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TIBIA:

Portal für Holzbläser

KlausHofmann/Peter Thalheimer: Johann Gottlieb Janitsch (1708-1762) – Thematisches Verzeichnis seiner Werke Rezensionen

 

Reihe: ortus studien 29, Beeskow 2024, Ortus Musikverlag, ISBN 978-3-910684-06-5, Best.-Nr. om342, 144 S., 24,0 x 17,0 cm, brosch., € 30,00

 

Im letzten Jahr lag mir das neu entstandene Werkverzeichnis von Carl Friedrich Abel zur Rezension vor, das Günther v. Zadow im Ortus-Verlag veröffentlicht hat. (s. TIBIA: Portal für Holzbläser am 13.4.2023)

 

Im selben Verlag und in ganz ähnlicher Aufmachung ist jetzt auch ein Thematisches Verzeichnis der Werke Johann Gottlieb Janitschs erschienen, nach langjähriger Vorarbeit in Arbeitsteilung von Klaus Hofmann, Peter Thalheimer und Thomas Fritzsch erstellt.

 

Durch die Rückführung der Bibliothek der Berliner Singakademie aus Kiew, die zahlreiche Jantisch-Quellen enthält, konnte Anfang der 2000er Jahre das Material völlig neu gesichtet und katalogisiert werden.

 

Insgesamt ist der Band erheblich schlanker als der zu Abel. Auch bei Janitsch gibt es 10 Werk-Kategorien; von diesen sind aber in weit überwiegendem Maße die Beiträge zu kammermusikalischen Gattungen umfangreich und bedeutsam, vor allem Trio- und Quartettsonaten mit B. c.

 

Ansonsten gibt es vor allem noch eine Handvoll Concerti, u. a. ein interessant anmutendes Cembalokonzert in As-Dur sowie einige Sinfonien, deren Authentizität jedoch nicht immer gesichert ist.

 

Als Komponist vor allem der „Quadri“ in den verschiedensten Besetzungen mit Bläsern und Streichern, häufig mit 3 Instrumenten in derselben Lage war Janitsch schon immer der Geheimtipp, wenn es um anspruchsvolle Literatur für Kammermusikensembles ging.

 

Gerade zur Komplettierung von Programmen mit Werken aus dem Berliner Kreis um Quantz, CPE Bach, Schaffrath und die Brüder Graun, leisten Janitschs Kammermusikkompositionen hervorragende Dienste.

 

In verschiedenen Verlagen sind bereits etliche Quartette im Neudruck erschienen, Klaus Hofmann war selbst bereits 1988 der Herausgeber von Band 104 der Denkmäler-Reihe Das Erbe deutscher Musik mit einer Auswahl von 10 Quadri Janitschs. Imslp stellt heute zudem eine erfreuliche Anzahl von Quellen im Netz bereit.

 

Einen Überblick zu halten über Janitschs gesamtes Schaffen war jedoch bislang kaum möglich, zumal, wie sich spätestens jetzt bei Durchsicht des Werkverzeichnisses herausstellt, viele der Werke in verschiedenen Besetzungsvarianten existieren bis hin zu Arrangements für 2 Cembali: was in der einen Version eine Flöte ist, kann in einer anderen eine Oboe oder Violine sein.

 

Johann Joachim Quantz schreibt: „Ein Quatuor, oder eine Sonate mit drei concertiernden Instrumenten, und einer Grundstimme, ist eigentlich der Probierstein eines ächten Contrapunctisten“, aber auch eine Gelegenheit, „wobey mancher, der in seiner Wissenschaft nicht recht gegründet ist, zu Falle kommen kann.“

 

In Quantz' Urteil galt G. Ph. Telemann als der große Meister solcher Quadri, in denen alle Instrumente gleichberechtigt miteinander agieren. Janitsch muss sich da aber überhaupt nicht hinter seinem Zeitgenossen verstecken! Einerseits ist er etwas moderner als Telemann in seiner eher empfindsamen als galanten Tonsprache, andererseits liebt er auch den Kontrapunkt und greift auch gelegentlich auf den Stile Antico zurück, vor allem, in den „Sonate da chiesa“, die er wie Corelli seinen „Sonate da camera“ gegenüberstellt.

 

Ich muss gestehen, immer wieder erstaunt über die Qualität gewesen zu sein, wenn ich Janitschs Musik hören konnte, vor allem Werke, die mir nicht aus eigener Praxis bekannt waren.

 

Seine Musik ist jedenfalls nie „dünn“ und zudem klanglich ungemein farbenreich.

 

Man mag sich schon bei der Erwähnung des Cembalokonzerts in As-Dur gewundert haben: Janitsch liebt offenbar die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten auch entlegener Tonarten, vor allem in seinen Triokompositionen. Nicht nur über die Temperatur des Tasteninstruments mag man sich Gedanken machen angesichts von Triosonaten in Cis-Dur, Des-Dur, es-Moll, fis -Moll oder b-Moll.

 

Die beschäftigten Instrumente sind Traversflöte, Oboe (auch d‘amore), Violine, Viola (als „da braccio“, „Violetta“ und „pomposa“), gelegentlich Fagott. Klaus Hofmann ist zudem davon überzeugt, dass gewisse Trios und Quartette ursprünglich für die Blockflöte komponiert wurden. (Hierzu s. seinen Beitrag vom 05.05.2021 auf TIBIA: Portal für Holzbläser.)

 

Alle Kammermusikensembles können dankbar sein, anhand dieses Werkverzeichnisses jetzt einen Überblick über das gesamte erhaltene Repertoire aus Janitschs Feder haben zu können.

 

 

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