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Iris Lichtinger/Axel Wolf: Dreaming and Waking Rezensionen

 

Iris Lichtinger (Barock- und Renaissanceblockflöten), Axel Wolf (Laute, Theorbe), Perfect Noise, Waldenbuch 2023, 1 CD, PN 2205     

 

Die Blockflöte in London
Unter dem Motto zwischen Traum und Wachzustand, Musik aus dem Internationalen Schmelztiegel des barocken London hat die Blockflötistin Iris Lichtinger ein Programm mit Kompositionen von einem gebürtigen Engländer, Solomon Eccles, sowie Wahlengländern wie Giuseppe Sammartini und dem Tschechen Gottfried Finger zusammengestellt.

Nie in England waren Sylvius Leopold Weiss, Giovanni Girolamo Kapsberger, Benedetto Marcello und Giovanni Zamboni Romano, doch kann man hoffen, dass ihre Kompositionen über den Kanal importiert wurden.

 

Der aus Rom stammende Giovanni Zamboni Romano, war als ein Virtuose auf der Theorbe, Laute, dem Kontrabass und Cembalo bekannt. Die Sonate D’Intavolatura di Leuto von 1718 ist das letzte italienische Werk für Laute, das in Tabulaturen-Schreibweise gedruckt wurde. Die fundierten Kenntnisse des Kontrapunkts waren typisch für die römische Schule. Zambonis Zugehörigkeit sieht man an dem ‚Romano‘, das er hinter seinen Namen setzte. Zamboni ist der letzte ‚Römer‘, der die Laute im 18. Jh. am Leben hielt. Er verschmolz dafür den traditionellen römischen Stil, bestehend aus einer virtuosen Gigue mit der neuen melancholischen Sarabande und nutzt Stilelemente des galanten Stils. Axel Wolf spielt dieses farbige Solo mit der überzeugenden Selbstverständlichkeit eines reifen Musikers.

 

Durch und durch britisch war dagegen der berühmte englische Tagebuchschreiber, Abgeordnete und Marineverwalter Samuel Pepys. der über die Grenzen Großbritanniens für sein Tagebuch von 1660 bis 1669 bekannt wurde: ein historisches Dokument, das die wichtigsten Ereignisse im England der Restauration detailliert beschreibt, darunter die Große Pest von 1665–1666 und den Großen Brand von London von 1666. Doch als weltgewandter Insulaner und Genussmensch finden sich auch Notizen zu seiner Liebe zur Musik und seinem eigenen Musizieren auf der Laute und der Blockflöte, die Besetzung der vorliegenden CD.

 

Mit Axel Wolf hat sich Iris Lichtinger einen Lauten-Virtuosen ins Boot geholt, der sie musikalisch auf Händen trägt und mühelose Überleitungen zwischen den Grounds improvisiert. Im Booklet ist zu lesen, dass Axel leidenschaftlich Jazz improvisiert, und seine begleitende Rolle erfüllt er hervorragend.

 

Die Klanggestaltung der Blockflötenpartien bleibt leider überraschend gleich, obwohl Iris Lichtenberger auf ganz unterschiedlichen Blockflötentypen von drei renommierten Instrumentenbauern spielt:  G-Alt 415 Hz, barocke F-Altblockflöte und Voiceflute 415 Hz. Gerade auf letzterer wirkt die Passacaglia-Variation von Finger anfangs seltsam kurzatmig und nicht entspannt.

 

Mit dem radikalen Wandel der Musikindustrie hat sich auch die Auswahl der auf CDs eingespielten Werke verändert. Sie gleicht mehr und mehr einem Konzertprogramm und erfüllt die Funktion einer klingenden Visitenkarte.

 

Dreaming and Waking präsentiert alten Inhalt in neuer Verpackung mit verführerischen Texten und Suggestionen, doch bleibt das musikalische Ergebnis dahinter zurück.

 

 

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