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TIBIA:

Portal für Holzbläser

Johann Daniel Pucklitz: Herr, dessen Majestät weit über alle Himmel geht Rezensionen

 

geistliche Naturszene für Sopran, Sopraninoblockflöte, Violine und Generalbass (Hg. Peter Thalheimer), Reihe: Recorders Library, 2024, Erstausgabe, Partitur und Stimmen, EW1265, € 21,80

 

Am 24.05.2024 veröffentlichte Peter Thalheimer einen Fachartikel Flautino oder Flauto piccolo auf TIBIA: Portal für Holzbläser. Thalheimer weist auf die Verwendung von Piccoloblockflöten in verschiedensten Kompositionen hin, die jedoch keineswegs alle für die praktische Ausführung allgemein zugänglich sind.

 

Dankenswerterweise pflegt er im Zuge seiner Forschungsarbeiten solche dann in Druckausgaben verfügbar zu machen.

 

In diesem Fall handelt es sich um eine Komposition des Danzigers Johann Daniel Pucklitz (1705–1774).

 

Ich zitiere aus Thalheimers Fachartikel: Anlässlich der Einweihung einer neuen Orgel in der Kirche „am Lazareth“ in Danzig am 8. Juni 1749 hat Pucklitz eine zweiteilige Kantate geschrieben. Der erste Teil, „Saget Dank allezeit“, wurde vor der Predigt aufgeführt, der zweite Teil, „Ihr, die ihr eure Lust am Herrn habt“, nach der Predigt.44 Im zweiten Teil ist der einzige Satz mit Flaute piccolo enthalten, die ungewöhnliche Arie Wie das Land erquickt ein warmer Regen.45 Ihr liegt als musikalisches Programm eine Naturschilderung zugrunde: Streicher und Basso continuo illustrieren Nebel und Regen, die Flaute piccolo imitiert Vogelgesang.

 

Damit ist schon das Wesentliche zu dieser Ausgabe gesagt.

 

Bleibt mir nur nach Durchsicht der Partitur der Hinweis, dass es sich wirklich um ein ganz außergewöhnliches, aber nicht ganz einfach zu realisierendes Stück handelt. Die Darstellung der pastoralen Schilderungen erfordern einerseits gute Kontrolle für die Strukturierung der einzelnen Abschnitte, andererseits ein gutes Maß an rhythmischen Freiheiten (gerade für den Anteil der Sopraninoblockflöte mit ihren Vogelstimmenimitationen): gleich im 5. Takt bewegt sich die Violinstimme in der Nebelschilderung hinauf bis zum f3, während der Bass 4 Oktaven entfernt bis zum großen F hinabfällt; im 8. Takt geht der Nebel subito in einen Sturzregen über. Auch die vokale Sopranpartie enthält einige anspruchsvolle Koloraturen nebst einer originalen Solokadenz hinauf bis zum c3 (allerdings versehen mit einer erleichternden Ossia-Variante).

 

Fazit: eine äußerst originelle, absolut ungewöhnliche Komposition!

 

 

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Über den Autor / die Autorin
Michael Schneider ,

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