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Barbara Gisler-Haase: Die neue Magic Flute Rezensionen

 

Die Flötenschule von Anfang an, in 2 Bänden, revidierte Ausgabe, Wien 2024, Universal Edition, inkl. Online Audio, Band 1: UE 38001, Band 2: UE 38002, je € 29,95

 

 

Mit der zweibändigen neuen Magic Flute legt die Universal Edition bereits die zweite gründliche Überarbeitung des Querflöten-Schulwerks vor, dessen Zielgruppe weiterhin achtjährige bis erwachsene Anfänger sind. Auch die neuen Änderungen dokumentieren das Ringen der Autorin Barbara Gisler-Haase um eine bestmögliche didaktisch-methodische Aufarbeitung des Lernstoffs.

 

Neu ist der Verzicht auf eine beigefügte CD, so dass nun Audiotracks, Klavierbegleitungen und zusätzliches Unterrichtsmaterial gemeinsam von der Seite der Universal Edition heruntergeladen werden können. Cover, Schriftbild und Sprache wurden behutsam modernisiert, die Fotos von Schülerinnen durch Zeichnungen ersetzt. Graphisch ist das Notenbild übersichtlich und ansprechend.

 

Der erste Band führt in ausführlichen Übungen mit Kopfstück und nur an den Enden gehaltener ganzer Flöte schrittweise das Notenlesen, verschiedene Taktarten und improvisatorische Elemente ein. Viel Mühe wird darauf verwendet, das Erlernen der ersten drei Töne g1-a1-h1 als Begleitstimme bekannter Melodien wie Griegs Morgenstimmung interessanter zu machen. Die Stückauswahl in der ersten Hälfte von Band 1 spricht mit Kinder- und Volksliedern immer noch eher die jüngeren Schülerinnen und Schüler an. Doch viele der Kinderlieder aus den letzten Auflagen wurden durch attraktiven neuen Spielstoff ersetzt. So wurden aus der Mini Magic Flute einige reizvolle Stücke von Maria Augustin übernommen, die auch niedrigschwellige Improvisationsangebote über einen kleinen Tonvorrat bieten. Auch die Kompositionen von James Rae, die mit charakteristischen Begleitstimmen eine stilistische Bandbreite von Rock bis Jazz abdecken, sind in beiden Bänden ein großer Zugewinn (Nur der „Texas Boogie“ erscheint etwas zu früh, bevor der höchste Ton g2 eingeführt ist).

 

Die zahlreichen Audiotracks fallen mit abwechslungsreicher Instrumentierung auf, flankiert durch ausdruckbare Klavierbegleitungen, zweite Stimmen für die Lehrenden sowie Akkordsymbole. Erwähnenswert sind insbesondere schöne eingespielte Begleitungen zu den über Band 1 verteilten Weihnachtsliedern. Zu vielen Stücken sind langsamere Begleitversionen eingespielt. Die editorische Sorgfalt offenbart sich in Details: Bei Stücken mit Audio-Begleitung wird auf das Endtempo der Tracks und die unterschiedliche Länge des Einzählers hingewiesen. Hinzu kommen Duette und Trios auch für das Zusammenspiel von Schülerinnen und Schülern.

 

Die flötenspezifische Methodik fällt positiv auf. Dazu gehören Elemente aus der Elementaren Musiklehre wie die an Querflöten-Zungenstoßsilben angepasste Rhythmussprache. Verschiedene Artikulationen werden in beiden Bänden besonders sorgfältig eingeführt, Legatobögen und Staccato schon früh im ersten Band. Systematisch und früh werden rhythmische Elemente wie die Viertelpunktierung oder der 6/8-Takt erarbeitet, auf dem dann im zweiten Band die Erklärung von Triolen aufbaut. Witzig ist das Detail einer Griffübung für fis und e auf in das Buch eingezeichneten Kreisen. Vor allem im zweiten Band führen sinnvolle melodische und rhythmische Vorübungen in komplexere Stücke wie das Menuett von Bachs h-Moll-Suite ein. Immer wieder werden zeitgenössische Spieltechniken spielerisch in das Gesamtkonzept eingebunden. Nur an wenigen Stellen bleiben methodische Leerstellen, die die Lehrenden, auf deren Kompetenz explizit gesetzt wird, im Einzelfall selbst ausfüllen müssen. So erscheinen die Achtelpunktierung oder die Balanceakte um cis2 ohne Hilfestellung. Die Einführung von As-Dur im ersten Band ist fingertechnisch und als Einführung der zweiten Oktave sinnvoll, bleibt für jüngere Schülerinnen und Schüler jedoch trotz des einfachen und teils bekannten Spielstoffs gewöhnungsbedürftig. Die tiefsten Töne der Flöte, c1 und cis1, werden – vermutlich aus Rücksicht auf Kinderflöten – nur im Rahmen von Flageolettübungen im 2. Band eingeführt.

 

Während Band 1 die Töne bis g2 umfasst, erweitert Band 2 den Tonumfang bis g3. Dabei bleibt der Spielstoff im Rahmen von bis zu vier Vorzeichen, Chromatik wird nur im angehängten Technik-Teil eingeführt. Technikübungen, die auch Übungen zu Dynamik, Artikulation und neuen Spieltechniken umfassen, sind nicht über das Buch verteilt, sondern sinnvollerweise gebündelt und systematisch am Ende des zweiten Bandes zusammengefasst.

 

Das Lerntempo ist erhöht, die Stilistik erweitert, das Schriftbild verkleinert. Für ältere Schülerinnen und Schüler ist daher auch ein Einstieg mit Band 2 vorstellbar.

 

Der Umgang mit unterschiedlichem Lerntempo ist gut durchdacht: Der Lernstoff wird im Downloadbereich ergänzt durch zusätzlichen Spielstoff und vertiefende Übungen zu Rhythmus, Artikulationen und schwierigen Griffverbindungen. Vor allem im zweiten Band wird mit Rücksicht auf Schwierigkeiten beim Oktavieren umfangreiches Spielmaterial jeweils mit Spitzentönen von a2 bis e3 zur Verfügung gestellt. Die Grifftabelle hätte die Rezensentin gerne auch schon im ersten Band in das Buch integriert gesehen, wobei die Ausmalfassung eine gute und originelle Idee ist und genauso wie die leeren Notenlinien genutzt werden sollte.

 

 

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Über den Autor / die Autorin
Susanne Schrage ,

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