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The Flute Sonatas by Martinus Ræhs Vol. 2 - The Promise Of A Night In June Rezensionen

 

 

Clara Guldberg Ravn (Recorder), Anna Paradiso (Harpsichord/Clavichord), Mats Olofsson (Baroque Cello) und Jonas Nordberg (Archlute), Arcantus, Bremen 2023, 1 CD, arc22031

 

 

Nach dem Debut-Album vor 3 Jahren präsentiert Clara Guldberg Ravn nun mit dem Volume 2 The Promise Of A Night In June die noch fehlenden Sonaten des außerhalb Skandinaviens unbekannten dänischen Traversflötisten und Komponisten Martinus Ræhs (1702–1766) und hat damit das gesamte Sonatenwerk für Flöte und B. c. eingespielt.

 

Martinus oder Morten Ræhs wuchs in einer musikalischen Familie auf. Er folgte seinem Vater als Stadtpfeiffer und Chef der Stadtmusik in Aarhus, der größten dänischen Stadt auf dem Festland.

Die Flötensonaten von Morten Ræhs sind in zwei Manuskripten überliefert – eine Handschrift befindet sich in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen, die andere wird in der Mecklenburgischen Landesbibliothek Schwerin aufbewahrt. Auf den zwei CDs, die Clara Guldberg Ravn mit instrumentalem Können und musikalischer Bravour eingespielt hat, wird sie von ihren formidablen Continuospielern auf Händen getragen: Anna Paradiso am Cembalo, Mats Olofsson am Barockcello und Jonas Nordberg an der Barockgitarre und Erzlaute. Das kammermusikalische Zusammenspiel ist ein Genuss und ist überdies gut aufgenommen.

Statt auf der Traversflöte spielt Clara Guldberg Ravn auf einer Voiceflute, d. h. einer Tenorblockflöte in D, auf der das Traversflötenrepertoire ohne Anpassung spielbar ist. Beiden Instrumenten gleich ist ein sanftes tiefes Register und ein volleres Mittelregister. Das obere Register ist bei der Blockflöte spieltechnisch mit einer gewissen Lautstärke gekoppelt, während die Traversflöte auch in den höchsten Tönen noch flüstern kann.

Die Transposition von einer kleinen Terz aufwärts bedingt, dass Tonarten wie B-Dur, transponiert Des-Dur, auf dem Tenorinstrument nicht voll, sondern hohl klingen, was der notwendigen Verwendung von vielen Gabelgriffen auf der Voiceflute geschuldet ist, die den Klang schwächeln lassen. Und doch war die Kleine-Terz-Transposition im Barock gang und gäbe, denn selten waren die Kompositionen ausschließlich für ein bestimmtes Instrument geschrieben. Die Komponisten hatten nichts dagegen, ihre Musik auf verschiedenen Blas- oder Streichinstrumenten zu hören. Seien wir ehrlich, jedes subskribierte Heft war dem Komponisten willkommen.

Es wäre spannend gewesen, auf der zweiten CD auch andere Blockflöten klingen zu lassen, um die verschiedenen Timbres der Blockflötenfamilie zu präsentieren. Des Weiteren würde ich mir eine moderne Ausgabe der Sonaten wünschen, damit sich gute Amateure nach dem Hören auch am Spielen erfreuen können.

Galante Unterhaltungsmusik zu schreiben ist ein eigenes Genre. Vor einem Monat hatten wir den Tod von Burt Bacharach (1928–2023) zu beklagen, der den Soundtrack für mehr als eine ganze Generation Amerikaner geschrieben hat. Vielleicht ist es unangebracht Morten Ræhs mit ihm zu vergleichen, aber gute Unterhaltungsmusik sprengt die Erwartungen und verblüfft oft das klassisch gebildete Publikum.

Überraschende Harmonien, unerwartete Modulationen und Wendungen, unübliche Tempi- und Rhythmus-Verschiebungen und das ganze hört sich so natürlich an, dass es zum Ohrwurm wird. Der Beatle Paul McCartney hat das so beschrieben: „Ich wachte mit einem Lied in meinem Kopf auf und fragte John und George, ob sie das Lied kannten, worauf ich ein Kopfschütteln bekam: nein Paul, das ist neu.“

Was ich damit meine ist, dass gute Unterhaltungsmusik so bekannt klingt, dass manche sie abwerten, doch ist das im Gegenteil ein Zeichen von Qualität. Kunst kommt ja wenigstens im Sprichwort von Können und Barockmusik hat viele Qualitäten, die Bachschen und eben auch viele andere mehr.

Sehr zu empfehlen!

 

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