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Musik - (k)eine brotlose Kunst Deutsches Musikinformationszentrum legt Studie zur wirtschaftlichen Lage und zu Ausbildungswegen von Berufsmusizierenden vor Neues aus der Holzbläserwelt

 

Bonn, 18. April 2023. Die Mehrheit der Berufsmusizierenden in Deutschland geht nicht nur ihrer musikalisch-künstlerischen Tätigkeit nach: Lediglich 30 Prozent leben ausschließlich von der Musik - zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Erhebung des Deutschen Musikinformationszentrums (miz). Fast die Hälfte der Musiker und Musikerinnen geht zusätzlich musikpädagogischen und knapp ein Drittel nicht-musikalischen Tätigkeiten nach, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das monatliche Nettoeinkommen insgesamt liegt im Schnitt bei 2.660 Euro, allerdings verdient jeder fünfte Berufsmusizierende weniger als 1.500 Euro. Durchgeführt wurde die Untersuchung im Auftrag des miz auf der Grundlage einer bundesweiten, genreübergreifenden Befragung vom Institut für Demoskopie Allensbach (IfD).

 

Zum Teil erhebliche Unterschiede zeigen sich in der Einkommenssituation je nach Art der Erwerbstätigkeit: Während angestellte Musiker und Musikerinnen mit 2.940 Euro ein überdurchschnittliches monatliches Netto zur Verfügung haben, fällt es mit 2.460 Euro bei freiberuflichen deutlich geringer aus und stammt zudem in höheren Anteilen aus nicht-musikalischen Tätigkeiten. Deutlich sind ebenfalls geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen verdienen durchschnittlich 24 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Selbst wenn sie Hauptverdienerin eines Haushalts sind, beläuft sich der Gender Pay Gap immer noch auf 20 Prozent.

 

Prof. Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrates, betont anlässlich der Studien-Veröffentlichung: „Repräsentative Daten zu Arbeitsrealität und Einkommenssituation von Berufsmusizierenden haben lange gefehlt. Mit der miz-Studie verfügen wir nach der Corona-Pandemie über eine valide Diskussionsgrundlage, die die Daten der Künstlersozialkasse, des Mikrozensus und Einzeluntersuchungen zur sozialen Lage von Kulturschaffenden maßgeblich ergänzt. Nun gilt es für die Verantwortlichen in Kulturpolitik und Kulturinstitutionen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.“

 

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass freiberufliche Musiker*innen finanziell vergleichsweise schlecht dastehen, auch wenn man neben der Musik weitere Einkommensquellen berücksichtigt“, so miz-Leiter Stephan Schulmeistrat. „Gleichzeitig messen wir eine größere soziale Absicherung unter den sozialversicherungspflichtig angestellten Musiker*innen und insgesamt eine hohe Zufriedenheit mit der Berufswahl.“

 

Neben der sozialen Situation nimmt die Studie auch die künstlerische Biografie von Berufsmusikern und -musikerinnen in den Blick. Dabei stellte sich heraus, dass eine Mehrheit (56 Prozent) aus Elternhäusern stammt, in denen musiziert wurde. Im Durchschnitt haben Berufsmusizierende im Alter von neun Jahren mit dem Musizieren begonnen.

 

Die Untersuchung stützt sich auf rund 650 mündlich-persönliche Interviews und wurde im November und Dezember 2022 durchgeführt. Im Zentrum des Interesses stand die Situation nach der Corona-Pandemie. Der vollständige Ergebnis- und Methodenbericht ist unter www.miz.org/berufsmusikstudie abrufbar.

 

Ermöglicht wurde die Studie durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie durch die freundliche Unterstützung des Musikverlags Hal Leonard Europe GmbH.

 

Zentrale Ergebnisse der Studie im Überblick:

 

Berufsmosaike professioneller Musiker und Musikerinnen

• Nur 30 % der Berufsmusizierenden sind ausschließlich musikalisch-künstlerisch tätig; 70 % gehen zusätzlich musikpädagogischen oder anderen Tätigkeiten nach, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

• Fast die Hälfte der Berufsmusizierenden (48 %) übt nebenher musikpädagogische Tätigkeiten aus. Die höchsten Anteile finden sich unter den Frauen (52 %) sowie bei über 60-Jährigen (59 %).

• Fast ein Drittel (31 %) übt zusätzliche Tätigkeiten aus, die nichts mit Musik zu tun haben - häufig aus finanziellen Gründen. 57 % kämen ohne diese Tätigkeiten finanziell nicht über die Runden.

• Im Durchschnitt investieren Berufsmusizierende wöchentlich knapp 32 Stunden für Proben, Auftritte usw., 18 % sogar mehr als 50 Stunden pro Woche.

 

Einkommenssituation

• Im Schnitt erzielen Berufsmusiker und -musikerinnen 62 % ihres Einkommens aus musikalischen Tätigkeiten, 17 % aus musikpädagogischen und 15 % aus anderen Tätigkeiten. 6 % sind sonstige Einkünfte.

• Das durchschnittliche persönliche monatliche Nettoeinkommen liegt unter Berücksichtigung sämtlicher Einnahmequellen bei 2.660 Euro.

• 19 % der Berufsmusizierenden verfügen über ein monatliches Nettoeinkommen von weniger als 1.500 Euro. Umgekehrt erzielen 4 % ein Einkommen von mehr als 6.000 Euro.

 

Art der Erwerbstätigkeit

• Musiker und Musikerinnen in sozialversicherungspflichtigen Angestelltenverhältnissen können mit 2.940 Euro netto monatlich vergleichsweise gut von der Musik leben. Nur 4 % der Einnahmen stammen aus nicht-musikalischen Tätigkeiten.

• Freiberuflich Tätige hingegen verdienen deutlich weniger. Im Schnitt erzielen sie ein monatliches Gesamteinkommen von 2.460 Euro netto — und tragen dieses in größeren Teilen (22 %) auch durch nicht-musikalische Tätigkeiten zusammen.

 

Gender Pay Gap

• Berufsmusikerinnen verdienen im Durchschnitt rund 700 Euro bzw. 24 % weniger als ihre männlichen Kollegen.

• Werden nur die Hauptverdiener*innen der Haushalte miteinander verglichen, erzielen Frauen immer noch im Schnitt 20 % weniger Einkommen als Männer.

• 15 % der männlichen Berufsmusiker verfügen monatlich über nur 1.500 Euro netto, bei den Frauen sind es 28 %.

 

Zufriedenheit mit der Berufswahl

• 82 % der professionellen Musiker bzw. Musikerinnen sehen in ihrer Berufswahl die richtige Entscheidung; sie würden sich heute wieder für ihren Beruf entscheiden.

 

Ausbildungswege

• 56 % der Eltern von Berufsmusizierenden haben selbst Musik gemacht oder machen dies immer noch, meist als Amateurmusizierende.

• Im Durchschnitt haben Berufsmusizierende im Alter von 9 Jahren mit dem Musizieren angefangen. Wer im Bereich Klassik aktiv ist, hat im Schnitt mit 8 Jahren begonnen, in der populären Musik liegt das Einstiegsalter bei 10 Jahren.

• 53 % der Berufsmusizierenden haben ein abgeschlossenes Musikstudium, 17 % eine abgeschlossene Ausbildung im Bereich Musik. 29 % haben sich die Musik weitgehend selbst beigebracht, 25 % haben ausschließlich privat Unterricht genommen.

 

Weitere Informationen:

Deutsches Musikinformationszentrum

Das Deutsche Musikinformationszentrum (miz) ist nationales Kompetenzzentrum und Anlaufstelle für alle, die Informationen und Daten zum Musikleben suchen. Mit seinem Onlineportal miz.org betreibt das miz die führende Informationsplattform zum Musikleben und informiert über Einrichtungen, Strukturen und Entwicklungen zentraler Bereiche: von der musikalischen Bildung und Ausbildung über das Amateurmusizieren, die professionelle Musikausübung und das Veranstaltungswesen bis zu den Medien und der Musikwirtschaft. Das miz ist eine Einrichtung des Deutschen Musikrates und wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Kulturstiftung der Länder (KSL), der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) sowie der Stadt Bonn. Gesponsert wird das miz durch Hal Leonard Europe.

 

Deutscher Musikrat

Der Deutsche Musikrat (DMR) engagiert sich für die Interessen von 15 Millionen musizierenden Menschen in Deutschland und ist weltweit der größte nationale Dachverband der Musikkultur. Er repräsentiert rund 100 Organisationen und Dachverbände des professionellen Musiklebens und des Amateurmusizierens sowie die 16 Landesmusikräte. Der Deutscher Musikrat e.V. in Berlin setzt mit seiner musikpolitischen Arbeit als zivilgesellschaftlicher Akteur Impulse für ein lebendiges Musikleben und ist steter Dialogpartner für den Deutschen Bundestag und die Bundesregierung.

Die Deutscher Musikrat gGmbH in Bonn organisiert als Träger die dreizehn langfristigen Projekte des DMR: Ensembles: Bundesjugendorchester, Bundesjugendchor, Bundesjazzorchester; Wettbewerbe: Jugend musiziert, Jugend jazzt, Deutscher Musikwettbewerb, Deutscher Orchesterwettbewerb, Deutscher Chorwettbewerb; Förderung: Konzertförderung Deutscher Musikwettbewerb, Forum Dirigieren, Podium Gegenwart, PopCamp und Service: Deutsches Musikinformationszentrum (miz). Darüber hinaus verantwortet sie temporäre Förderprogramme: „NEUSTART KULTUR - Digitalisierung Musikfachhandel“, „NEUSTART KULTUR - Stipendien Programm Klassik“, „NEUSTART KULTUR - Freie Musikensembles“, „NEUSTART KULTUR - Stipendienprogramm 2022 und 2023“. Jüngst hinzugekommen ist das Förderprogramm U*music für im Zuge des Ukrainekriegs geflüchtete Musiker und Musikerinnen.

Der DMR wurde 1953 gegründet und ist die größte Bürgerbewegung im Kulturbereich. Als Mitglied der UNESCO hat er sich in seinem Handeln der Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen verpflichtet und steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

 

Kontakt:

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH

Stephan Schulmeistrat

Leitung Deutsches Musikinformationszentrum

Tel.: 0228 - 2091 180

schulmeistrat(at)musikrat.de

 

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH

Dr. Anke Steinbeck

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel.: 0228 - 2091 165

steinbeck(at)musikrat.de

 

 

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