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Daniel Bollius (?): Dialogus de Nativitate Sancti Johannis / Zwei Motetten aus dem Johannes-Dialog Rezensionen

 

 

Daniel Bollius (?): Dialogus de Nativitate Sancti Johannis für Sopran, Alt, Tenor, Bass, zwei Violinen, drei Blockflöten, drei Posaunen und Generalbass (Hg. Peter Thalheimer), Schwäbisch Hall 2025, NotaBene-Edition, Partitur und Stimmen, NB 4006.01, € 16,00

 

Daniel Bollius (?): Zwei Motetten aus dem Johannes-Dialog für 3–4 Blockflöten mit Singstimme und Generalbass ad libitum (Hg. Peter Thalheimer), Schwäbisch Hall 2025, NotaBene-Edition, Partitur und Stimmen, NB 3.008.01, € 14,00

 

 

 

Am 14.04.2025 wurde von mir auf TIBIA eine Rezension zu mehreren Ausgaben veröffentlicht, die sich allesamt um die Persönlichkeit des Mainzer Komponisten und Monteverdi-Zeitgenossen Daniel Bollius (1585–ca. 1642) zentrieren, auch wenn nicht für alle Einzelwerke dessen Autorschaft hundertprozentig gesichert scheint.

 

Bemerkenswert an allen besprochenen Stücken ist die seltene Originalbesetzung mit 3 Blockflöten und B. c.

 

Zwei dieser von Klaus Hofmann herausgegebenen Sonaten im frühbarocken Stil sind der sog. Johannes-Historie entnommen, einer Darstellung des Lebens Johannes des Täufers, die Bollius wahrscheinlich zum 70. Geburtstag seines Dienstherrn, des Mainzer Fürstbischofs Johannes Schweikhard von Kronenberg, komponiert hatte.

 

Die instrumentalen Sonaten machen jedenfalls auch neugierig auf das gesamte Werk, das ja zentrale vokale Anteile enthalten muss!

 

Thalheimers beide hier vorliegenden Neuausgaben aus seinem Verlag NotaBene scheinen zunächst diese Neugier zu befriedigen!  Aber:  genauer hingeschaut: es handelt sich hier nicht um jene Johannes-Historie, sondern um ein anderes Werk des vermuteten „D.B.“.   So lautet jedenfalls der handschriftliche Autorenvermerk in der Quelle zu diesem Dialogus de Nativitate Sancti Johannis.  Inhaltlich und besetzungsmäßig scheint der „Dialog“ aber demselben Kontext zu entstammen und wohl ebenfalls für den Fürstbischof namens Johannes geschrieben zu sein, wenn auch – wie Thalheimer aus stilistischen Gründen vermutet – um einige Jahre früher.

 

Der Dialogus enthält 5 Teile:  zunächst eine kurze Motette für Sopran und B. c., dann eine weitere für Alt, 3 Posaunen und B. c., darauf folgen zwei Nummern für Tenor und Bass mit den erwähnten 3 Blockflöten, gefolgt von einer weiteren für Bass mit 2 Violinen und abschließend einem Benedictus – wieder für Sopran und B. c. (Es scheint also gar kein Stück mit Tutti-Besetzung vorgesehen zu sein.)

 

Die lateinischen Texte sind sämtlich der Bibel entnommen (Jesaias, Lukas, Matthäus). Dieses Werk ist damit vollständig ediert. (Vielleicht folgt ja auch noch die Johannes-Historie mit den beiden „Sinfonien“!?)

 

Die Sätze 3 und 4 des Dialogus hat Thalheimer als Auskopplung in seinem Verlag zusätzlich unter einer anderen Bestellnummer ediert.

 

Grund dafür ist ihre satztechnische Besonderheit: die jeweilige Vokalpartie ist stets konsequent unisono mit dem B. c. geführt.  Das heißt: auch bei einer Ausführung entweder ohne Sänger, aber mit B. c. oder mit Sänger, mit oder ohne B. c. ergeben sich vielfältige Besetzungsvarianten für Blockflöten unterschiedlicher Stimmlagen, ohne dass eine Stimme im Satz fehlen würde. 

 

Insofern reihen sich diese beiden Motetten ein in die in der früheren Rezension besprochenen Ausgaben mit originaler Blockflötenmusik und stellen wie diese Raritäten und echte Repertoirebereicherungen dar!

 

 

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Über den Autor / die Autorin
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