
TIBIA Volltextsuche:
TIBIA:
Portal für Holzbläser
Daniel Bollius: Sonata a tre Fiauti und Tertia Symphonia Rezensionen
Daniel Bollius (?): Sonata a tre Fiauti
für 3 Blockflöten (SAA) und Generalbass (Orgel, Cembalo), Hg. Peter Thalheimer, Reihe: Recorders Library, Magdeburg 2024, Edition Walhall, Partitur und Stimmen, EW1291, € 13,80
Daniel Bollius: Tertia Symphonia
für 3 Blockflöten (SAA) und Generalbass (Orgel, Cembalo), Hg. Klaus Hofmann, Reihe: Recorders Library, Magdeburg 2024, Edition Walhall, Partitur und Stimmen, EW1279, € 14,90
„Anonymus, Daniel Sartorius oder Daniel Bollius?“
Unter dieser Überschrift erschien auf Tibia am 02.09.2024 ein Fachartikel von Peter Thalheimer, der sich mit frühbarocken „Sonaten“ in der originalen Besetzung mit drei hohen Blockflöten und B. c. befasste.
Mittlerweile sind mehrere moderne Ausgaben auf dem Markt von insgesamt drei solcher Werke, die sich formal und inhaltlich untereinander höchst ähnlich sehen.
Hier zur Orientierung noch einmal eine Übersicht in der Reihenfolge ihres Erscheinens:
a) „Anonymus Master of Breslau (17th century)”: „Sonata for three Recorders and Continuo“, herausgegeben 1948 von Ernst Hermann Meyer (Schott London),
b) “Symphonia“ von Daniel Bollius (1585–1642), 1974 ediert von Klaus Hofmann im Hänssler-Verlag,
c) „Sonata a tre fiauti“ (für 3 Altblockflöten und B. c.), zugeschrieben Daniel Sartorius (Martin Nitz), Amadeus Verlag (2000)
d) „Quarta Symphonia“ von Daniel Bollius, 2012 herausgegeben von Klaus Hofmann im Verlag Walhall,
e) „Sonata a tre fiauti“ von Daniel Bollius (?), 2024 herausgegeben von Peter Thalheimer im Verlag Walhall,
f) „Tertia Symphonia“ von Daniel Bollius, 2024 herausgegeben von Klaus Hofmann ebenfalls im Verlag Walhall.
Bei a) c) und e) handelt es sich um dasselbe Stück, im Falle von c) in einer vom Herausgeber um eine Quarte aufwärts transponierten Version (um es in allen Partien für Altblockflöten in f spielbar zu machen).
b) und f) geben untereinander ebenfalls die gleiche Komposition wieder.
Nur d) existiert ausschließlich in dieser einen genannten Ausgabe.
Insgesamt handelt es sich also um drei verschiedene Stücke in der gleichen Besetzung und ähnlicher Anlage als mehrteilige einsätzige Sonaten im italienischen frühbarocken Stil.
Zwei davon, b)/f) und d) sind Teil eines Johannes-Oratoriums von Daniel Bollius, der die wichtigste Zeit seines Lebens in Mainz gewirkt hat. Dieses Quellenmanuskript wurde bis Ende des 2. Weltkrieges in der Breslauer Stadtbibliothek aufbewahrt (daher der vermeintliche „Master of Breslau“), befindet sich aber jetzt in der Staatsbibliothek Berlin.
Alles spricht dafür, dass a) c) e) – wenngleich anonym überliefert, ebenfalls ein Stück von Bollius’ Hand darstellt. (s. Thalheimers o. g. Tibia-Beitrag). Die Zuschreibung an einen gewissen Sartorius durch Nitz in c) beruht lediglich auf der Annahme, dass der nachgewiesene Schreiber der Quelle – eben jener Sartorius – auch selber der Komponist sein müsse.
Originalstücke der Besetzung mit 3 Blockflöten und Bass sind Mangelware! Insofern handelt es sich um wichtige und häufig einsetzbare Literatur.
Stilistisch vergleichbar wäre nur G. B. Fontanas Sonate 16 für 3 Violinen und B. c. (1988 erschienen bei Amadeus.) Die ist aber eben kein Werk in Originalbesetzung!
Wer sich alle drei Stücke im modernen Druck mit entsprechendem Aufführungsmaterial und philologischem Beiwerk zulegen möchte, sollte sich aus meiner Liste die drei aktuellsten Ausgaben zulegen, also d) e) und f). Alle drei entsprechen dem letzten Stand zeitgemäßer Editionspraxis.
Gezeichnete Beiträge geben die Meinungen der Autoren wieder. Diese stimmen nicht grundsätzlich mit der Meinung der Herausgeber, der Schriftleitung oder des Verlages überein. Die weitere Verwendung von Beiträgen oder Auszügen daraus setzt das schriftliche Einverständnis des Urhebers bzw. des Nutzungsberechtigten voraus. Alle Rechte vorbehalten.

Michael Schneider(...)