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Martina Binnig: Zen meets Baroque Rezensionen

 

Shakuhachi und Traversflöte, Martina Binnig (Shakuhachi, Traversflöte), Accelerando Musikproduktion, Andernach 2018, 1 CD, ACC04.

 

Einerseits liegt die Idee nahe, andererseits ist sie nicht leicht zu realisieren: die japanische Shakuhachi und die frühbarocke, klappenlose europäische Querflöte auf einer CD zu vereinigen. Unerlässlich für dieses Vorhaben ist jemand, der in beiden Kulturwelten zu Hause ist, in der japanischen Tradition ebenso wie in der europäischen Musikgeschichte. Martina Binnig erfüllt diese Voraussetzung: einerseits hat sie „historische Instrumente an der Musikhochschule Köln” studiert, andererseits das Shakuhachi-Spiel „in der Taizan-Myōan-Traditionslinie bei Ikkei Nobuhisa Hanada am Itchōken-Tempel in Fukuoka” erlernt (wie uns das Booklet verrät).

Diese Grundlagen ermöglichen es ihr, auf der vorliegenden CD sieben Stücke aus der japanischen Tradition mit sechs meditativen Werken des Frühbarocks im Wechselspiel zu verknüpfen. Es ist klar, dass sie nicht auf fröhliche Tanzsätze oder Trällerliedchen zurückgreift, sondern melancholisch angehauchte oder religiöse Melodien der leidenschaftlichen und glaubens-intensiven Zeit des 17. Jahrhunderts den „kontemplativen Kompositionen” des Shakuhachi-Repertoires gegenüberstellt, das laut Booklet durchaus auch „Tanzweisen und Volkslieder” umfasst.

Präsentiert wird auf diese Weise eine ruhig-meditative Klangwelt aus unterschiedlichen Kul-turbereichen, die man nicht ohne Faszination hört; die Interpretation ist so klar und klangintensiv, dass man keine Begleitinstrumente vermisst, sondern sich der Intensität der Musik hingeben kann.

Bedauerlich ist, dass das Booklet nur knappe Angaben zur japanischen Musikkultur macht; hier hätte man sich etwas mehr an Information gewünscht (zur Information ist hilfreich Kodo Uesugi: Die japanische Shakuhachi und ihre Spieltechnik. In: Tibia 3/1978, S. 152–161).

 

 

 

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