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Who enchants this meeting so? Rezensionen

 

 

The Flute Sonatas by Martinus Ræhs, Sonata I in A Major; Sonata II in D Major; Sonata III in c Minor; Sonata V in G Major; Sonata VI in C Major; Sonata VII in A Major; Clara Guldberg Ravn (Blockflöte), Anna Paradiso (Cembalo, Klavier), Mats Olofsson (Barockcello) und Joans Nordberg (Barockgitarre, Erzlaute), arcantus Musikproduktion, Bremen 2020, 1 CD, arc 20015

 

Das Debut Album von Clara Guldberg Ravn präsentiert sechs der 13 überlieferten Sonaten des außerhalb Skandinaviens unbekannten dänischen Traversflötisten und Komponisten Martinus Ræhs (1702–1766). In Planung ist eine weitere CD mit den restlichen Sonaten, um eine Gesamteinspielung vorzustellen. Der Booklet-Text enthält alle wünschenswerten Angaben zu Komponist, Werk, Interpreten, den gespielten Instrumenten und sogar der eingesetzten Technik.

 

Etwas Neues auf den Markt zu bringen und sich dann beim Einspielen der unbekannten Sonaten ausschließlich auf den wunderbaren sonoren Klang einer Voiceflute zu beschränken, statt ein ganzes Arsenal von Blockflöten aufzubieten, hat etwas Minimalistisches, eine Art skandinavisches Understatement.

 

Clara Guldberg Ravn weist sich schon klanglich als eine Schülerin Dan Laurins aus. Die Virtuosität ist selbstverständlich und wird nonchalant präsentiert ohne damit zu prahlen, während der Klang zum hohen Lied auf der Blockflöte wird. Claras Lehrer Dan Laurin hat seine Studentin nicht nur exzellent unterrichtet, sondern gibt ihr noch eine besondere Schützenhilfe auf den zukünftigen Solistenweg mit: Seine eigene Continuo-Gruppe, die einen ganz erheblichen Anteil an der lebendigen Wirkung dieser Einspielung hat: Anna Paradiso - Cembalo, Jonas Nordberg - Barockcello und Mats Olofsson - Laute. Anna Paradiso wechselt zwischen Cembalo und Fortepiano, Nordberg zwischen Erzlaute und Barockgitarre. Durch diesen farbigen und in der Realisierung der Bezifferung ausnehmend phantasievollen, den Affekt mitvollziehenden Gegenpart, gelingt Clara eine beispielhafte Ersteinspielung der hochvirtuosen Sonaten.

 

Ræhs´ Sonaten finden sich in zwei Handschriften. Eine in der Königlichen Bibliothek Kopenhagen, die andere in der Mecklenburgischen Landesbibliothek Schwerin. Die erste hier vorliegende CD enthält die Sonaten 1–3 und 5–7 aus Kopenhagen. Der Notentext kann bei imslp.org als Faksimile und in der modernen Ausgabe von 2019 eingesehen werden, die von Christian Mondrup und Mogens Friis sorgfältig erstellt wurde.

 

Ræhs wurde in der dänischen Kleinstadt Horsens als Sohn des Meisters der Stadtpfeifer geboren. Als sein Vater Chef der Ratsmusik in Aarhus wurde, trat der Sohn an seine Stelle. Morten Ræhs Hauptinstrument war die Traversflöte, für die er ähnlich virtuos komponierte wie sein Zeitgenosse Johann Joachim Quantz. Während seines Aufenthaltes in London, 1723–1726, ist er sicherlich Händel, Geminiani, Barsanti, den Loeillets und seinem schwedischen Kollegen Johann Helmich Roman begegnet.

 

Clara Guldberg Ravn und ihre Continuo-Gruppe spielen diese Sonaten so leidenschaftlich mitreißend, dass sich die Frage nach der Qualität der Kompositionen nicht stellt. Man fühlt sich gut unterhalten und wieder aufs Neue begeistert von dem so wandelbaren Instrument, das Blockflöte heißt.

 

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