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Zum Tod von Konrad Hünteler (12.03.1947 – 13.11.2020) Berichte

 

In der vergangenen Woche erreichte uns die traurige Nachricht, dass der bekannte Flötist, Hochschullehrer und Musikorganisator Konrad Hünteler am 13. November 2020 gestorben ist. Mit Konrad Hünteler verlieren wir einen rundum gebildeten Musiker, dessen weites Spektrum an Fähigkeiten nicht in eng definierte Kategorien passt. Vor allem verlieren wir einen warmherzigen und zugewandten Menschen, der trotz schwerer Schicksalsschläge bis zum Schluss begeisterungsfähig und optimistisch geblieben ist.

 

Sehr bekannt wurde Konrad Hünteler durch seine langjährige Position als Soloflötist des Orchester des 18. Jahrhunderts unter Frans Brüggen. Die Holzbläsergruppe dieses Orchesters war und ist legendär. Hier wurde exemplarisch gezeigt, was mit historischen Instrumenten an Intonation, Homogenität, Farbe, Ausdruck und Perfektion möglich ist. Die vielen weltweiten Konzerte dieses Orchesters mit den Sinfonien von Haydn bis Mendelssohn wurden jahrzehntelang überstrahlt von dem Klang Konrad Hüntelers auf seiner Grenser-Kopie. Hier wurden Maßstäbe für die folgenden Generationen gesetzt. Die heute ebenfalls auf höchstem Niveau spielenden Orchester mit historischen Instrumenten sind ohne solche Vorleistungen nicht wirklich denkbar.

 

Dabei war Konrad Hünteler keineswegs von Anfang an auf die historische Aufführungspraxis fokussiert gewesen. Nach dem Abitur im Rheinland studierte er zunächst moderne Querflöte u. a. bei Aurèle Nicolet und war nach dem künstlerischen Abschluss mehrere Jahre Soloflötist in Kapstadt. Hier hatte er Gelegenheit, das traditionelle Repertoire eines Sinfonie- und Opernorchesters intensiv kennenzulernen. Auch die großen Konzerte von Mozart bis Ibert konnte er hier als Solist spielen. Diese Erfahrung gab ihm die Sicherheit, die Kompetenz und das Standing für seine spätere Position als gefragter Soloflötist vor allem für die großen Partien mit der klassischen Klappenflöte in den Originalinstrument-Orchestern Europas.

 

Aber schon während der Studienjahre beschäftigte er sich intensiv neben dem modernen Flötenfach auch mit der Blockflöte und mit der barocken Traversflöte. Nach Deutschland zurückgekehrt erhielt er nach mehreren Zwischenstationen an der Musikhochschule Münster den Ruf als Professor für Flöteninstrumente und unterrichtete dort bis zu seiner Pensionierung moderne Querflöte, barocke und klassische Traversflöte und Blockflöte. Und alle drei Flötentypen und deren Gesamtrepertoire bildeten tatsächlich seine flötistische und musikalische Identität. Diese Form von Universalismus gibt es wirklich sehr selten.

 

Als Lehrer war Konrad Hünteler vor allem jemand, der mit Enthusiasmus und Liebe zur Musik die Studierenden an die emotionale Seite unserer Kunst heranführte. Musik erschütterte ihn zutiefst und ich erinnere mich an den letzten Besuch bei ihm in Münster im März 2020. Er hatte soeben das Oktett von Mendelssohn gehört und war betroffen von der Expressivität und der nicht mit Worten zu beschreibenden Botschaft des Stückes. Und so berührt kam er auch oft in den Unterricht. Wenn er vorher im Auto eine Oper oder ein sinfonisches Werk gehört hatte, konnte er die erste Viertelstunde des Unterrichts vor lauter Begeisterung zunächst einmal die banalen Tonleitern des Schülers nicht anhören, sondern schwärmte von dem gehörten Werk. Das Herz war zu voll von Musik.  Generationen von Schülern haben von dieser Energie für ihr Leben profitiert.

 

Konrad Hünteler nahm trotz seines prall gefüllten Kalenders auch wichtige Aufgaben ausserhalb der Aufführung von Musik und deren Lehre wahr. Er gründete und leitete das Barockfest in Münster, er initiierte die Reihe Musik an Westfälischen Adelshöfen, gründete die Camerata des 18. Jahrhunderts, produzierte zahlreiche CDs mit Solo- und Kammermusik, war Co-Autor einer Blockflötenschule für Kinder, machte Musiksendungen im WDR, war tätig als Herausgeber und Autor und vieles andere mehr. In der Todesanzeige heißt es treffend: „Ein Leben für die Musik ging zu Ende”.

 

Lieber Konrad Hünteler, Du hinterlässt Deine Frau Ilsebill Hünteler, Deine Kinder sowie Deine Freunde, Kollegen, Schüler und Bewunderer in Trauer.


Trost geben uns die Verse von Rilke auf Deiner Traueranzeige:
Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen.
Habe ich dort eine Bleibe gefunden, werde ich immer bei Euch sein.

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Über den Autor / die Autorin
Karl Kaiser ,

Seit Jahrzehnten ist(...)