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J. A. & J. F. Groneman – Rococo Flute Music Rezensionen
Jed Wentz (traverso), Marion Moonen (traverso), Balázs Máté (cello), Marcelo Bussi (harpsichord), Brilliant Classics, NL-Leeuwarden 2024, 1 CD, 97002
Die Brüder Groneman, deren Flötenwerke die vorliegende Aufnahme vereint, wirkten beide in den Niederlanden: Johannes Fredericus (Jan Fredrik, ca. 1708 Köln? –1781 Amsterdam) als „Musikmeister“, Komponist und Verleger, und Johannes Albertus (Johan Albert, 1711 Hamm –1778 Den Haag) – der renommiertere von beiden – als Geiger und Organist.
Zu den drei einzigen überlieferten Sonaten von Jan Fredrik Groneman und einer Sonate von Johan Albert für Flöte und Basso continuo – als Transkription einer seiner Violinsonaten – (Digitalisat der Badischen Landesbibliothek) bilden die zwei Duette Johan Alberts einen reizvollen Kontrast. Die Duette stammen aus seinen zeitgenössischen Drucken op. 1 (herausgegeben von Gerhard Braun, Heinrichshofen) und op. 2 (in der Satzreihenfolge des Londoner Drucks, IMSLP).
Die Musik aus den 1730er bis 1750er Jahren nutzt die spieltechnischen Möglichkeiten der Traversflöte phantasievoll aus. Die Virtuosität wird immer wieder durchbrochen durch eingestreute chromatische Gänge und überraschende harmonische Wendungen. Die langsamen Sätze sind eher gefällig als gefühlvoll und mit wesentlichen und willkürlichen Verzierungen reich geschmückt.
Auf der tonschönen Aufnahme von 1994, die unter neuem Label 2024 wiederaufgelegt wurde, reizen die Musiker mit großer Spielfreude Tempogrenzen und wechselnde Charaktere aus, mal mit großer agogischer Freiheit, mal sehr motorisch. Improvisatorisch werden auch die schnellen Sätze – nicht nur in Wiederholungen – mit geschmackvollen Verzierungen und Kadenzen angereichert.
In den Sonaten steht die virtuos ausgezierte Flötenstimme gegenüber einer schlichten Bassstimme im Vordergrund. Doch wenigstens im großangelegten Menuetto con Variazioni der D-Dur-Sonate von Jan Fredrik Groneman kann auch die Bassgruppe improvisatorische Seiten zeigen. In den spielfreudigen Duetten dagegen sind beide Flöten ausgewogen bedacht.
Das informative Booklet von Anneke Bos-Bliek und Jed Wentz beleuchtet – soweit bekannt – den familiären Hintergrund der Brüder und ordnet ihre Flötenmusik in den Kontext des europäischen Musiklebens im 18. Jahrhundert ein. So kann man die CD auch als Anregung nehmen, diese Musik selbst zu spielen und einzutauchen in eine Musik, die im 18. Jahrhundert gerne gekauft und gespielt wurde.
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Susanne Schrage(...)