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Jean-Louis Beaumadier: L’œil du cyclone Rezensionen

 

Jean-Louis Beaumadier (Piccolo), Pierre-Henri Xuereb (Alto), Carla Rees, Gergely Ittzès (Flûte en sol), Rodolpho Montero (Flûte), Véronique Poltz, Jacques Raynaut, Yoko Kubo (Piano), Pierre Monty (Piccolo), Joël Versavaud (Saxophone), Skarbo, Paris 2021, 1 CD, DSK4193

 

 

Diesmal eine CD des Piccolisten Jean-Louis Beaumadier mit zeitgenössischer Musik, Musik nach 1950, aber durchaus keine Avantgarde. Außerdem Musik außer Solo auch in unterschiedlichsten, kleinen Kammermusikbesetzungen und wie immer ganz hervorragend gespielt. So z. B. das titelgebende Werk in der Mitte (!)  L’œil du cyclone von Marcel Frémiot, beginnend hochvirtuos  mit rasender Flatterzunge, das in die Ruhe des Sturmauges führt. Ruhe: da ist Alain Moёne zu nennen mit  einem stillen, nachdenklichen Stück, das längste auf der CD, aber mit welch großer, expressiver Piano-Kunst geblasen. Einfach fantastisch! Bei Florentine Mulsant Sonata mit Klavier gibt es tonale Bezüge, aber durchaus schlüssig und eigen gedacht. Hier gibt es thematische Arbeit im alten Sinn, ohne verstaubt zu wirken. In der seltenen Besetzung – genaugenommen ist sie mir überhaupt noch nicht untergekommen – Piccolo und Viola von Elliot Schwartz  sind die vielen Farben in dessen  4 Soliloqui gekonnt ausgespielt, z. B. rasende Piccolo-Läufe über Bratschen-Pizzikati. Bei Luis de Pablo kurzer Burletta gibt es ebenfalls zwei Schichten: hoch-tief, sozusagen eine immanente Zweistimmigkeit, aber sehr überzeugend. Heinz Holliger, am ehesten ein Avantgardist der alten Schule, benutzt in seinem schönen Trio Pour Roland Cavin „nur“ Töne. Die Seufzer in der Elégie von Pierre Bartholomée werden von Beaumadier sehr fantasievoll mit völlig überzeugender Agogik gestaltet. Mit dem Titel Le Vent souffle où il veut trifft der Libanese Zad Moul Taka genau den Charakter dieses Werkes in einer ebenfalls außergewöhnlichen Besetzung: Piccolo/Sopraninosaxophon. Die Japanerin Yoko Kube imaginiert mit der Besetzung 2 Piccoli und Klavier die hohe Sparsamkeit alter japanischer Musik, die zweier „Ryoteki“, japanischer hoher Flöten im Gagaku. Jean-Jacques Werner, 1945 im Elsass geboren, gelingt in seinem fast postromantischen Nachtstück für Piccolo und Klavier trotz oder gerade mittels einer stockenden Musik ein stiller, faszinierend großer Spannungsbogen. Die Fantasies von Laurent Martin verbindet in der 1. Fantasie Piccolo und Altflöte in G homophon und wohltönend, während die 2. Fantasie eher wie eine strenge zweistimmig-polyphone Invention komponiert ist. Am Schluss der CD: Terre Adélie von Alexandre Ouzounoff mit Klavier. Hohe Diskant-Bewegungen mischen sich flirrend mit der Piccolo, alles piano, erst am Schluss tiefe forte-Akkorde, endend mit kurzen staccato-Tropfen der Piccolo. Es gibt ein ausführliches Booklet, leider nur in englisch und französisch.

 

Diese CD in ihrer Vielgestaltigkeit, in ihrem großartigen Spiel aller Beteiligten und in ihrer außergewöhnlich hervorragenden Aufnahmequalität ist ohne jede Abstriche sehr zu empfehlen.

 

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