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Agostino Steffani: Sonata in D minor /

Pietro Torri: Sonata in C major

Rezensionen

 

 

- for Alto Recorder and Basso Continuo (Editor David Lasocki/Basso Continuo realized by Bernard Gordillo), 2019, Instant Harmony, Partitur und Stimmen, IH06, € 15,50.

- for Alto Recorder and Basso Continuo (Editor David Lasocki/Basso Continuo realized by Bernard Gordillo), 2018, Instant Harmony, Partitur und Stimmen, IH07, € 14,80.

 

Diese beiden Hefte führen in die große Epoche des Blockflötenspiels um 1700, vor der hochbarocken Zeit Bachs, Händels und Telemanns. Zu verdanken haben wir die Erhaltung der zwei Sonaten dem Oboisten Charles Babell, geboren wohl in Évreux in der Normandie. So kam er offenbar mit der Musik Lullys in Kontakt, dessen Werke er in Ausgaben für Trios 1697 und 1699 in Amsterdam bei Estienne Roger publizierte. Weit bedeutsamer sind allerdings die von seiner Hand überlieferten 14 Manuskripte; eines von ihnen, heute in der Sibley Music Library, Eastman School of Music, Rochester N.Y., aufbewahrt, enthält unter anderem 25 Sonaten für Altblockflöte und Basso Continuo. Babell wirkte ab 1688 in Hannover und wechselte 1698 nach England, wo er die Staatsbürgerschaft erwarb und Mitglied der Kapelle im Drury Lane Theatre, später im Queen´s Theatre war.

All das und noch mehr ist den ausführlichen und gründlichen Vorworten David Lasockis zu entnehmen, die auch über die beiden Komponisten ebenso informieren wie über die verzwickte Lage der Steffani-Sonate. Deren erster Satz ist nämlich aus einer Arie des Komponisten Agostino Steffani abgeleitet (Deh, prestami amore aus Le rivali concordi von 1693), während die Gavotte der Sonate auf einem Song aus Purcells Old Bachelor beruht (Thus to an Ripe, consenting Maid). Außerdem besteht die Sonate aus einem Allegro im Dreiertakt, einer Canzona und drei Tänzen (Gavotte, Courante und Gigue).

Pietro Torri war in München Schüler Steffanis, mit dem er 1688 nach Hannover wechselte, wo beide wahrscheinlich Babell begegneten. Torri ging allerdings im Gegensatz zu seinem Lehrer, der 1680 zum Priester geweiht wurde und in seinen späteren Jahren überwiegend als Diplomat tätig war, 1689 nach München zurück, wo er nach einem Zwischenspiel in Brüssel mit seinem Brotherrn Max Emanuel II bis zu seinem Tod verblieb. Seine Sonate bietet ein einleitendes, reich ausgeziertes Adagio mit einem unmittelbar anschließenden Allegro; auf ein Adagio im Dreiertakt in Halben folgt ein rasant abschließendes Presto.

David Lasockis Ausgabe ist nicht nur wegen ihrer ausführlichen Vorworte und des sehr klaren Drucks zu rühmen; sie liefert neben der Partitur auch drei Stimmen (Altblockflöte, Cello/Viola da Gamba; Altblockflöte und Cello) – ein für die Spieler*innen sehr hilfreiches Verfahren, das bedauerlicherweise in den letzten Jahrzehnten fast völlig verschwunden ist.

Die Musik verdient eine Wiedererweckung; sie weckt Lust auf weitere Kompositionen aus dem Sibley-Manuskript, das offenbar eine reiche Bonanza an Blockflötenschätzen bereithält.

 

 

 

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