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Ensemble MidtVest: Jolivet – Chamber Music Rezensionen

 

 

Charlotte Norholt (flute), Rui Borges Maia (flute), Peter Kirstein (oboe), Tommaso Lonquich (clarinet), Neil Page (horn), Yavor Petkov (bassoon), Sanna Ripatti (viola), Gesine Dreyer (harp), Brilliant Classics, NL-Leeuwarden 2025, 1 CD, 97400

 

 

Flötisten kennen Jolivet vor allem wegen seiner Cinq Incantations, wegen Chant de Linos und der Suite en concert pour flûte et percussion, aber auch Werke wie die Danses rituelles, Mandala, das Ondes Martenot-Konzert oder das 2. Klavierkonzert gehen in die Richtung einer beschwörenden mitunter sehr ekstatischen Musik. So ist diese CD eine wunderbare Gelegenheit auch andere Seiten von der Kompositionskunst Jolivets zu entdecken, so die fast tonale „schöne“ Musik Pastorales de Noёl von 1943 für die seltene Besetzung Flöte, Fagott und Harfe oder die fast neoklassische Sérénade von 1945 für Bläserquintett, beginnend mit einer schweifenden Oboenmelodie im 1. Satz, gefolgt von einem fröhlichen Caprice, einem eher nachdenklichen Intermède und einem „Marche burlesque“, dessen Titel zum Charakter des Werks schon alles sagt. Die Petite Suite für Flöte, Viola und Harfe von 1941 erscheint locker, gelöst, duftig, in ihrem 2. Satz auch geradezu geheimnisvoll. In der Sonatine für Oboe und Fagott kombiniert Jolivet zwei Rohrblattinstrumente kammermusikalisch durchsichtig, im 2. Satz rhythmisch zündend. Am ehesten in die Richtung der beschwörend-ekstatischen Musik geht die hochvirtuose Sonatine für Flöte und Klarinette von 1961 – meditative Teile wechseln mit an außereuropäische Musik gemahnenden verzierten Abschnitten und vor allem wild vorantreibenden, besonders am Ende in die Ekstase mündenden, motorischen Teilen ab. So wie dies auch im Chant de Linos zu hören ist. Ähnlich, aber eher zurückhaltender erscheint dies in den Controversia von 1968, für das Ehepaar Holliger komponiert. Da gibt es in der Oboe u. a. auch mehrfach Multiphonics, meist der stilleren Art, ebenso wie Spielweisen, die Carlos Salzedo für die Harfe kreiert hat. Ein spannendes Spätwerk. Dies alles ist brillant gespielt von dem Ensemble MidtVest: Charlotte Norholt (Flöte), Rui Borges Maia (Flöte), Peter Kirstein (Oboe), Tommaso Lonquich (Klarinette), Neil Page (Horn), Yavor Petkov (Fagott), Sanna Ripatti (Viola) und Gesine Dreyer (Harfe). Eine sehr empfehlenswerte Neuerscheinung!

 

 

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