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Thies Roorda/Alessandro Soccorsi: Flute Music from the Harlequin Years Rezensionen

 

 

Pierre de Bréville: Une flûte dans les vergers; Paul Dukas: La plainte, au loin, du faune … Tombeau de Claude Debussy; Albert Roussel: Andante and Scherzo, Op. 51; Jacques Ibert: Jeux; Arthur Honegger: Danse de la chèvre, Vocalise-Étude, H. 70; Darius Milhaud: Flute Sonatina, Op. 76; Georges Auric: Aria; Francis Poulenc: Villanelle, FP 74; Alexandre Tansman: Flute Sonatina; Tibor Harsányi: 3 Pièces for piano and flute; George Antheil: Flute Sonata; Thies Roorda (Flute, Piccolo), Alessandro Soccorsi (Piano), Naxos, Poing 2019, 1 CD, 8.579045

 

Der Titel dieser CD bezieht sich unmittelbar auf ein Pamphlet von Jean Cocteau Le coq et l'Arlequin. Es ist die Zeit der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts und außer George Auric sind noch 3 weitere Mitglieder der „groupe de six” vertreten: Honegger, natürlich mit Danse de la chèvre – in der Einleitung mit ein bisschen zu wenig Dynamik aber im schnellen sehr klar, präzise und mit schönem Ton offeriert von Thies Roorda – und einer von R. de Reede arrangierten schönen Vocalise-Étude, Poulenc mit einer Villanelle für Piccolo und Darius Milhaud mit seiner phänomenalen, leicht jazz-inspirierten Flöten-Sonatine. Dies Werk, 1922 als op. 76 entstanden, ist eines der frühen Werke Milhauds. Der damals 30jährige komponierte damit sicher eines der schönsten Flötenwerke dieser Zeit. Der 1. Satz ist mit wunderschönen Steigerungen gespielt, der 2. polyrhythmische Satz sehr plastisch, am Schluss vielleicht ein bisschen zu laut, zu wenig geheimnisvoll und im 3. Satz mit seinen brillanten Oktaven nimmt Milhaud in einer unerhörten Schlusssteigerung wieder das so schöne zwischen Dur und Moll pendelnde Thema des 1. Satzes auf, um mit zwei kurzen piano-Schlussseufzern – auch von Dur nach Moll wechselnd, mit einem ironischen Augenzwinkern zu schließen. Brillant musiziert. Und die Flöte geht dank der Studiotechnik nicht unter, denn das ist ein Problem neben dem exorbitant schweren Klavierpart bei dieser Sonatine. Sehr schön, dass auf dieser CD auch Albert Roussels viel zu selten gespieltes Andante et Scherzo op. 51 zu hören ist, ein Werk, das leider zu Unrecht im Schatten der formidablen Joueurs de flûte steht. Jacques Ibert ist mit Jeux vertreten, quirlig und im 2. Satz fast impressionistisch elegant. La plainte, au loin, du faune ... Tombeau de Claude Debussy von 1920, ursprünglich für Klavier solo, nimmt Motive von Debussys L'après-midi d'un faune auf. Alexandre Tansman bezog 1920 seinen Wohnsitz in Paris und stand der groupe de six, des weiteren Roussel und Ravel nahe. Die viersätzige Sonatine entstand 1926 mit einem stilisierten Foxtrott als 3. Satz. Von den Interpreten mit einer großartigen Dynamik von fff bis pp gespielt, von der Technik mit viel Hall versehen, aber sehr groß eingefangen. Der Ungar Tibor Harsány, Student von Bartók und Kodály, kam 1924 nach Paris. Bei seinen 3 Stücken von 1924 ist die ungarische Färbung der Musik noch deutlich zu hören. Die Flötensonate des durch sein Ballett mécanique als Enfant terrible der 20er Jahre in Paris wahrgenommene George Antheil ist 1951 in Amerika nach seiner wilden Zeit entstanden. Locker, leicht, im letzten Satz mit seinen Repetitionen von einer ausgesprochenen Brillanz, ist für die Spieler sicher eine Herausforderung, für die Hörer nicht. Dennoch ein Gewinn. Und das betrifft die ganze CD. Hier kann man Werke entdecken, eine wahre Fundgrube. Und sicher ist da manches darunter, was auch Flötisten mal reizen sollte, im Konzertsaal zu spielen. Werke, die Eindruck machen können, gefallen werden. Eine schöne Neuerscheinung!

 

 

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