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Prof. Dr. Barthold Kuijken erhält den Georg-Philipp-Telemann-Preis 2024 Neues aus der Holzbläserwelt
Foto: Barthold Kuijken (c) Greer Ellison
Der renommierte Interpret Prof. Dr. Barthold Kuijken (Belgien) wird 2024 mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg geehrt. Die Verleihung des Preises nimmt Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris am 8. März 2024 im Rahmen eines Festaktes im Alten Rathaus Magdeburg vor.
Die Landeshauptstadt Magdeburg würdigt mit der Auszeichnung die exzellente, breit angelegte und nachhaltig wirksame Auseinandersetzung von Prof. Dr. Barthold Kuijken mit der Musik des 18. Jahrhunderts und insbesondere mit dem Werk Georg Philipp Telemanns (1681–1767). Als herausragender und weltweit geschätzter Travers- und Blockflötist, Lehrer, Wissenschaftler und Dirigent hat er die Beschäftigung mit historischen Flöten sowie die historisch informierte Musizierpraxis in den letzten 50 Jahren maßgeblich beeinflusst. Für Barthold Kuijken sind Fragen zur historischen Aufführungspraxis der Musik des 18. Jahrhunderts lebendig und interessant, weil sie von jeder Generation neu beantwortet werden. Dabei dienen ihm Telemanns Werke und Äußerungen als eine wichtige Quelle. Sie befruchten maßgeblich Kuijkens Nachdenken über Musik und das Aufspüren einer Interpretationsweise, „die der Komponist nicht missbilligen würde, mit der er einverstanden wäre, auch wenn er es selbst vielleicht anders gemacht hätte“ (2021).
Als Herausgeber veröffentlichte Barthold Kuijken insbesondere Kompositionen für Traversflöte, darunter auch Telemanns Fantasien. In den Notenausgaben verbindet er kompetent ein wissenschaftlich geschultes Lesen der musikalischen Quellen mit den Erfahrungen des Interpreten.
Die zahlreichen Einspielungen mit Beteiligung von Barthold Kuijken machen deutlich, dass der Interpret immer wieder zu Telemann findet und sich von dessen Werk inspirieren lässt. Sämtliche Instrumentalwerke, in denen Telemann eine Traversflöte verlangt, hat Kuijken zur Aufführung gebracht und nahezu alle für Tonträger eingespielt. Immer weisen diese Aufnahmen Referenzcharakter auf, darunter die der „Zwölf Fantasien für Traversflöte ohne Bass“ TWV 40:2–13 (1978) und der „Sonate metodiche“ (1994).
Wiederholt war Barthold Kuijken Juryvorsitzender des Internationalen Telemann-Wettbewerbs in Magdeburg und ließ spüren, dass es nicht um Konkurrenz geht, sondern immer um die Musik selbst.
Mit Barthold Kuijken wird eine Persönlichkeit geehrt, die auf internationaler Ebene die Auseinandersetzung mit der Musik des 18. Jahrhunderts unter wesentlicher Einbeziehung von Telemanns Instrumentalwerk anhaltend prägt sowie ihren künstlerischen Reichtum jungen Menschen vermittelt.
Biographisches
Der aus dem flämischen Belgien stammende Prof. Dr. Barthold Kuijken (*1949) ist eine prominente Persönlichkeit der Alten Musik. Neben legendären Auftritten und Aufnahmen mit seinen Brüdern Sigiswald (Violine) und Wieland (Violoncello und Viola da gamba) arbeitete er mit vielen Spezialisten der Alten Musik wie z. B. Gustav Leonhardt, Robert Kohnen, Bob van Asperen, Ewald Demeyere, Paul Dombrecht, Luc Devos und Piet Kuijken zusammen. Barthold Kuijken war in Konzerten u. a. mit den Barockorchestern Collegium Aureum und La petite Bande zu hören und spielte mit diesen Ensembles zahlreiche Aufnahmen ein. 2014 beendete er die Professuren für Barockflöte an den Königlichen Konservatorien von Brüssel und Den Haag, tritt aber weiterhin in Europa, den USA und Japan auf. Derzeit ist er Intendant und Dirigent des Indianapolis Baroque Orchestra (USA). Er ist gefragter Juror bei Wettbewerben und vermittelt sein Wissen nach wie vor in Meisterkursen und Vorlesungen. 2007 war Barthold Kuijken der erste Musiker in Belgien, der einen Doktortitel der Kunst erhielt. Seit 2021 ist er Ehrenmitglied der Internationalen Telemann-Gesellschaft e.V.
Das Buch „The Notation Is Not the Music. Reflections on Early Music Practice and Performance“ (2013) ist die Zusammenfassung seiner Forschung, Ideen und Überlegungen zur Musik.
Hintergrund
Die Landeshauptstadt Magdeburg würdigt seit 1987 jährlich hervorragende Leistungen im Hinblick auf Interpretation, Pflege und Erforschung von Telemanns Leben und Werk mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis. Er besteht aus einer Bronzeplakette, einer Urkunde und einer Dotation in Höhe von 2.500 Euro.
Zu den bisher mit dem Preis Geehrten zählen u. a. Ludwig Güttler, Martin Ruhnke, Wolf Hobohm, Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs, Klaus Mertens, der Bärenreiter-Verlag, der Carus-Verlag, Burkhard Schmilgun sowie das CD-Label cpo (Georgsmarienhütte), Thomaskantor Gotthold Schwarz i. R., Klaus Hofmann, Dorothee Oberlinger und Elizabeth Wallfisch. 2023 wurde der Musikwissenschaftler Dr. Ian Payne (Großbritannien) mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis ausgezeichnet.