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Winfried Michel: „Wer es könnte...“ Rezensionen

 

(Hilde Domin), Lied für singende Blockflötistin oder Altblockflöte spielenden Sänger, op. 87, Münster 2021, Mieroprint, EM 1267, € 10,00

 

 

Der Komponist Winfried Michel existiert in mehreren Identitäten, die jeweils verschiedenen stilistischen Epochen entsprechen: Giovanni Paolo Simonetti hat sich vor allem als Komponist von Triosonaten für 2 Blockflöten mit Generalbass einen Namen gemacht, wogegen Giovanni Paolo Tomesinis durchaus umfangreiches Schaffen stilistisch etwas später anzusiedeln ist. (Selbst unter der Perücke von Joseph Haydn soll Michael bereits identifiziert worden sein!) Aber auch mit seinem bürgerlichem Namen komponiert er – und dann in der Sprache unserer Zeit. Auf die Blockflöte bezogen heißt das auch unter Einsatz zeitgenössischer Spieltechniken.

 

Michel liebt in seinen Stücken die Verarbeitung anspruchsvoller Lyrik – diese wiederum aus allen Jahrhunderten von Catull über Martin Luther und Andreas Gryphius, Matthias Claudius bis hin zu Bert Brecht und, wie im vorliegenden Falle, Hilde Domin (gest. 2006). Gedicht und Stück sind beide sehr kurz. Deshalb kann man ersteres hier getrost in Gänze zitieren: Wer es könnte/die Welt/hochwerfen/daß der Wind/hindurchfährt.

 

Vokalstimme und Blockflöte sind in gleichem Umfang eingesetzt, zumeist abwechselnd und an einer Stelle auch im Unisono. Aus dem Vorwort: „Der Wechsel von Vokal- und Instrumentaltönen soll stets möglich „bruchlos“ sein und in seiner Gestik Wort und Dynamik unterstreichen.“

 

Wie gesagt: kurz, aber durchaus in gestalterischer Hinsicht anspruchsvoll und ideal z. B. für zeitlich limitierte Wettbewerbsprogramme!

 

 

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