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Susanne Fröhlich: 21 Rezensionen

 

 

Susanne Fröhlich (tenor recorders), Orlando Records, Wien 2019, 2 CDs, or 0038

 

 

Die Blockflöte spaltet sich auf. Die moderne Blockflöte trennt sich von der historischen, jede mit der ihr eigenen Kultur, Spielermentalität, Bühne, Zukunftsperspektive und dem ihr eigenen Publikum. In der jüngeren Vergangenheit haben wir eine ähnliche Spaltung zum Beispiel bei Gitarre und Geige gesehen. Als absoluter Gewinner einer Aufspaltung ist natürlich das Klavier zu nennen, das in den letzten 400 Jahren in immer neuen Formen und mit immer neuen, nie zuvor gehörten Klängen, das Vokabular des Tasteninstruments verbreitet hat. Dies gilt auch für die Blockflöte. In den letzten 500 bis 600 Jahren wurden ständig neue Flöten entwickelt, basierend auf der offensichtlichen Notwendigkeit eines weiteren alternativen Klangs. Mit einer kurzen Stagnation in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist der Bedarf an immer neuen Blockflötentypen explodiert, insbesondere in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit dem Ergebnis, dass der heutige professionelle Blockflötist während seiner gesamten Karriere damit beschäftigt ist, mindestens je ein Exemplar der mittlerweile etwa 30 verschiedenen Blockflötentypen zu sammeln. Es kann dann auch nicht anders sein, dass viele Blockflötisten, entweder als Solist oder in Ensembles, sich auf einen bestimmten Stil spezialisieren, mit (Früh-) Renaissance, Barock, Zeitgenössisch/Elektronik als großen Stilblöcken.

Susanne Fröhlich hat sich auf ihrer Debüt-CD für ein Solo-Repertoire entschieden und sich dafür auf den Helder-Tenor und seine Weiterentwicklung konzentriert. Und das mit viel Überzeugung, Raffinesse und fabelhaftem handwerklichen Können. Ihre Vision und totale Beherrschung der wichtigsten „Waffe“ der Blockflöte, nämlich ihres Klangs, ist auf der gesamten CD überwältigend. Egal, ob Peter Hannans virtuoses RSRCH 12/84, Terri Hrons wunderschön ausbalancierte Elektronik in Susi Spinus, Kathrin A. Denners engrave V mit perfekt ausgeführten Vierteltönen und spektakulärer Luftstrombeherrschung, Isang Yuns schönes und atmosphärisches The Visitor of the Idyll oder Susanne Fröhlich & Gerriet K. Sharma mit ihrer eigenen Komposition Semaphor, in dem faszinierende klangliche Subtilität, Dynamik und Timing völlig im Gleichgewicht zueinander stehen. Überall lässt Susanne Fröhlich mit großer Integrität hören, was für eine einzigartige, virtuose Blockflötistin sie ist: niemals kokett, zweifelhaft oder unklar; totale Kontrolle überall. „Brava”! Sehr angenehm ist auch die informative und sympathische mündliche Erklärung jeder Komposition. Kurz gesagt, sehr empfehlenswert diese CD, jedenfalls für Fans moderner (Blockflöten-)Musik, aber sicherlich auch, wenn nicht speziell für diejenigen, für die diese Seite des Blockflötens noch unbekannt ist. Einfach kaufen, anhören (mit guten Kopfhörern!) und genießen!

 

 

 

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