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Johannes Ockeghem: 31 Bicinien Rezensionen

 

für 2 Instrumente (Hg. Johannes Geiger), Reihe: Musica Speciosa, Magdeburg 2019, Edition Walhall, Partitur, EW488, € 16,80

 

 

 

In der Reihe Musica Speciosa sind 31 Duette des begnadeten franko-flämischen Komponisten Johannes Ockeghem erschienen, der in der Generation zwischen Guillaume Duffay und Josquin Desprez tätig war. Aus verschiedenen Messen hat der Herausgeber Johannes Geiger Duos oder zweistimmige Ausschnitte ursprünglich drei- und mehrstimmiger Vokalkompositionen zusammengetragen. Auf Seite 35 findet man den Ambitus der Stimmen, der meistenteils eine Oktave plus Quarte beträgt. Mit diesem Stimmumfang gibt es neben der vokalen Aufführung eine Reihe von instrumentalen Besetzungsmöglichkeiten, in denen natürlich auch Stimme und Instrument kombiniert werden können.

 

Meine Schüler haben diese Duette mit großem Vergnügen auf Renaissance-Travers- und Blockflöten gespielt und ließen sich von dem Zauber der Ockeghemschen Klänge in die Zeit des 15. Jahrhunderts entführen.

 

Die Bezeichnung Bicinie klingt in meinen Ohren etwas harsch, weil sie falsche Assoziationen weckt. Diese Musik hat so gar nichts pädagogisch Bedachtes, sondern birgt als Teil der verschiedenen Messen eine mystische Kraft von großer melodischer Schönheit.

 

Das einzige weltliche Stück ist das berühmte O rosa bella. Eine Ballata des venezianischen Dichters Leonardo Giustiniani. Erstmals vertont von Johannes Ciconia, wird sie in der Bearbeitung von Dunstable oder möglicherweise Bedyngham zu einem Gassenhauer, der gerne parodiert wird und in den vielfältigsten Erscheinungen als Messe, Intavolierung oder Quodlibet weiterlebt. Hier sind die oberen Stimmen einer wahrscheinlich 4stimmigen Version abgedruckt.

 

Da die Liturgie einer Messe festgelegt war, hat Ockeghem die Texte immer wieder neu vertont. Abgesehen von den letzten beiden Duos sind die Stücke in dieser Ausgabe nicht textunterlegt. Doch die Messen sind in ihrer Gesamtheit im Internet frei zugänglich und verdienen es, wiederentdeckt zu werden.

 

Die Feinheit und Abwechslung dieser Duos machen die Neuausgabe zu einer sehr gern angenommenen Erinnerung, wie nuanciert Ockeghems Werke sind und lässt sie nun wieder häufiger erklingen. Was für eine gute Idee.

 

 

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