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Jean-Louis Beaumadier/Véronique Poltz: Viva Piccolo Rezensionen
Jean-Louis Beaumadier (Piccolo), Véronique Poltz (Piano), Calliope Records, F-Paris 2022, 1 CD, CAL22104
Mir ist noch keine CD von Jean-Louis Beaumadier in die Hände bzw. Ohren gekommen, die nicht gelungen wäre. Bei dieser CD, einem „Hoch auf die Piccolo“, sind besonders der Farbenreichtum zu bewundern. Sie bietet einen Querschnitt durch die Musikgeschichte, hauptsächlich mit Bearbeitungen von Werken für Flöte und Klavier. Und durchaus so gemacht, dass es in fast allen Fällen auch original so vom Komponisten gedacht sein könnte. So klingt bei der Es-Dur-Bach-Sonate eben nur ein 4-Fuß-Instrument als Oberstimme. Wobei bei diesem Werk ja nichts original ist außer der Musik. Das Cembalo wird hier durch ein Klavier ersetzt und die Sonate selbst ist mit großer Sicherheit nicht von Bach. Das macht nichts, es ist trotzdem große Musik. Im ersten Satz sehr lyrisch und durchsichtig musiziert, durch die Oktavierung der Oberstimme sogar in ihrer Kontrapunktik außerordentlich klar, beim zweiten Satz spielt die Flöte sehr legato, dadurch sind manchmal die Trennungen von Tönen nicht ganz klar, der 3. Satz insgesamt mehr non legato. Alles in allem ein Kabinettstück, verspielt im positiven Sinne, nie forciert. Das berühmte Solo aus Orpheus von Christoph Willibald Gluck fehlt natürlich nicht, relativ langsam gespielt, die Rubati immer mit Geschmack. Bei der Mozart-Jugend-Sonate C-Dur KV 14 überrascht das allerdings sehr wirkungsvolle Staccato des ersten Laufes. Johannes Brahms ist mit vier ungarischen Tänzen vertreten, aber nicht die sonst üblichen. In diesem Zusammenhang ist auch unbedingt anzumerken, dass Piccolo und Klavier sehr ausgeglichen und durchsichtig aufgenommen sind. Theobald Böhms Capriccio Nr. 16 op. 26: reine Lyrik, lebendige Dynamik! Benjamin Godards Valse op.116 ist ein pfiffiges Stück, besonders mit Piccolo. Fritz Kreislers Liebesleid: ja, auch Piccolo kann das darstellen! In Joachim Andersens Moto perpetuo brilliert Jean-Louis Beaumadier mit einem sechsminütigen Doppelzungenstaccato. In Camille Saint-Saëns‘ Air de Ballet d’Ascanio wird getanzt, die abwechslungsreichen Teile beeindrucken in ihren Farben. A Paris dans chaque faubourg von Maurice Jaubert ist ein nachdenklicher Abschluss einer virtuosen und farbenreichen CD.
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