keine Exemplare dieser Ausgabe überliefert sind, vermutete William C. Smith15, dass sie mit A Book for the Flagelet Gamut way übereinstimmen könnte, das in „Books of Instrumental and Vocal Musick Printed in the ye Year 1709“ von Walsh & Randall gelistet ist.

 

Das Hauptansinnen dieses wiederbelebten Flageoletts war die Ersetzung der Grifftnotation durch die Notenliniennotation, wodurch gewährleistet wurde, dass jeder jede Musik spielen konnte – und sei sie auch noch so schwierig – nicht nur mit dem Flageolett, sondern auch mit der Blockflöte.

 

Abb. 2: Anzeige für The Flagelet Reviv'd or, The Bird Fancyer's Delight im Daily Courant vom 15. Dezember. Archiv.org
../../fileadmin/user upload/Abb. 2 Anzeige

 

Eine weitere Ausgabe von The Bird Fancyer's Delight wurde 1717 von Richard Meares16 veröffentlicht. Im selben Jahr erschien bei John Walsh und John Hare eine weitere Version17, und eine letzte Ausgabe wurde von Walsh und Hare um 1730 herausgegeben18.

 

Im Vorwort zur Ausgabe von Walsh und Hare werden die Vorteile der Notensystemnotation noch ausführlicher erläutert:

 

Man kann sich noch an die alte Art erinnern, die Flöte zu spielen, nämlich mithilfe von Punkten – ein Andenken daran bleibt bis heute die Grifftabelle für dieses Instrument – aber diese Art war so unpraktisch und schwer vom Blatt zu lesen, sodass das Instruments beinahe ganz außer Gebrauch kam, bis es mit neuer Notation wieder eingeführt wurde, wodurch es nicht nur stark in Mode kam, sondern auch den Spielern das Vom-Blatt-Lesen ermöglicht wurde, so, wie auf jedem anderen Instrument. Zweifellos wird mit dieser Methode diese Verbesserung auch auf dem Flageolett möglich sein […] alle Lektionen oder Airs, die für Flöte geschrieben wurden, können nun auch auf dem Flageolett gespielt werden, was folglich allen Liebhabern des Instruments sehr willkommen sein muss, dessen Verbesserung dem genialen Mr. Hill zu verdanken ist. Hill, der mehrere unvergleichliche Stücke für das Flageolett geschrieben hat, und ein ausgezeichneter Spieler auf diesem Instrument ist, und um die Liebhaber dieses Instruments zu ermutigen, ist er bereit, jeden, der es lernen möchte, in dieser neuen Methode zu unterrichten.19

 

Auch in diesem Fall wird die Ersetzung der Griffnotation durch die Notensystemnotation genutzt, um ein potenzielles Publikum anzusprechen. Diesmal wendet er sich jedoch an eine breitere Gruppe, nämlich die Blockflötenspieler, und stellt sicher, dass auch sie auf diese Weise das Flageolett mit Leichtigkeit spielen können. Die ersten vier Melodien kombinieren die Notensystemnotation mit der Griffnotation, während die restlichen Stücke nur in „normaler“ Notation erscheinen. Beide Ausgaben fügen 43 verschiedene Melodien hinzu, davon 30 in der Meares-Ausgabe und 41 in Walsh/Hare, die meisten komponiert von einem Mr. Hill, „a fine performer on ye flageolet“.20

 

Beide Ausgaben enthalten einige technische Angaben über die Verwendung des Flageoletts und zeigen ein Instrument, das zum ersten Mal eine Erweiterung, eine Windkapsel, besitzt, auf die später noch eingegangen wird, wenn wir uns mit der Organologie des Instruments im 18. Jahrhundert befassen.

 

Im Jahr 1714 wurde in London ein weiteres Buch mit dem Titel The Bird-Fancier's Delight: Or Choice Observations and Directions ohne Verbindung zu dem oben genannten veröffentlicht.21 Der Autor ist anonym, könnte aber mit John Hamersley in Verbindung gebracht werden, da das Buch einen Teil des Inhalts von Hamersleys zuvor beschriebenem Manuskript wiedergibt, allerdings ohne Melodien zu enthalten. Die einzige Erwähnung des Flageoletts erscheint auf Seite 80: „The next is the Linnet, which will learn almost any Tune if not too long [...] after the Flajelet, or your Mouth [...]“

 

 

FRANKREICH

In Frankreich wird das flageolet d'oiseau oder flageolet de serins seit Mitte des 17. Jahrhunderts auch in der Literatur über die Zucht, Pflege und den Unterricht von Käfigvögeln erwähnt, was sich in der Veröffentlichung verschiedener Publikationen widerspiegelt.

 

Charles de Sercy (1623–ca. 1700) brachte 1674 die Instruction pour élever, nourrir, dresser, instruire & panser toutes sortes de petits oyseaux de volière zum Druck, die 1697 neu aufgelegt wurde.22 In beiden Auflagen wird die „flute douce“ anstelle des Flageoletts erwähnt:

 

Die Nachtigallen […] Ich habe noch andere gesehen, die das Pfeifen gelernt haben, während sie in der Nähe eines Stars waren; so dass dieser Vogel sehr gelehrig ist, verschiedene Melodien zu erlernen, wie auch der Hänfling; & man könnte ihm die Blockflöte lehren oder andere Melodien, die er mit seinen eigenen mischen würde […] (1697).23

 

Derselbe Herausgeber veröffentlichte 1697 die Traité du rossignol24, die 1707 von seinem Nachfolger Claude Prudehomme (ca. 1670–ca.1734) neu aufgelegt wurde. Heute wird die Autorschaft Nicolas Venette25 (1632–1698), Arzt und Lehrer für Chirurgie und Anatomie in La Rochelle (Frankreich), zugeschrieben. In diesem Buch wird kein Musikinstrument erwähnt.

 

Aber 1707 veröffentlichte Claude Prudhomme ein neues Werk: Traité du serein de Canarie, et autres petits oiseaux de voliere. In diesem Buch finden sich mehrere Verweise auf das Flageolett, aber keine Hinweise darauf, wie man das Instrument zum Unterrichten der Vögel verwendet:

 

 

Der Kanarienvogel: Von allen kleinen Vögeln nach der Nachtigall singt der Kanarienvogel am besten und hat die stärkste Stimme. Wenn er jung ist, lernt er leicht, was man ihm zeigt, wie Melodien und Lieder auf dem Flageolett.

Vom Hänfling: […] er lernt recht leicht die Melodien, die man ihm auf dem Flageolett & sogar mit dem Mund zeigt.

Von der Lerche und der Haubenlerche: […] Diese Gründe lassen mich die Haubenlerche allen Flageolettvögeln vorziehen.26

 

Zwei Jahre später, im Jahr 1709, veröffentlichte C. Prudhomme unter Verwendung des Titels seines vorherigen Buches die Nouveau traité des serins de Canarie, contenant la manière de les élever, de les appareiller pour en avoir de belles races; avec de remarques aussi curieuses que necessaires sur les signes & causes de leurs maladies, & les Secrets pour les guerir.27

 

Dieses von J. C. Hervieux de Chanteloup (1683–1747) verfasste Buch kann als die erste Monographie über den Kanarienvogel und als einer der größten publizistischen Erfolge der Vogelliteratur angesehen werden. Es wird bis ins 19. Jahrhundert hinein in Frankreich mehrfach neu aufgelegt28 und ins Niederländische29, Deutsche30, Englische31, Italienische32, Dänische33, Schwedische34, Spanische35 und Portugiesische36 übersetzt.  

 

Chanteloup gibt im Kapitel IX: En quel temps, & de quelle maniere il faut mettre les Serins, lorsqu'on veut les instruiré au Flageollet (S. 90–100) einige Hinweise zur Verwendung von „un petit flageolet“, um den Kanarienvögeln das Singen zu lehren. Er fügt eine Partitur mit zwei Stücken bei: ein Prelude und den Marche des Surlobes.37 

 

Abb. 3: J. C. Hervieux de Chanteloup: Prelude und Marche des Surlobes, aus: Nouveau traité des serins de Canarie, ¹1709.
../../fileadmin/user upload/Abb. 3 Prelude and March

 

Dieses Stück hat auch Jacques Martin Hotteterre (1674–1763) in seine Méthode pour la Musette von 1737 aufgenommen, in der er angibt, dass es von seinem Vater Martin Hotteterre (ca. 1635–1712) komponiert wurde.38

 

Abb. 4: Jacques Martin Hotteterre: Marche du Regiment de Surlaube, aus: Méthode pour la Musette, Paris 1737, Ballard.
../../fileadmin/user upload/Abb. 4 Marche du Regiment

 

Dies ist nicht der einzige Hinweis, der das Flageolett mit der Familie Hotteterre in Verbindung bringt. In der Svitte des mémoires von Michel de Marolles, Abbé de Ville-Loin (1657, S. 262), notiert er im Zusammenhang mit französischen Musikern: „Viele waren begeistert von der Blockflöte von la Pierre und dem Flageolet von Osteterre“.39  Es ist allerdings schwer zu sagen, welches Mitglied der Familie Hotteterre gemeint ist. Charles-Emmanuel Borjon de Scellery (1633–1691) jedoch bezieht sich 1672 in seiner Traité de la Musette mit seinem Lob der Hotteterres auf Jean I. Hotteterre (ca. 1610–1691) und seine drei Söhne: Jean, Nicolas und Martin.40 Jean I. wird von Borjon als bemerkenswerter Hersteller von Flageoletts und anderen Instrumenten bezeichnet:

 

Diejenigen, die sich in diesem Königreich durch ihre Komposition und ihr Spiel sowie durch ihre Geschicklichkeit beim Bau von Musetten am meisten empfohlen haben, sind die Ssr Hotteterre. Der Vater ist ein herausragender Mann im Bau aller Arten von Instrumenten aus Holz, Elfenbein und Ebenholz, wie Musetten, Flöten, Flageoletts, Oboen, Krummhörnern und anderen Instrumenten.41

 

Die vier erscheinen als Blockflötenspieler unter dem Namen „Les Quatres Opteres“ im Programmheft von Lullys Ballett Les Nopces de Village von 1663.42 

 

David Lasocki43 hat weitere Hinweise zusammengetragen, die die Hotteterres mit dem Flageolett in Verbindung bringen: die Inventarlisten nach dem Tod von Nicolas Hotteterre (1694)44 und Marie Crespy (1711), der Frau von Martin Hotteterre.45  Auch in der Inventarliste, die nach dem Tod von Jacques Danican Philidor (1708) erstellt wurde, werden zwei Flageoletts zur Abrichtung von Kanarienvögeln erwähnt.46

 

Zurück zu Chanteloup: In der Ausgabe seines Buchs von 1713 sehen wir, dass er zwei neue Stücke ergänzt hat: ein weiteres Prelude und eine Gavotte. Nach seinen Angaben wurden sie von Mme De Montandre komponiert.

 

Abb. 5: J. C. Hervieux de Chanteloup : Prelude und Gavotte. Nouveau traité des serins de Canarie, 1713.
../../fileadmin/user upload/Abb. 5 Prelude and Gavotte

 

Er stellt auch ein weiteres Instrument zur Schulung von Kanarienvögeln vor: „un petit Flageollet organicé“.47  Es ist eine Art Orgelportativ mit zwei Oktaven. Er spricht auch von einem mechanischen Flageolett, rät aber davon ab, weil es ständig angepasst werden muss. Es ist die Serinette, die in den folgenden Jahrzehnten perfektioniert wurde und das Flageolett zum Unterrichten von Vögeln ersetze.

 

In der Pariser Ausgabe von 1745 fügt Chanteloup in Kapitel XXIX: Des differens Airs nouveaux qui conviennent à nos Canaries, pour les instruire au flageollet zwölf Airs Nouveaux pour les Serins48 hinzu.

 

Abb. 6: J. C. Hervieux de Chanteloup: Airs Nouveaux pour les Serins. Nouveau traité des serins de Canarie, 1766.
../../fileadmin/user upload/Abb. 6 Airs Nouveaux

 

Er empfiehlt, den Vögeln nicht mehr als drei dieser Airs beizubringen, um sicherzustellen, dass sie sie richtig erlernen.

 

Ab dieser Auflage ist ein Kapitel über die Serinette enthalten: Kapitel XXVIII: Des petits Instruments qu'on nomme communément Serinettes, & de l'usage qu'on en doit faire pour instruiré les Serins (S. 356–359). Chanteloup hebt die Qualität der in Lothringen hergestellten Serinettes hervor.

 

Ein Bericht über die Entstehung der Serinette und ihre Verwendung anstelle des Flageoletts erscheint in einer Fußnote von Le Serin de Canarie. Poëme,49 geschrieben 1755 von Antoine Henri Bérault-Bercastel, Abbé Bérault (1722–1794):

 

Die Serinette, die in der lothringischen Hauptstadt erfunden wurde oder zumindest in dieser Stadt bekannt wurde und sich von dort aus in ganz Frankreich verbreitet hat, ist ein guter Ersatz für das Flageolett. Man kann sicher sein, dass man auf ihr immer dieselbe Melodie mit derselben Geschwindigkeit und denselben Verzierungen spielen kann. Es ist eine Art kleine, tragbare Orgel, die allein funktioniert, mit Hilfe einer Kurbel, die man nur mehr oder weniger schnell drehen muss, je nach der Geschwindigkeit der Melodie, die man spielt: sie imitiert perfekt den Klang des Flageoletts.50

 

Derweil kommt das Flageolett in anderen europäischen Ländern mehr oder weniger häufig vor.

 

 

DEUTSCHLAND

In Deutschland erschienen ab 1712 mehrere Übersetzungen von Chanteloups Nouveau Traité in Leipzig und Nürnberg unter dem Titel: Neuer Tractat Von denen Canarien-Vögeln.51

 

Auf einem Stich von Martin Engelbrecht (ca. 1720) mit dem Titel „Flötten, Hautbois, Flachinett, Fagot, und Clarinett“  werden zwei Flageoletts dargestellt.52  Der Text unter dem Stich lautet: „[…] Die Flötten und ein Flachinette / Mit der Lobwerthen Nachtigall […].

 

Joseph Friedrich Bernhard Caspar Majer (1689–1768) fügt 1732 eine Grifftabelle für das Flageolett in sein Museum Musicum Theoretico-Practicum: das ist: Neu-eröffneter Theoretisch- und Praktischer Musik-Saal ein.

 

Abb. 7: Beschreibung und Grifftabelle des Flageoletts in Caspar Majers Museum musicum theoretico practicum, Schwäbisch Hall 1732. Bayerische Staatsbibliothek München, (https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb10527435?page=64).
../../fileadmin/user upload/Abb. 7 Museum musicum

 

Auch Johann Philipp Eisel (1698–1763) fügt eine Grifftabelle für das Flageolett in seinen Musicus Autodidaktos: Oder Der Sich Selbt Informirende Musicus, erschienen 1738, ein. Die Tabelle ähnelt der von D. Speer im Jahr 1697 veröffentlichten.

Abb. 8: Grifftabelle für Flageolett aus Eisels Musicus Autodidaktos, Erfurt 1738. Bayerische Staatsbibliothek München, (https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10527156?page=,106).

../../fileadmin/user upload/Abb. 8 Musicus Autodidacticus

 

Einige Jahrzehnte später wird eine weitere Grifftabelle in den Unterricht von Carnarichen und Nachtigallen (Frankfurt und Leipzig, 1772) aufgenommen.

 

Abb. 9: Grifftabelle für Flageolett aus Unterricht von Carnarichen und Nachtigallen, Frankfurt und Leipzig, 1772. Bayerische Staatsbibliothek München, (https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10299455?q=%28Unterricht+von+den+verschiedenen%29&page=10,11).
../../fileadmin/user upload/Abb. 9 Unterricht von Canarichen

 

SPANIEN

Um die Jahrhundertmitte finden wir in Spanien einen weiteren Hinweis auf das flageolet d'oiseau. Er erscheint in Pablo Minguet e Yrol: Reglas, y advertencias generales que enseñan el modo de tañer todos los instrumentos mejores y más usuales como son [...] La Flauta Travesera, La Flauta Dulce, y la Flautilla (Regeln und allgemeine Hinweise, die lehren, wie man die wichtigsten und gebräuchlichsten Instrumente wie [...] Flöte, Blockflöte und Flageolett spielt), Madrid, 1754.

 

In seiner kurzen Erklärung des Flageoletts beschränkt sich Minguet darauf, anzugeben, wie das Instrument zu halten ist: die drei oberen Löcher werden mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der einen Hand und die unteren mit denselben Fingern der anderen Hand abgedeckt. Neben der Grifftabelle für die Blockflöte findet sich auch eine kleine Grifftabelle im Umfang einer Undecime. Er gibt an, dass das Instrument „keine Kreuze oder Bs hat, und wenn sie vorkommen, werden sie gespielt, indem man ein wenig härter oder weicher bläst“. Diese merkwürdige Erklärung für die alterierten Töne ist vielleicht auf eine unmittelbare Unkenntnis des Instruments zurückzuführen, denn wie bei der Blockflöte werden die Halbtöne mit Gabelgriffen oder Halblöchern gegriffen, wie sie in Minguets Grifftabelle für die Blockflöte angegeben sind.

 

Abb. 10: Grifftabelle für die Flautilla, in: Pablo Minguet e Yrol: Reglas, y advertencias generales ..., Madrid, 1754. Biblioteca Nacional de España, Madrid, (http://bdh-rd.bne.es/viewer.vm?id=0000161188&page=1).
../../fileadmin/user upload/Abb. 10 Reglas

 

Obwohl es in Minguets Abhandlung nur um Musikdidaktik geht, enthält sie einen weiteren Hinweis, der das Flageolett mit dem Unterricht von Käfigvögeln in Verbindung bringt. Die Inschrift an der Grifftabelle trägt den Hinweis „zum Unterrichten von Can(ary)s“.53

 

Das Frontispiz des Buches stellt alle Instrumente dar, die Minguet in seinem Traktat erwähnt, darunter auch ein Flageolett. Es befindet sich auf einem Tisch zwischen Cembalo und Psalterium. Wie bei der Blockflöte und der Querflöte ist die Darstellung nicht ganz realistisch, sondern eher schematisch. Es handelt sich jedoch um ein einteiliges Instrument.

 

Abb. 11: Frontispiz aus Pablo Minguet e Yrol: Reglas, y advertencias generales ..., Madrid, 1754. Biblioteca Nacional de España, Madrid, (http://bdh-rd.bne.es/viewer.vm?id=0000161188&page=8)
../../fileadmin/user upload/Abb. 11 Engraving from Reglas

 

 

Organologie des Flageoletts des 18. Jahrhunderts

 

In diesem Jahrhundert gibt es zwei Arten des französischen Flageoletts: das flageolet d'oiseau und das flageolet gros. Beide Typen gab es bereits im 17. Jahrhundert, aber zu Beginn dieses Jahrhunderts erhält das flageolet d'oiseau ein neues Bauteil, die Windkapsel, durch das es sich nicht nur in seiner Größe, sondern auch in seiner Form von dem anderen Typus unterscheidet. Diese Unterscheidung zwischen den beiden Typen wird im Dictionaire portatif des Beaux-Arts (Paris 1752) erwähnt:

 

Es gibt zwei Arten des Falgeoletts, das kleinere ist im Unisono mit dem Gesang des Kanarienvogels, man verwendet es, um den Vögeln kleine Airs beizubringen.54

 

In Band VI der Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers von Diderot und D'Alembert (1756) werden sie ausführlicher beschrieben.

 

Es gibt zwei Arten von Flageoletts; das eine nennt man das Vogelflageolett, das andere das große Flageolett: das Vogelflageolett ist das kleinere; es besteht aus zwei Teilen; dem eigentlichen Flageolett, bestehend aus dem Labium & der Bohrung mit Grifflöchern, das andere ist eine Windkapsel, die aus einem kleinen Rohr & einem recht beachtlichen Hohlraum besteht, in dem man einen kleinen Schwamm einschließt, der die Luft durchlässt & die Feuchtigkeit des Atems zurückhält.55

 

Während im 17. Jahrhundert noch alle Flageoletts einen Schnabel hatten (flageolet à bec), erhält das flageolet d'oiseau ab Anfang des 18. Jahrhunderts eine Windkapsel. Die erste Erwähnung und Darstellung dieser Form erscheint in Richard Meares The Bird Fancyer's Delight (ca. 1717), wo wir lesen: „[...] with a Method of fixing ye nass Air, in a Spung or Cotton“.

 

Abb. 12: Flageolet d’oiseau mit Windkapsel auf der Titelseite von The Bird Fancyer’s Delight. Gezeichnet von C. Welch, Six Lectures on the recorder and other flutes in relation to literature, London 1911, OUP, S. 56.
../../fileadmin/user upload/Abb. 12 Flageolet with windcap

 

Dieses neue Bauteil verlängerte nicht nur das Instrument, was seine Spielbarkeit erleichterte, sondern ermöglichte, wie in der Encyclopédie erläutert, auch die Aufnahme eines Schwamm- oder Baumwollstücks, das die Feuchtigkeit des Atems aufnimmt und so ein Verstopfen des Instruments verhindert. Die Windkapsel findet sich im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts auch schon beim großen Flageolett, obwohl sie dort erst im 19. Jahrhundert typisch wird.

 

Abb. 13: Illustrationen des Flageolet d’oiseau (Fig. 5 and 6) und des großen Flageoletts, aus: L'Encyclopédie. [2], Lutherie : [recueil de planches sur les sciences, les arts libéraux et les arts méchaniques] ([Reprod. en fac-sim.]) / Diderot et d'Alembert (1767) – Bildtafel VIII, BNF (ark:/12148/bpt6k99539).
../../fileadmin/user upload/Abb. 13 Flag und gross flag

 

Alexandre-Pierre de Garsault (1693–1778) beschreibt in seinem Notionnaire ou memorial raisonneé von 1761 (S. 654) beide Arten von Flageoletts auf ähnliche Weise.

 

Abb. 14: Flageolet und Flageolet de Serins (flageolet d’oiseaux); in: A.-P. Garsault: Notionnaire, 1761, Tafel XXXIV.
../../fileadmin/user upload/Abb. 14 Flag und flag de serins

 

Es sind nicht viele Flageoletts aus dem 17. Jahrhundert erhalten, aber wenn man diese Instrumente mit denen des 18. Jahrhunderts vergleicht, kann man, abgesehen von der Einführung der Windkapsel, einige Veränderungen feststellen. Bei den Instrumenten des 17. Jahrhunderts sind die drei unteren Löcher (zwei vorne und eines hinten) größer als die drei oberen. Bei den Flageoletts des 18. Jahrhunderts ist jedoch nur das dritte obere Loch immer größer als die anderen. Dieser Unterschied ergibt sich nicht nur aus den Löchern selbst, sondern auch aus dem Profil der Innenbohrung. Man vermutet, dass sich die Bohrung der Flageoletts des 17. Jahrhunderts im letzten Drittel des Jahrhunderts in Richtung einer umgekehrt konischen Bohrung entwickelt hat, wie dies auch bei anderen Blasinstrumenten wie der Blockflöte oder dem Traverso der Fall war. Obwohl es dafür keine Belege gibt, wird angenommen, dass diese Veränderungen auf die Familie Hotteterre, die Erfinder der barocken Blockflöte und des Traversos, zurückzuführen sind. Es ist bekannt, dass die Mitglieder dieser Dynastie Flageoletts spielten und bauten, daher ist es nicht abwegig anzunehmen, dass sie auch das Design dieses Instruments modernisierten.

 

Abb. 15: Schnabelflageolet d’oiseau des 17. Jahrhunderts von Tim Cranmore nach einem unbekannten Hersteller, L. 13,4 cm. Sammlung des Autors.
../../fileadmin/user upload/Abb. 15 Flag mit Schnabel

 

Obwohl bei anderen Instrumenten deutlicher, können wir diesen Unterschied in der Größe der Löcher zwischen den Instrumenten von Abb. 15 und 16 erkennen.

 

Abb. 16: Flageolet d’oiseau von Johann Wilhelm Oberlender (1681–1763), zwischen 1705–1745, L. 14 cm/LS. 12,4 cm. Bayerisches Nationalmuseum, München, Mu 165. (CC BY-NC-ND 4.0).⁵⁶
../../fileadmin/user upload/Abb. 16 Flageolett Oberlender

 

1. Das flageolet d'oiseau

Obwohl das flageolet d'oiseau mit Schnabel noch bis ins 18. Jahrhundert hinein existierte, wurde die Verwendung einer Windkapsel üblich.

../../fileadmin/user upload/Abb. 17 Flag Bizey
Abb. 17 und 18: Flageolett mit Windkapsel von Charles Joseph Bizey, Philharmonie de Paris, (Europe - CC BY-NC-SA, https://www.europeana.eu/item/09102/_CM_1005203).
../../fileadmin/user upload/Abb. 18 Flag Joseph

 

2. Das große Flageolett.

In der ersten Hälfte des Jahrhunderts war das große Flageolett wie in der Encyclopédie von Diderot und D'Alembert abgebildet einteilig, obwohl später auch zweiteilige Instrumente auftauchten.

 

Abb. 19: Flageolett eines unbekannten Herstellers, 22 cm. Grasset Museum, (Europe - CC BY-NC-SA, https://www.europeana.eu/item/09102/_CM_0874221).
../../fileadmin/user upload/Abb. 19 Flag Grasset

 

Ein weiteres Instrument dieses Typs von Naust befindet sich in der Dayton Miller Collection. Naust, French Flageolet, DCM; Paris, 1692; 19,8 cm (Abbildung: https://www.loc.gov/item/2023865930/).

 

Abb. 20: Zweiteiliges Flageolett aus dem 18. Jahrhundert - Musical instrument museum, Europe - CC BY-NC-SA. https://www.europeana.eu/item/09102/_RMAH_123053_NL
../../fileadmin/user upload/Abb. 20 Two piece Flag

 

Obwohl immer wieder betont wird, dass das große Flageolett erst im 19. Jahrhundert eine Windkapsel erhielt, scheint es ausreichend Belege dafür zu geben, dass diese bereits im 18. Jahrhundert vorhanden war.

 

Aus dem 18. Jahrhundert sind zwei Instrumente mit Windkapsel erhalten. Ein Flageolett von Robert Cotton (ca. 1732–1806) aus London, datiert zwischen 1770 und 1794 (Royal College of Music Museum) und ein Flageolett von Thomas Lot (ca. 1734–1750) aus dem Instrumentenmuseum in La Couture-Boussey, Frankreich.

 

Abb. 21: Französisches Flageolett, L. 27,5 cm - SL 16,6 cm. Museum des Royal College of Music, London (Europe - CC BY-NC-SA, https://www.europeana.eu/item/09102/_MINIM_UK_9618).
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Abb. 22: Flageolett von Thomas Lot; L. 39,2 cm / LS. 27,2. Musée des Instruments à vent, La Couture-Boussey, Foto: J. Marc Anglès (Europe - CC BY-NC-SA, https://www.europeana.eu/item/09102/_CM_0873961).
../../fileadmin/user upload/Abb. 22 Flag Lot

 

Es gibt ein weiteres Paar Windkapselinstrumente, die von John Mason um 1750 gebaut wurden und gleichzeitig gespielt werden können. Allerdings handelt es sich hierbei jedoch genaugenommen nicht um Flageoletts, da sie nur ein Daumenloch besitzen, sie können aber als Vorläufer der Einführung der Windkapsel im 18. Jahrhunderts angesehen werden. Sie wurden für Granville Sharp hergestellt und sind auf dem Porträt der Familie Sharp von Johann Zoffany (1733–1810) abgebildet.57

 

Abb. 23: Einhand-Flageoletts von John Mason, London ca. 1755. The Bate Collection, Oxford, x011 und x012 (Europe - CC BY-NC-SA, https://www.europeana.eu/item/09102/_MINIM_UK_4111, https://www.europeana.eu/item/09102/_MINIM_UK_4112).
../../fileadmin/user upload/Abb. 23 Falg Bate Collection

 

 

Epilog

 

Obwohl die in diesem Artikel enthaltenen Informationen noch weiter ausgeführt werden können, hoffe ich, dass ich einen Eindruck vom Flageolett im 18. Jahrhundert vermitteln konnte. Für weiterführende Informationen über die Verwendung des Instruments und sein Repertoire, empfiehlt sich die Lektüre der Bücher und Artikel von Lenz Meierott58, Douglas Macmillan59, Nik Tarasov60, Julia Breittruck61, etc.

 

Im dritten Teil dieser Reihe wird es dann um die weitere Geschichte des Instruments im 19. Jahrhundert gehen.

 

 

 

Anmerkungen:

[1] Douglas Macmillan: The Flageolet in the Eighteenth Century; in: The Flageolet in England, 1660–1914, 2020, Boydell & Brewer, S. 23.

[2] José Menéndez Galván: Das Französische Flageolett, Teil 1: Das 16. und 17. Jahrhundert; in: Tibia Online (08.09.2022).

[3] "I [went] to Drumbleby’s, and there did talk a great deal about pipes; and did buy a recorder, which I do intend to learn to play on, the sound of it being, of all sounds in the world, most pleasing to me." www.pepysdiary.com/diary/1668/04/08/.

[4] 1672.

[5] "Greeting’s book,  1s. Begun this day to learn the Recorder". www.pepysdiary.com/diary/1668/04/16/.

[6] Cet instrument a des sons trop foibles et il n'est point assez étendu pour se marier avec les autres instrumens dans les concerts. D'ailleurs il ne se prête pas assez aux recherches d'un habile Musicien; c'est ce qui le fait négliger. M. L.** Avocat: Dictionaire portatif des Beaux-Arts, Paris 1752, S. 262–263.

[7] Avery MacLean: Perfomance Practice in Seventeenth-Century Recorder Tablatures; M. A. Thesis McMaster University, Hamilton (CAN) 1996, S. 68–70.

[8] Macmillan (Fußnote [1]), S. 26–29.

[9] John Hudgebut: A vade mecum for the lovers of musick, Shewing the excellency of the rechorder: With some rules and directions for the same. Also, some new ayres never before published. London 1679, N. Thompson. "Of these, thought the Flagilet like Esau hath got the start, as being of a more Antient standing. The Rechorder like Jacob hath got the Birth-right, being much more in Esteem and Veneration, with the Nobility and Gentry, whilst the Flagilet sinks down a Servant to the Pages and Footmen.

But we do not design by lessening the Flagilet to exalt the Perfections of the Rechorder; we will allow the Flagilet all its just Attributes, and see if the Rechorder do not equal or excel them.

The Flagilet is a good Companion, being easily carried in the Pocket, so is the Rechorder: The Flagilet is always in Tune, so is the Rechorder; Besides the Sweetness of the Sound, which is much more Smoother and Charming, and the Extent and Variety of Notes, in which it much Excells the Flagilet.

As all Instruments have found great access as well as Improvements of late years in this Nation, this of the Rechorder hath not found the least encouragement, being received into the favour of Ladies, and made the Gentlemans Vade Mecum."

[10] John Miller: The Innocent recreation. Being a Choice Collection of the Newest and best Tunes for ye Flagelet. Together with plain and easy directions how to play on it. The Second eddition [sic], 1699.

[11] searcharchives.bl.uk/permalink/f/79qrt5/IAMS032-002021461.

[12] J. F. R. Stainer: Singing Birds; in: The Musical Times and Singing Class Circular, Vol. 40, No. 680 (Oct. 1, 1899), S. 671–672.

[13] Stainer (Fußnote [12]).

[14] Stanley Godman: The Bird Fancyer’s Delight; in: Ibis Vol. 97, Issue 2 (April 1955), S. 241.

[15] William C. Smith: A bibliography of the musical works published by John Walsh during the years 1695–1720, The Bibliographical Society, 1968, (Item 331/286).

[16] The Bird Fancyer's Delight; or, Choice observations, and directions concerning ye teaching of all sorts of singing-birds, after ye flagelet & flute, if rightly made as to size & tone, with a method of fixing ye wett air, in a spung or cotton, with lessons properly composed, within ye compass & faculty of each bird, viz.t for ye wood-lark, black-bird, throustill, house-sparrow, canary-bird, black-thorn-linnet, garden-bull-finch, and starling, London 1717, Richard Meares. Das einzige noch erhaltene Exemplar dieser Ausgabe befindet sich in der Dayton Miller Collection, Library of Congress, USA; www.loc.gov/resource/muspre1800.101272/

[17] Beide Ausgaben, Meares und Walsh/Hare wurden 1747 im Post Boy  angekündigt. Stanley Godman: The Bird Fancyer's Delight, London 1954, Schott ED 10442, S. ii.

[18] Facsimile dieser Ausgabe: https://s9.imslp.org/files/imglnks/usimg/0/06/IMSLP74184-PMLP148800-Bird_fancyers_delight.pdf

[19] ebd., S.2: Tis still in memory, the old manner of Playing the Flute, which was by way of Dots, a memorial of which remains in the Gamut for that Instrument to this time, but it being so impracticable and never to be attain'd at sight, that the use of the Instrument was almost lost, till introduced by the Gamut rules, which has not only brought it much in vogue, but the Performers on it are as ready at sight as on any other Instrument, 'tis not doubted but the like Improvement will be made on the Flagellet by this Method… all Lessons or Airs that are made for the Flute may now be play'd on the Flagellet, which must of Consequence be very gratefull to all Lovers of the Instrument, the improvement of which is owing to the Ingenious Mr. Hill, who has made several Incomparable Peices [sic] for the Flagellet, and is an excellent performer on it, and to encourage the Lovers of it, he is willing to instruct in this new Method, any that is desirous to learn.

[20] Meares (Fußnote [16]), S. 2.

[21] The Bird-Fancier's Delight: Or Choice Observations and Directions concerning The Taking, Feeding, Breeding and Teaching all sorts of Singing Birds. Also how to take Birds with Lime-Twigs, and to make the best Water Bird-Lime. With the Maladies and Distempers incident to Singing BIRDS, and the way to cure them; likewise an infallible Rule to know the Cock from the Hen: and many other Observations relating thereto. London1714, Ward.

[22] Instruction pour élever, nourrir, dresser, instruire & panser toutes sortes de petits oyseaux de volière que l'on tient en cage pour entendre chanter. Avec un petit Traité pour les maladies des chiens. Paris 1674/1697, C. de Sercy.

[23] Les Rossignols […] J‘en ai vû encore d‘autres qui ont appris à siffler étant auprès d‘un Sansonnet; si bien que cet Oiseau est fort docile à apprendre divers airs, comme est la Linote; & l‘on pourroit lui enseigner la flûte-douce douce y ou d'autres airs, qu'il mêleroit avec ceux qui lui sont naturels […].(1697, s. Fußnote [22], S. 10 f.)

[24] Nicolas Venette: Traité du rossignol , qui enseigne la manière de les connoître & de les élever; leurs inclinations, leurs maladies, & les remèdes qu'il faut observer pour les guérir. Suite de l'Instruction pour élever, nourrir, dresser, instruiré & panser toutes sortes de petits Oiseaux de Voliere que l’on tient en Cage pour entendre chanter. Paris 1697, Charles de Sercy / Paris 1707, Claude Prudhomme.

[25] Tim R. Birkhead, Isabelle Charmantier: Nicolas Venette’s Traité du rossignol (1697) and the Discovery of Migratory Restlessness; in: Archives of Natural History, 40/1, 2013, S. 125–138.

[26] Anonymus: Traité du serein de canarie, et autres petits oiseaux de voliere. Paris 1707, Claude Prudhomme.

Du Serin de Canarie: De tous les petits Oiseaux après le Rossignol, le Serein de Canarie est celuy qui chante le mieux & qui a la voix laplus forte. Il apprend aisément quand il est jeune ce qu'on luy montre, comme des airs & des chansons sur le flageollet. (S. 2)

De la Linote: [...] elle apprend assez aisément les airs qu'on luy montre sur le flageollet & même avec la bouche. (S. 33)

De L'Alouette & Cochevis: […] Ces raisons me font preferer le Cochevis à tous les Oiseaux de flageollet. (S. 44)

[27] J. C. Hervieux de Chanteloup: Nouveau Traité des Serins de Canarie. Contenant la manière de les elever, les apparier pour en avoir des belles races; avec des remarques aussi curieuses que necessaires sur les signes et causes de leurs Maladies, & les Secrets pour les guerir. Dedié à son Altesse Serenissime Madame La Princesse. Par Mr Hervieux, Paris 1709, Claude Prudhomme.

[28] In Paris: 1709, 1713, 1734, 1740, 1745, 1766, 1785 mit Traité de Rossignol, 1802. In Avignon 1711, möglicherweise eine nicht autorisierte Ausgabe.

[29] J. C. Hervieux de Chanteloup: Naaukeurige verhandeling van de Kanarivogels, Amsterdam 1712,  Hendrick Schelte. Zweisprachige Ausgabe.

[30] J. C. Hervieux de Chanteloup: Neuer Tractat Von denen Canarien-Vögeln Welcher zeiget Wie dieselben aufzuziehen und mit Nutzen so zu paaren seyn daß man schöne Junge von ihnen haben kann nebst verschiedenen Curieusen Anmerckungen von denen Prognosticis und Ursachen ihrer Kranckheiten und wie man selbige curiren solle Anfangs Von dem Herrn Hervieux in Französischer Sprache geschrieben Jetzo aber Jns Teutsche übersetzt. Leipzig 1712, Friedrich Hüffner, 1. Auflage. Weitere Auflagen: 1716, 1718, 1730, 1747, 1758 und 1771.

[31] J. C. Hervieux de Chanteloup: A New Treatise of Canary-Birds containing the manner of Breeding and Coupling them, that they may have Beautiful Young Ones. With curious Remarks relating to the Signs and Causes of their Distempers, and Method of Curing them. London 1718, Bernard Lintot.

[35] J. C. Hervieux de Chanteloup: Nuovo trattato utilissimo de’ cannarini. Con la maniera d’allevarli, e d’accoppiarli anche con uccelli di speciediversa per averne de i bei parti; con delle considerazioni egualmente curiose, che necessarie sopra li segni, e le cause delleloro infermità, e molti segreti per guarirli. Come pure con il modo certo d’istruirli al fautino, e con la descrizione d’un fautino organiz(z)ato per chi non volesse assoggertarsi all’ incomodo istrumento da fato, ed altre cose pur necessarie da sapersi per chi hà il piacere de i canarini. Di mons. Hervieux. Tradotto dal francese A sua eccellenza il Sig. Marco Contarini patrizio veneto. Venezia 1724, Giambattista Regozzo.

[33] J. C. Hervieux de Chanteloup: Efterretning om Canarie-Fugle ogderes Pleye. hvori er at see : 1, om Canarie-Fugles Oprindelse, Skiønhed, Værdi osv. 2, om Hækker og hvad dertil hører. 3, om Ægenes Udlæggelse.4, om de unge Canarie-Fugles Foer og Opklækning. 5, om CanarieFuglenes Sygdomme tillige med deres Curering. Kopenhagen 1759, gekürzte Fassung.

[34] Underrättelse om canarie-foglar och deras ansning. Hwaruti afhandlas 1. Om canarie-foglars uprinnelse, skönhet, wärde, humeur och temperament. 2. Om häckning och hwad dertil hörer. 3. Om äggens utkläckande. 4. Om de unga canarie-foglars föda och upfödande. 5. Om canarie-foglars sjukdomar och deras curerande. Andra uplagan förbättrad. Norrköping 1770, Carl Gottf. Schindlers / Stockholm 1789, P. Hesselberg.

[35] J. C. Hervieux de Chanteloup: Explicación del modo de criar los paxaros canarios, modo de aparearlos para lograr hermosa casta de ellos; con reflexiones no menos curiosas que necesarias sobre las señales, causas y remedios de sus enfermedades […] Traducido al castellano. Barcelona 1794, gekürzte Fassung.

[36] J. C. Hervieux de Chanteloup: Tratado sobre o modo de crear os passaros canarios, Lissabon 1801, Joaquim Thomas d’Aquino. Es könnte eine Übersetzung der spanischen Ausgabe von 1794 sein. Es gibt noch eine weitere Ausgabe, Lissabon 1819, Impressão Regia, gekürzte Fassung.

[37] Surlopes auf S. 98.

[38] Marche du Regiment de Surlaube, par M. Martin Hotteterre, Pere de l'Auteur, in: Jacques-Martin Hotteterre: Méthode pour la Musette, Paris 1737, C. Ballard, S. 33.

[39] „plusiers ont esté ravis [...] de la Flute douce de la Pierre, & du Flageolet d'Osteterre.“

[40] Charles-Emmanuel Borjon de Scellery: Traité de la musette, avec une nouvelle methode, pour apprendre de soy-mesme à joüer de cet instrument facilement, & en peu de temps. Lyon 1672, Jean Girin & Barthelemy Riviere.

[41] ebd. S. 38: Ceux qui se font rendus les plus recommandables dans ce Royaume par leur composition & leur jeu, & par leur adresse à faire des Musettes, sont les Ssr Hotteterre. Le pere est un homme unique pour la construction de toutes sortes d'instrumens de bois, d'yvoire, & d'ébeine, comme sont les Musettes, flûtes, flageolets, haubois, cromornes.

[42]  „Les quatre Opteres“. Isaac de Benserade: Les Nopces de Vilage, Mascarade ridicule. Dansé par sa Majesté à son Chasteau de Vincennes. Paris 1663, R. Ballard, S. 2.

[43] David Lasocki: A Listing of inventories, sales, and advertisements relating to flutes, recorders, and flageolets 1631–1800, Portland 2010, Instant Harmony.

[44] „outils de fer servant à faire des outils avant, comme flûtes, flageolets, bassons“ Eisenwerkzeuge, die zur Herstellung der oben genannten Instrumente wie Flöten, Flageoletts und Fagotte verwendet wurden, ebd. S. 33.

[45] „Item deux boites de petites flutes et flageolets imparfaits de buis prizes avec une autre boite de pareils instrumens imparfaites prizes sept libres“, ebd. S. 48.

[46] 2 flageolets „pour instruire“; 2 serins 20 s.  / 2 flageolets for teaching; 2 canary birds 20 s., ebd. S. 43.

[47] „Un petit Flageollet organicé“,  J. C. Hervieux de Chanteloup: Nouveau Traité des Serins de Canarie. (Fußnote [24]), Ausgabe von 1713, S. 100–107.

[48]Stich entspricht Seite 360.

[49] Antoine Henri Bérault-Bercastel, Abbé Bérault: Le Serin de Canarie. Poëme. Ouvrage dans un genre nouveau pour la Poësie Françoise, qui, à l'aide de quelques Notes, forme un Traité complet & très-sûr pour élever les serins. London und Paris 1755, 2. Auflage, Paris 1795.

[50] ebd., S. 16, Fußnote I. La serinette, inventée dans la Capitale de Lorraine, ou qui a dumoins commencé dans cette Ville à être connuë, & qui s'est répandue de là par toute la France remplace avantageusement le flageollet. On est toujours sûr d'en tirer, quand on veut, le même air, dans le même mouvement, & avec les mêmes agréments. C'est une espece de petite Orgue portative, qui va feule, à l'aide d'une manivelle, qu'il ne faut que tourner plus ou moins vite, selon le mouvement de l'air que l'on joue: elle imite parfaitement le son du flageollet.

[51] S. Fußnote [27].

[52] Library of Congress, https://www.loc.gov/item/musdcmicon.0391/.

[53] Escala de Flautilla para enseñar â Can(ario)s.

[54] Dictionaire portatif des Beaux-Arts, Paris 1752, S. 262 f.: ll y a d'eux sortes de Flagealet , le plus petit eſt à l'unisson du chant des Serins , & l'on s'en sert pour apprendre à ces oiseaux de petits Airs de mouvement.

[55] Denis Diderot / Jean-Baptiste le Rond d’Alembert: Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, Band VI, S. 834 f.: Il y a deux sortes de flageolets; l'un qu'on appelle le flageolet d'oiseau, & l'autre, le flageolet gros : le flageolet d'oiseau est le plus petit ; il est composé de deux parties qui se séparent; l'une qui est proprement le flageolet, composée de la lumiere & du canal percé de trous, l'autre qui est un porte-vent, formée d'un petit tuyau & d'une cavité assez considérable où l'on enferme une petite éponge qui laisse passer l'air & qui retient l'humidité de l'haleine.

[56] https://www.bayerisches-nationalmuseum.de/en/collection/00153449.

[57] www.nationalgallery.org.uk/paintings/johann-zoffany-the-sharp-family.

[58] Lenz Meierott: Die Kleinen Flötentypen, Tutzing 1974, H. Schneider.

[59] Douglas Macmillan: The Flageolet in England, 1660–1914, 2020, Boydell & Brewer/ Octave flutes in England 1660–1800, Oxford 2017.

[60] Nik Tarasov: Flageolet – das kleine Unbekannte, in: Windkanal 1/2023, S. 14–27.

[61] Julia Breittruck: Ein Flügelschlag in der Pariser Aufklärung. Zur Geschichte der Beziehungen zwischen Menschen und ihren Vögeln, Beiträge zur Geschichte und Kultur Westeuropas, Bd. 1.  München 2021, Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität.

 

 

 

Übersetzung aus dem Englischen: TIBIA

 

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Über den Autor / die Autorin
José Menéndez Galván ,