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Das Französische Flageolett Teil 1: Das 16. und 17. Jahrhundert Fachartikel

 

Das Interesse am französischen Flageolett hat in den letzten Jahren unter Spielern, Herstellern und Wissenschaftlern zugenommen. Obwohl das 1974 erschienene Buch von Lenz Meierott Die Kleinen Flötentypen1 immer noch als Referenzwerk zu diesem Instrument gilt, gibt es neue Beiträge, die unser Wissen über dieses Aerophon erweitern.

Mit diesem Artikel möchte ich die Geschichte dieses Instruments in den ersten Jahrhunderten seiner Existenz zusammenfassen und eine Verbindung zwischen den zeitgenössischen Quellen, den Originalinstrumenten und der Ikonographie herstellen.

 


Einleitung


Das französische Flageolett ist das wichtigste und älteste Mitglied der Flageolettfamilie. Charakteristisch für dieses Instrument ist, dass es vorne vier Tonlöcher und hinten zwei für die Daumen hat (4+2), wobei das obere Daumenloch als Oktavloch dient, wenn es halb geöffnet wird. Aufgrund seiner geringen Größe ermöglicht erst diese besondere Anordnung der unteren drei Tonlöcher (2 vorne, eins hinten) deren Abdeckung, da, wenn alle Löcher auf der Vorderseite lägen, die Finger der unteren Hand nicht genug Platz hätten.

 

Abb. 1: Abbildung eines Flageoletts in Marin Mersennes „Harmonie Universelle”, 1636.²
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Der Begriff Flageolett geht auf das mittelalterliche Wort flajol zurück, das vom vulgärlateinischen flabeolum abgeleitet ist, was wiederum vom lateinischen flabrum abstammt.3 Die Verwendung dieses Begriffs geht mindestens auf das 12. Jahrhundert zurück, und ab dem 13. Jahrhundert finden wir auch das Wort flageolet, möglicherweise als Diminutiv von flajol.4 In diesem Zusammenhang bezeichnete Flageolett ganz allgemein eine Art von gerader Flöte, deren Anzahl und Anordnung der Löcher variabel war, die sich aber auf jeden Fall von anderen Blasinstrumenten, für die zeitgleich die Begriffe flaüte und frestel verwendet wurden, unterschied, obwohl sie in schriftlichen Quellen in Kombination mit diesen Begriffen erscheint.

Der Beiname „französisch“ wurde im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert hinzugefügt, um dieses Instrument vom englischen Flageolett zu unterscheiden, das zu dieser Zeit aufkam.5 Während diese Unterscheidung ab ca. 1800 üblich wurde, war es nicht das erste Mal, dass diese Art von Instrument mit seinem Herkunftsland in Verbindung gebracht wurde. Zwei italienische Quellen aus dem 17. Jahrhundert verwendeten 1666 bzw. 1677 die Bezeichnungen Fiesoletti a la Francese (Fistullulae gallicum)6 und Fasoleto, ó Flautino Francese7. Eine weitere frühe Erwähnung dieser Bezeichnung erschien in der 1776 von John Hawkins veröffentlichten General History of the Science and Practice of Music. Er zitiert eine Anleitung von Thomas Tollet, die vor seinem Tod im Jahr 1696 geschrieben wurde und den Titel Directions for playing on the French flajolet trägt. Da das Original des Buches heute verloren ist, wäre also Hawkins‘ Buch die erste Quelle für den Begriff „französisches Flageolett“ in England.

 

 

Vorgeschichte des Flageolett


Kernspaltflöten mit bis zu vier oder mehr Löchern auf der Vorderseite sind in Europa seit prähistorischen Zeiten8 und insbesondere im Mittelalter bekannt. Vier Löcher und ein Daumenloch sind die maximale Anzahl von Löchern für ein Einhandinstrument. Instrumente wie das französische Flageolett (von nun an nur noch Flageolett) mit zwei Daumenlöchern + 4 Frontlöchern erfordern jedoch zwei Hände, um alle Löcher abzudecken.9 Eine frühe Darstellung einer mittelalterlichen Kernspaltflöte mit vier Löchern (der Schnabel ist deutlich sichtbar, während eine Markierung das Fenster sein könnte)10 findet man an der Christussäule (Bernwardsäule) des Hildesheimer Doms (Deutschland, ca. 1020). Hier begleitet der Spieler den Tanz der Salome.

 

Abb.2: Ausschnitt aus Salomes Tanz an der Christussäule (Bernwardsäule) des Hildesheimer Doms.
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Auch die Idee, zwei Fingerlöcher auf der Rückseite einer Kernspaltflöte anzubringen, ist alt, wenn auch unüblich. Bei den Ausgrabungen in White Castle (Monmouthshire, Wales) im Jahr 1920 wurde eine Hirschknochenflöte mit fünf Löchern auf der Vorderseite und zwei Löchern auf der Rückseite für die Daumen entdeckt. Der archäologische Kontext erlaubt eine Datierung in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts (1260–1300)11. Es ist unter den 118 mittelalterlichen Exemplaren und Fragmenten, die Helen Leaf katalogisiert hat, die einzige Flöte mit zwei Daumenlöchern.12 Aufgrund ihrer Größe von 19 cm Länge und dem geringen Abstand zwischen den Tonlöchern wurde das fünfte Loch auf der Rückseite gebohrt, um, wie beim Flageolett, vom Daumen der unteren Hand abgedeckt zu werden.

 

 

 

Abb. 3: Vorder- und Rückansicht der White Castle Flute. Helen Leaf, 2008
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Das Flageolett im 16. Jahrhundert: Hintergrund und Ursprung

 

In zwei deutschen Abhandlungen über Musikinstrumente, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts veröffentlicht wurden, wird eine kleine Flöte mit vier Löchern erwähnt. Obwohl es nicht möglich ist, einen direkten Zusammenhang mit der Entwicklung des Flageoletts herzustellen, wissen wir, dass zu dieser Zeit kleine Flöten in mehreren europäischen Ländern verwendet wurden. In seinem Buch Musica getutscht (Basel, 1511) beschreibt Sebastian Virdung (ca. 1465–ca. 1518) eine kleine Flöte, die Ruszpfeif genannt wird, und zeigt einen Stich, auf dem die vier Löcher im vorderen Teil des Instruments zu sehen sind. Martin Agricola (1486–1556) schreibt in den ersten Ausgaben seiner Musica Instrumentalis Deudsch (1529/1532/1542) ebenfalls über dieses Instrument, das er Rüspfeyff buchstabiert, und fügt einen Stich bei, der dem von Virdung sehr ähnlich ist. In der Ausgabe von 1545 ersetzt Agricola jedoch den Begriff Rüspfeyff durch ein „Klein Flötlein mit vier löchern“, drei Löchern vorne und eines hinten für den Daumen.

 

 

Abb. 4: Ruszpfeif, Sebastian Virdung, 1511 / Abb. 5: Rüspfeyff, Martin Agricola, 1529.
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Abb. 6: „Klein Flötlein mit vier löchern”, Martin Agricola, 1545
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Der Begriff Flageolett taucht im Zusammenhang mit der Gottheit Pan in Le Balet Comique de la Reine auf, dem ersten französischen Hofballett, das am 15. Oktober 1581 im Großen Saal des Petit-Bourbon in Paris aufgeführt und 1582 von Beaujoyeulx13 veröffentlicht wurde. In der Beschreibung der Hauptszene lesen wir diesen Text:

 

In der Mitte davon saß der Gott Pan auf einer Wiese vor der Grotte, die ich Ihnen oben abgebildet habe (dargestellt von Sieur Juvigny, dem Knappen des Königs und bevorzugter Edelmann der Musen und des Mars), der, als er die Waldnymphen entdeckte, die sich seinem Tempel näherten, zum Zeichen der Freude über ihr Kommen begann, sein Flageolett zu spielen, dessen Erfinder er einst war.14

 

Aufgrund eines Missverständnisses dieses französischen Textes schrieb Charles Burney (1723–1814) die Erfindung des Flageoletts nicht dem Gott Pan, sondern Sieur Juvigny zu: „Die erwähnten Instrumente sind Hautboys, Cornets ... Flöten und das Flageolett, gespielt von Sieur Juvigny, seinem ursprünglichen Erfinder.“15 Diese Zuschreibung hat bis heute breite Akzeptanz gefunden, auch bei Autoren wie Curt Sachs (1913, 1940).16 Dennoch ist heute klar, dass es sich bei dem von Juvigny in dem Balet gespielten Instrument nicht um ein Flageolett mit 4+2 Löchern handelte, sondern um eine Panflöte oder „flageolet à plusiers tuiaux“ nach der Nomenklatur von Pierre Trichet (ca. 1640).17 Dies wird noch deutlicher, wenn es in der Beschreibung einer anderen Szene heißt, dass der Gott Pan „in seiner rechten Hand seine Flageoletts oder goldenen Pfeifen hält, auf denen er zur vorgegebenen Zeit spielen sollte“.18 Auch auf einem Holzstich (Abbildung La Salle des fêtes), der mitveröffentlicht wurde sind mehrere Röhren an dem von Pan gespielten Instrument zu erkennen.

 

Abb. 7: Sieur Juvigny, dargestellt als der Gott Pan mit Flageolett [mit mehreren Röhren] (Panflöte). „Figure de la Salle“ aus „Le Balet Comique de la Reine“, 1562 [Ausschnitt].
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Einige Jahre später erwähnt Pierre de Ronsard (1524–1585) in seiner 1584 veröffentlichten Elegie XXIII, einen Hirten, der „sein vierlöchriges Flageolett bläst“.19

 

Thoinot Arbeau (1559–1595) bezeichnete in seiner Orchesographie von 1589, einer Abhandlung über die Ausführung von Tänzen, ein Instrument als flajol & fluttot oder arigot, das aufgrund der Anordnung seiner Löcher ein Flageolett sein könnte und manchmal von Soldaten als Ersatz für die fifre (kleine Querflöte) verwendet wurde.20 Er beschreibt es wie folgt:

 

Anstelle der Fifre benutzen einige das Flageol & Fluttot, genannt Arigot, das je nach Größe mehr oder weniger Löcher hat. Die am besten gemachten haben vier Löcher vorne und zwei hinten, und ihr Klang ist sehr hell; man könnte sie kleine Tibia nennen, da sie ursprünglich aus Schienbeinen oder Kranichbeinen hergestellt wurden.21

 

Nach der Beschreibung von Arbeau scheint es mehrere Varianten des Arigot gegeben zu haben, von denen die vollständigste das Instrument mit 4+2 Löchern ist, das dem Flageolett ähnelt. Es wäre das unmittelbarste Vorgängermodell, was den französischen Ursprung des Instruments unterstreicht. Arbeau zeigt auch die Abbildung eines Musikers, der das Instrument spielt und auf der dessen geringe Größe deutlich wird.

 

Abb. 8: v. l. n. r.: Musiker mit Arigot, Trommel und Fifre; aus: Thoinot Arbeau „Orchesographie“, Lengres 1589, S. 17. (Gallica/BnF)
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Ein Exemplar eines Arigots, das der Beschreibung von Arbeau entsprechen würde, wird in Lokeren (Belgien) aufbewahrt. Es ist etwa 15,4 cm groß, hat 4+2 Löcher und ist mit sechs Silberbändern verziert, in die eine Widmung und ein Datum eingraviert sind. Es wurde 1608 von Albert VII., Erzherzog von Österreich, und seiner Frau Isabel Clara Eugenia der St.-Sebastianus-Gilde von Lokeren geschenkt.22

 

 

Abb. 9: Flageolett aus Lokeren, 1613, Stadsmuseum Lokeren (M/2005/267, erfgoedinzicht.be)
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Victor Charles Mahillon (1841–1924) baute eine Kopie dieses Instruments. Diese originalgetreue Reproduktion, die sich in der Sammlung des Königlichen Musikinstrumentenmuseums in Brüssel befindet, lässt eine Dur-Tonleiter erklingen, wenn alle Löcher der Reihe nach geöffnet werden.23

 

 

Das Flageolett im 17. Jahrhundert

 

FRANKREICH

Eine der frühesten Darstellungen eines Flageoletts findet sich in dem Gemälde Les cinq sens et les quatre éléments von Jacques Linard (1597–1645), das der Autor auf das Jahr 1627 datiert.

 

 

Abb. 10: Jacques Linard, „Les cinq sens et les quatre éléments“ [Ausschnitt], Musée du Louvre (DL 1970 12, Permalink: https://collections.louvre.fr/ark:/53355/cl010061647)
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Das Gemälde entstand einige Jahre vor der Veröffentlichung der Harmonie Universelle24 von Pater Marin Mersenne (1588–1648) im Jahr 1636. Dennoch finden wir in diesem Buch die erste zuverlässige Beschreibung des flageolett25 oder tibia minor und seiner Technik in den Propositions VI & VII des Livre cinquiesme des instruments à vent. Mersenne beschreibt ein kleines Instrument in d mit 4+2 Löchern und einem Tonumfang von zwei Oktaven, das aus Buchsbaum, Elfenbein, Pflaume, Ebenholz und anderen Harthölzern gefertigt wurde. Er gibt an, dass er ein Buchsbaum-Flageolett von etwa 11–12 cm26 besitzt, das mit Sicherheit von Le Vacher gebaut worden war,27 den er als den hervorragendsten Hersteller von Flageoletts bezeichnet.

 

Er weist darauf hin, dass die beiden Stiche, die seine Erklärungen illustrieren, maßstabsgetreu nach seinem Instrument angefertigt wurden, und behauptet, dass es möglich sei, Flageoletts anderer Größen zu bauen, wobei die gleichen Proportionen zwischen den Löchern eingehalten werden müssten. Er fügt auch eine Grifftabelle für das Instrument bei.28

 

 

Abb. 11: M. Mersenne, „Harmonie Universelle“, 1636. Livre cinquiesme des instruments à vent, Proposition VI, Flageolett mit Grifftabelle, S. 233 (Gallica/BnF)
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Das von Mersenne gezeigte Instrument ist, ähnlich dem von Linard, aus einem Stück gefertigt und hat die äußere Form einer typischen Renaissance-Blockflöte, mit einem geradlinigen Profil, das sich zum Fuß hin verbreitert. Proposition VII endet mit einem von Henry le Jeune komponierten Vaudeville pour les Flageollets zu 4 Stimmen.

 

Laut Mersenne ist das Stück für drei verschiedene Flageolettgrößen geschrieben: in c, g und d. Sie entsprechen dem basse, haute-contre/taille und dessus und ähneln einem kleinen Renaissance-Blockflötenconsort im Quintabstand, bei dem die beiden mittleren Stimmen von Instrumenten derselben Größe gespielt werden.29 Diese Duplizität eines Instruments in den Mittelstimmen wird nicht von Mersenne erwähnt, sondern von Pierre Trichet30, der in seinem Traité des Instruments de Musique (ca. 1640) folgende Empfehlung im Kapitel über das Flageolet simple gibt:

 

Man kann mit Flageoletts ebenso wie mit Flöten vierstimmige Konzerte geben, indem man den Alt und den Tenor auf die Quinte des Basses setzt, weil der Tonumfang der einen Stimmen der anderen angepasst werden kann; und der Diskant muss eine Oktave über demselben Bass sein […]31

 

Abb. 12: M. Mersenne, „Vaudeville pour le Flageollets“ aus dem Livre Cinquiesme, S. 237 und die Version „Vau-de-ville quatuor partibus Tibiarum minorum Harmoniam exprimens“ aus „Harmonicorum Instrumentorum Libri IV“, Liber Secundus, 1636, S. 78. (Gallica/BnF)
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Der Unterschied zwischen Mersennes und Trichets Consort besteht darin, dass der Dessus des letzteren in c steht, einen Ton unter dem von Mersenne. Andererseits gibt Trichet nur eine Grifftabelle für die erste Oktave an und weist darauf hin, dass die zweite Oktave durch Überblasen der gleichen Griffe erreicht wird.32 Dies ist aber eine falsche Technik, da sich die Griffe für die zweite Oktave ändern33 und es notwendig ist, die Halblochtechnik für das obere Daumenloch anzuwenden.

 

Abb. 13: Pierre Trichet, Grifftabelle für ein Flageolet simple, ca. 1640.
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Im 17. Jahrhundert werden das Flageolett, wie auch die Blockflöte, mit einigen gedrechselten Schmuckringen am Fuß und am Schnabel verziert, was sich sowohl in der Ikonographie als auch bei einigen Originalinstrumenten widerspiegelt. In seiner Allégorie de la Musique (1649) stellt Laurent de la Hyre (1606–1656) zwei Flageoletts unterschiedlicher Größe dar (bei dem kleineren ist nur ein Teil des Fußteils sichtbar). Das größere Exemplar weist einige Verzierungen am Fußteil, am Schnabel und zwischen Kopf und Körper auf. Diese Verzierungen haben einen rein ästhetischen Zweck, da sie für die Struktur des Instruments nicht notwendig sind. Im Falle des größeren Instruments könnten die Zierringe zwischen Kopf und Körper jedoch darauf hinweisen, dass es zweiteilig war, was im 18. Jahrhundert üblich wurde. Dies ist auch ein frühes Indiz für den Bau von Flageoletts in verschiedenen Größen.

 

Abb. 14: Laurent de la Hyre (1606-1656), „Allégorie de la Musique“ (1649) [Ausschnitt]. The Metropolitan Museum of Art, New York.
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Es gibt ein weiteres wichtiges Detail in de la Hyres Gemälde. Unter dem größeren Flageolett ist eine sechslinige Tabulatur zu sehen. Dies ist eines der frühesten Zeugnisse dieser Art von musikalischer Notation für das Flageolett, auch bekannt als Punktnotation, mit vielen Beispielen in englischen Quellen. Möglicherweise ist diese Art der Notation zusammen mit dem Flageolett durch französische Musiker nach England gelangte, die sich Karl II. von England bei dessen Rückkehr aus Frankreich nach der Wiederherstellung der Monarchie im Jahr 1660 oder in den folgenden Jahren angeschlossen hatten.

 

In diesem Jahrhundert erhielt das Flageolett ein weiteres Merkmal, nämlich einen gedrechselten Holzring oder eine Zwinge unterhalb des unteren Lochs. Das diente dazu, den Ringfinger und den kleinen Finger der unteren Hand, die sich vor bzw. hinter der Röhre befinden, an Ort und Stelle zu halten, um das Instrument34 zu stützen. Auf diese Weise ist der Daumen frei für das Öffnen und Schließen des unteren hinteren Lochs. Dieser Ring, der auch für die Galoubet35 und andere dreilöchrige Flöten typisch ist, wird zu einem strukturellen Teil des Flageoletts. Nur beim Böhm-System-Flageolett des 19. Jahrhunderts fehlt er, ersetzt durch einen Haken für den Ringfinger.

 

Abb. 15: Position der unteren Hand, um das Instrument zu halten. Foto: J. Menéndez Galván
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Einige der ersten Darstellungen dieses Rings finden sich auch in Gemälden von Jacques Linard.

 

 

Abb. 16: Jacques Linard (1597–1645), „Portrait de jeune flûtiste” [Ausschnitt], Privatbesitz und „The five senses with flowers” [Ausschnitt]. Norton Simon Museum, Pasadena.³⁶
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Abb. 17: Flageolett 17. Jh. von De Haze (?). The Metropolitan Museum, New York.
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Die letzte französische Quelle aus dem 17. Jahrhundert über das Flageolett ist das Kapitel über dieses Instrument in La Véritable manière d'apprendre à jouer en perfection du hautbois, de la flûte et du flageolet von Jean-Pierre Freillon-Poncein (ca.1655–ca. 1720).

 

Abb. 18: Jean-Pierre Freillon-Poncein, „La Véritable manière ...”, 1700, Grifftabelle für das Flageolett (Gallica/BnF)
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ENGLAND

Die Geschichte des Flageoletts38 in England im 17. Jahrhundert ist durch Lenz Meierott39, Douglas Macmillan40 und andere Autoren sehr gut beschrieben worden, sodass ich hier für weitere Informationen auf diese Quellen verweise. Das Instrument kam in den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts mit  französischen Musikern ins Land, die den Kontinent verlassen hatten, um an den wiederhergestellten Hof Karls II. zu wechseln, und fand bald eine breite Akzeptanz bei Amateurmusikern wie Samuel Pepys (1633–1703)41 und seiner Frau Elisabeth (1660–1669).

 

Bald darauf wurde das Flageolett sehr populär und mehrere Schulen mit Angaben zu Technik und Spielstücken wurden veröffentlicht. Das früheste Exemplar ist Directions for the flagellet, with 20 severall lessons fitted to the same instrument42 von Thomas Swain, das 1667 veröffentlicht wurde. Die Lektionen sind verloren, aber die letzte Seite enthält eine Erklärung des Tabulatursystems oder der Punktnotation. Wir haben bereits ein frühes Beispiel für dieses System in der Malerei von Laurent de la Hyre gesehen. Etwa ab dem zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts bis 168943 wurde diese sechslinige Tabulatur die gebräuchlichste Notation für das Flageolett. Jede Linie entspricht einem Loch, wobei mit einem senkrechten Strich auf der Linie angezeigt wurde, wenn das Loch abgedeckt werden musste, oder mit einem Kreis, wenn es offen gelassen wurde, sowie mit weiteren Zeichen, die ein halboffenes Loch, Verzierungen, Bindungen usw. anzeigten. Über den Griffen wurden die rhythmischen Werte notiert. Das System wurde durch The Pleasant Companion eingeweiht, der Schule von Thomas Greeting, deren älteste erhaltene Ausgabe aus dem Jahr 1672 stammt,44 obwohl Pepys bereits 1668 ein Exemplar erworben hatte.

 

 

Abb. 19: Thomas Greeting, „The Pleasant Companion ...”, 1680, Beispiel für eine Tabulatur in Punktnotation. Dayton C. Miller Collection, Music Division, Library of Congress (Permalink: https://lccn.loc.gov/42026035).
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Es ist nicht bekannt, ob Greeting von Swains Arbeit inspiriert wurde, um seine Schule zu schreiben, oder ob Swain eine frühere Version von Greetings Buch verwendete, die heute verloren ist. Jedenfalls verwenden Swain und Greeting den gleichen Stich eines Flageolett-Spielers. Viele Ausgaben von Greetings Werk wurden in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts veröffentlicht.45

Abb. 20: Thomas Greeting, „The Pleasant Companion ...”, 1680, Titelseite und Stich eines Flageolettspielers, der auch in Thomas Swains „Directions of the flagellet ...”, 1667 enthalten ist. Dayton C. Miller Collection, Music Division, Library of Congress, (Permalink: https://lccn.loc.gov/42026035)
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Letztmalig wurde die Punktnotation für das Flageolett in der ca. 1730 erschienenen und von John Walsh herausgegebenen Ausgabe von The Bird Fancyer's Delight verwendet.46

 

Das Flageolett findet sich auch in einigen Stillleben von Edwaert Collier (1642–1708), die er während seines Aufenthalts in London malte. Sie wurden vermutlich von Liebhabern des Instruments in Auftrag gegeben.

 

Abb. 21: E. Collier, Stillleben mit einem Elfenbein-Flageolett in einem Briefhalter, 1692, [Ausschnitt], Detroit Institute of Arts.
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Abb. 22: E. Collier, Stillleben mit einem Elfenbein-Flageolett in einem Briefhalter, 1704, [Ausschnitt], Art Gallery of South Australia. Das Äußere des Instruments zeigt die typische Form des Instruments in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Privatbesitz.
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DEUTSCHLAND

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts scheint das Flageolett mit 4+2 Löchern im deutschsprachigen Raum noch nicht bekannt gewesen zu sein, was man daraus schließen kann, dass Michael Praetorius (1571–1621) es nicht in seinen Band II des Syntagma musicum, De Organographia (1619), aufgenommen hat, in dem er eine Vielzahl von Musikinstrumentenfamilien beschreibt und abbildet. Allerdings hat er neben dem Blockflötenconsort ein „gar kleines Blockflötlein“ aufgenommen, eine kleine Flöte, ähnlich dem „kleinen Flötlein mit vier löchern“ in Martin Agricolas Buch. Im deutschsprachigen Raum wird der französische Begriff flageolet erst ab den 1640er Jahren verwendet, wie Meierott und Jones darlegen.47

 

Abb. 23: Michael Praetorius, „Theatrum Instrumentorum”, Wolfenbüttel 1619. „Gar kleine blockflötlein”, Ausschnitt aus Tafel IX.
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Abb. 24: „Gar kleine blockflötlein” aus dem Kunsthistorischen Museum Wien (Foto: Gaby Bultmann)
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Einige der ersten Verweise auf das Flageolett in Deutschland bezeichneten es 1643 als „Flaschaleten“ (flageolets).48 Meierott und Jones haben  dokumentiert, dass in schriftlichen Quellen ab 1644 der Begriff Flageolett und verschiedene deutsche Varianten (flachellet, flachillet) auftauchten.

 

Abb. 25: Der Begriff „Flageolet” verwendet in Georg Philipp Harsdörffer, „Frauenzimmer Gespraechspiele”, Teil 4, Nürnberg 1644.
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Ein weiterer Hinweis auf das Instrument findet sich 1650 in der Musurgia Instrumentalis von Athanasius Kircher (1602–1680). Im Liber Sextvs de Musica Instrumentali greift Kircher die Ideen von Marin Mersenne auf. Es scheint, dass er Mersennes Ausführungen über das Flageolett und die „fluste à six trous“ im Kapitel über die fistula hexastoma (Kap. II.2) verwechselt hat. Da Mersenne dieses Instrument in seinem Buch nicht abbildet, kopiert Kircher Mersennes Stich des Flageoletts, fügt aber fälschlicherweise ein siebtes Loch hinzu. In dem Text über die Fistula hexastoma gibt er dennoch eine indirekte Beschreibung des Flageoletts:

 

Wenn jemand die Löcher auf der Flöte so anordnete, dass zwei auf der Rückseite und vier auf der Vorderseite mit ungleichmäßigem Abstand voneinander angebracht würden, wie es bei einigen Flöten gemacht wird, würde er auch einen großen Unterschied bei den Tönen und in der Setzung der Finger vorfinden.50

 

Abb. 26: A. Kircher, „Musurgina Instrumentalis”, 1650. Fistula hexastoma.
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In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden viele Flageoletts in einem der wichtigsten Zentren des Holzblasinstrumentenbaus in Deutschland hergestellt: in der Reichsstadt Nürnberg. Mindestens 15 Elfenbeinflageoletts mit dem charakteristischen Wellenprofil der Nürnberger Hersteller sind erhalten.51 Sieben dieser Instrumente tragen das Zeichen M eines unbekannten Herstellers.52

 

Abb. 27: Elfenbein-Flageolett mit Wellenprofil und dem „M“-Stempel, sowie ein gedrechseltes Holz-Etui. Privatbesitz.
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Ansonsten gibt es auch einige Flageoletts von bekannten Nürnberger Herstellern, z. B. ein Instrument von Hieronimus Franciscus Kinseker (1636–1686), der seit 1673 als selbständiger Flötenbauer tätig war.

 

Abb. 28: Flageolett von Hieronimus Franciscus Kinseker, 16 cm.
Privatbesitz (Foto: T. Lerch), M. Kirnbauer, Tibia 1/1992.
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Meierott53 hat die Beziehung zwischen dem Instrument und zwei der wichtigsten Holzblasinstrumentenbauer-Dynastien Nürnbergs beschrieben: den Denners und Schells. Es gibt einige Flageoletts aus Elfenbein mit Stempeln, die mit den Stempeln von Mitgliedern dieser Familien übereinstimmen könnten.

 

Abb. 29: Zwei Elfenbein-Flageoletts mit dem Stempel „D“, der einem Mitglied der Denner-Familie zugeschrieben wird, Privatbesitz (li.) und Historisches Museum Basel (re.)
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Abb. 30: Elfenbein-Flageolett mit dem Stempel „C.D.“, Johann Christoph Denner (1655–1707)?, Sammlung H. J. Moeck (Musikinstrumentensammlung der Universität Göttingen)
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Abb. 31: Elfenbein Flageoletts mit dem Stempel „S“, der der Instrumentenbauer-Familie Schell zugeschrieben wird, v. l.n.r.: Flageolett mit Köcher, Museum Vleeshuis, Amsterdam (AV.2139) und Musée de la Musique, Paris (E.980.2.598).
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Abb. 32: Schell-Stempel auf einer Altblockflöte aus der Dayton C. Miller Collection, Washington (li.) ⁵⁴ und auf einer Zeichnung von Fr. von Huene (re.).⁵⁵
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In Deutschland sind keine Schulen für das Flageolett aus dem 17. Jahrhunderts überliefert. Daniel Speer hat jedoch in seinem 1697 erschienenen Grund-richtiger kurtz leicht und nöthiger Unterricht Der Musicalischen kunst eine Grifftabelle für die „Flagolets“ aufgenommen.

 

Abb. 33: Schema oder Figur der Griffe auf einem flagoleth (sic). Daniel Speer, „Grund-richtiger kurtz leicht und nöthiger Unterricht Der Musicalischen kunst”, 1697.
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ITALIEN

Im 17. Jahrhundert war das Flageolett auch in Italien bekannt. Neben der Erwähnung der Fiesoletti a la Francese (Fistullulae gallicum) im Katalog des Museums56 von Manfredo Settala (1600–1680), gibt es ein Kapitel über das Instrument im Compendio Musicale von Bartolomeo Bismantova (fl. 1677–1694)57, in dem er die Handhaltung beschreibt.

 

Abb. 34: Eintragungen mit den Begriffen „Fistullulae gallicum” und „Fiesoletti alla Francese” im Katalog des „Museo ò Galeria del Sig. Canonico Manfredo Settala”, (1664/1666).
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Abb. 35: Fasoletto o Flautino Francese. Bartolomeo Bismantova, „Compendio Musicale”, 1677.
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SPANIEN

Im 17. Jahrhundert gab es das Instrument zwar in Spanien, es war aber nicht weit verbreitet. Eine der ersten spanischen Erwähnungen des Flageoletts bezieht sich auf seine Verwendung, um gefangene Vögel zum Singen zu bringen. In der Einleitung zu einem seiner Rätselkanons,  Rueda dela Fortuna Ynfima (Das Rad des kleinen Glücks),58 beschreibt Juan del Vado (ca. 1625–1691), Organist der Real Capilla und Musiklehrer König Karl II. von Spanien (1661–1700), wie er mehrere Kanarienvögel gehört hatte, die mit einer kleinen Flöte trainiert worden waren:

 

[...] Ich sah und hörte drei Kanarienvögel, die mit einer sehr kleinen Flöte von einem geschickten Flamen perfekt pfeifende Gesänge gelehrt bekamen, wobei die menschliche Natur mit der irrationalen Natur konkurrierte (wenn nicht sogar überboten wurde).59

 

Das Interesse an Käfigvögeln hatte in Spanien eine lange Tradition. Im Jahr 1604 veröffentlichte Juan Bautista Xamarro in Madrid sein Buch Conocimiento de las diez aves menores de jaula, su canto, enfermedad, cura y cría (Kenntnisse über die zehn kleineren Käfigvögel, ihren Gesang, ihre Krankheit, Heilung und Zucht).60 Das Buch, das 1671 von Antonio Sánchez Tórtoles teilweise kopiert wurde, wurde im 18. und 19. Jahrhundert mehrfach neu aufgelegt. Xamarro beschreibt kurz den Gesang der einzelnen Vögel, gibt aber keinen Hinweis darauf, dass ihnen Melodien explizit beigebracht wurden, was bedeutet, dass die Vögel ganz natürlich sangen.

 

Abb. 36: Rätselkanon von Juan del Vado: „Rueda de la Fortvna Ynfima”, 1667. © Biblioteca Nacional de España (M/1323).
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Diese Angaben lassen vermuten, dass zwischen 1604 und den 1660er Jahren, als del Vado diese dressierten Vögel im Königspalast hörte, das Interesse in Spanien und am Hof aufkam, den Vögeln Melodien beizubringen. Während der Herrschaft Karl II. von Spanien waren mehrere Vogelzüchter damit beauftragt, „die Musikvögel zu unterrichten“. Der letzte von ihnen war Roberto Poupart, der 1676 als Vogelwart angestellt und 1685 zum königlichen Kammervogelwart ernannt worden war.

 

Neben den kleinen Flageoletts für Vögel waren im 17. Jahrhundert auch größere Instrumente in Spanien bekannt. Um ein solches könnte es sich bei dem vom Valencianer Miguel March (ca. 1633–1670) in seiner Alegoría del oído (Allegorie des Ohres) dargestellten Instrument handeln. Man sieht deutlich, wie die ersten beiden Finger der oberen Hand die oberen Löcher abdecken, während die beiden unteren (das erste ist offen) dem Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand überlassen werden, die häufigste Fingerstellung, die auch schon 1636 von Marin Mersenne erwähnt wurde.

 

 

Abb. 37: Miguel March, „Alegoría del oído”. Museo de Bellas Artes de San Pio V, Valencia.
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Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann das Interesse am Flageolett zugunsten der Blockflöte zu schwinden. Das Instrument wurde jedoch bis ins 18. Jahrhundert weiterhin gespielt und erlebte im 19. Jahrhundert eine Wiederbelebung. Seine Geschichte im 18. und 19. Jahrhundert wird in einem späteren Artikel behandelt werden.

 

 

 

 

Anmerkungen:

[1] Lenz Meierott: Die Kleinen Flötentypen, Tutzing 1974, H. Schneider.

[2] Die Löcher mit den Nummern 1 und 5 sind für die Daumen.

[3] David Lasocki: The Recorder and other Members of the Flute Family in Writings from 1100 to 1500, Portland 2018, Instant Harmony.

[4] Pierre Boragno: Flûtes du Moyen Age: Éléments de recherche, in: Les cahiers de musique médiévale, 2/1998, S. 2–6.

[5] Das englische Flageolett war in seiner ersten Form eine Adaption der Blockflöte, mit sieben Löchern vorne und einem hinten für den Daumen, neben dem Windport, wie er erstmals beim französischen „flageolet d‘oiseau“ zu Beginn des 18. Jahrhunderts verwendet wurde.

[6] Paolo Maria Terzago († 1695): Museo, ò Galeria, adunata dal sapere e dallo studio del sig. canonico Manfredo Settala nobile milanese, Tortona 1666. Der lateinische Text wurde 1664 veröffentlicht.

[7] Bartolomeo Bismantova: Compendio Musicale, Ferrara ca. 1677.

[8] Ein eindeutiges Beispiel für eine prähistorische Kernspaltflöte ist die Flöte von Veyreau (Aveyron, Frankreich), die in die späte Kupferzeit bis frühe Bronzezeit (ca. 2500–2000 v. Chr.) datiert wird. Tinaig Clodoré-Tissot et al.: Instruments sonores du Néolithique à l‘aube de L‘Antiquité, Industrie de l‘os préhistorique, cahier XII, Paris 2009, Éditions S.P.F.

[9] Die katalanische Flabiol ist ein Beispiel für ein Instrument mit zwei Daumenlöchern, das entweder mit einer Hand (nur mit den oberen Löchern) oder mit zwei Händen (mit allen Löchern) gespielt werden kann.

[10] www.flickr.com/people/28433765@N07/

[11] J. V. S. Megaw: A Medieval Bone Pipe from White Castle, Monmouthshire, in: The Galpin Society Journal, Vol. 16/1963, S. 85–94, discovery.ucl.ac.uk/id/eprint/1444309/.

[12] Helen Leaf: English Medieval Bone Flutes c.450 to c.1550 AD, London 2008, UCL.

[13] Balthazar Beaujoyeulx: Balet comique de la Royne, faict aux nopces de monsieur le duc de Joyeuse & madamoyselle de Vaudemont sa soeur, Paris 1582, Roy/Ballard.

[14] Au milieu d’iceluy estoit le Dieu Pan, assis sur un gazon, devant la grotte que cy-dessus je vous ay effigiée (lequel estoit représenté par le sieur Juvigny, escuyer du Roy, et gentilhomme favori des Muses et de Mars), qui, ayant descouvert les Nymphes des bois approcher son temple, commença en signe de resjouissance pour leur venue, de jouer de son flageolet, duquel il a esté jadis l’inventeur.

[15] Charles Burney: General History of Music from the Earliest Ages to the Present Period, 1789.

[16] Real-Lexikon der Musikinstrumente, Berlin 1913, Julius Bard, S. 141 und The History of Musical Instruments, Dover 1940, S. 313.

[17] Pierre Trichet: Traité des Instruments de Musique (ca. 1640), Transkription, Genf 1957/1978, Minkoff. Teil-Faksimile: Méthodes & Traités Flûte à bec, Vol. 1, Paris 2001, Fuzeau.

[18] & en la droite ses flageolets ou tuyaux dorez, desquels il devoit sonner en temps ordonné (1582, S. 5), Gesamtausgabe 1584.

[19] Plus l'amoureaux Pasteur sur un tronq/ adossé/ Enflant son flageolet à quatre trous persé.

[20] Pierre Trichet (Fn 17) weist ebenfalls auf diese Verwendung des Flageoletts hin.

[21] Aulcungs vfent en lieu de fifre dudict flajol & fluttot nommé arigot, le quel selon sa petitesse à plus ou moings de trouz, les mieulx faits ont quatre trouz deuant & deux derriere, & est leur son fort esclattant, & pourroit on les appeller petites Tibies, par ce que premierement on les faisoit de Tibies, & iambes de Grues. (Thoinot Arbeau: Orchesographie, 1589, fol. 17).

[22] In: Revue de l'Art Chrétien (1880), das angegebene Datum ist 1613.

[23] Nicht der korrekte Fingersatz für das Flageolett, aber es ist schwer zu sagen, ob es dem richtigen Fingersatz entspricht, wenn man nicht sowohl das Original als auch die Kopie untersucht. Mahillon benutzte nicht den richtigen Fingersatz für die 6. (0 2) und 7. (0) Stufe der Tonleiter.

[24] Mersenne veröffentlichte gleichzeitig eine gekürzte Version der Harmonie Universelle in lateinischer Sprache für Nicht-Französischsprachige. Der Teil über das Instrument ist das Liber II aus den Harmonicorum Instrumentorum Libri IV.

[25] Mersenne benutzte verschiedene Namen für das Flageolett: flageollet, tibia minor und flajolet.

[26] „… a quatre pouces & cinq lignes de longueur“, Mersenne, 1636, Livre V, S. 235.

[27] Die Werkstatt von Le Vacher florierte im 16. und 17. Jahrhundert in Paris. W. Waterhouse, The New Langwill Index, London 1993, S. 234. Auch Pierre Trichet lobt Le Vacher, von dem er ein Flageolett-Consort aus Elfenbein besaß (Traité des Instruments).

[28] Mersenne beschrieb nicht die Bohrung, die für die Konstruktion und Mensur eines Holzblasinstruments entscheidend ist.

[29] Der französische Blockflöten- und Flageolettbauer Philippe Bolton hat ein Flageolett-Consort mit vier Größen rekonstruiert: Bass in c, Alt in g und Diskant in c und d. https://flageolet.fr/flageolet-consort-f.html (März 2022).

[30] Trichet kannte Mersennes Kapitel über das Flageolett, denn er zitiert aus dem Livre V, wenn er über Artikulation spricht.

[31] On peut faire des concerts a quatre parties avec des flageolets aussi bien qu'avec des flustes, en mettant la taille et la haute-contre a la quinte de la basse, parce que l'estendue d'une de ces parties peut s'accommoder à l'autre; et faut que le dessus soit a l'octave de la mesme basse, laquelle peut servir d'estui au dict falgeolet et du dessus.

[32] Si l'on veut aller plus outre il ne faut que redoubler le vent par chaque degré, afin de parvenir jusques a la quinzieme.

[33] S. die Grifftabelle in Abb. 11.

[34] Obwohl dieser Ring nicht unbedingt notwendig ist, da es auch viele Original-Flageoletts ohne ihn gibt, hilft er, das Instrument zu halten.

[35] Dieser Ring tauchte bereits an den Galoubets auf, die von Virdung und Agricola im 16. Jahrhundert und von Praetorius und Mersenne im 17. Jahrhundert beschrieben wurden.

[36] Es ist möglich, dass das von Linard gemalte Elfenbeinflageolett auf beiden Bildern dasselbe ist.

[37] Alle Kopien sind zwar auf das Jahr 1700 datiert, aber das Extrait du privilege du Roy enhält die Notiz: „Achevé d'imprimer pour la premiere fois le 27. Octobre 1699“.

[38] In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden in England verschiedene Varianten des Begriffs verwendet: flagellett, flagelet, flajolet.

[39] Meierott (Fn 1)

[40] Douglas MacMillan: The Flageolet in England 1600–1914, Woodbridge, Suffolk 2020, Boydell Press. MacMillan schrieb auch in zwei seiner Dissertationen über das Flageolett.

[41] Die Einträge in seinem Tagebuch über das Instrument und über Thomas Greeting sind bekannt. Später ändert er seine Einstellung zur Blockflöte.

[42] Thomas Swain: Directions for the flagellett, with 20 severall lessons fitted to the same instrument, [London] 1667, Sold by Robert Pawzett att the Bible in Chancery lane.

[43] David Lindley: A 17th-Century Flageolet Tablature at Guildford, in: The Galpin Society Journal, Vol. 31/1978, S. 94–99.

[44] Patricio Portell: Répertoire de musique imprimée (1670-1780) pour la flûte à bec, le flageolet et le galoubet, Bressuire 2007, J. M. Fuzeau.

[45] Die letzte von P. Portell dokumentierte Edition ist aus dem Jahr 1695.

[46] In diesem Fall wird die Tabulatur nur für die beiden Grifftabellen und für die ersten vier Melodien verwendet, die auch in Notenschrift stehen.

[47] Meierott (Fn 1), S. 38–39 / William Jervis Jones, A Lexicon of French Borrowings in the German Vocabulary (1575–1648), Berlin 1976, S. 337.

[48] Willi Kahl: Das Nürnberger historische Konzert von 1643 und sein Geschichtsbild, in: Archiv für Musikwissenschaft, Bd. 14, 1957, Heft 4, S. 281–303.

[49] Georg Philip Harsdörffer: Gespraechspiele, 4. Teil, Nürnberg 1644, bei Wolfgang Endter, S. 162.

[50] M. Engelhardt / Chr. Hust (Hg.): Athanasius Kircher, Musurgia universalis, Liber VI, 3. Teil, Kapitel II, Rom 1650, Übers. G. Scheibel, Revision: J. Langeloh unter Mitarbeit von F. Böhling, www.hmt-leipzig.de/home/fachrichtungen/institut-fuer-musikwissenschaft/forschung/musurgia-universalis/volltextseite, S. 136 [abgerufen am 30.8.2022].

[51] Meierott (Fn 1), S. 121 / Martin Kirnbauer: Überlegungen zu den Meisterzeichen Nürnberger „Holzblasinstrumentenmacher“ im 17. und 18. Jahrhundert, in: Tibia 1/1992, S. 9–20.

[52] Meisenbach, in: William Waterhouse: The New Langwill Index, London 1993, Tony Bingham.

[53] Meierott (Fn 1), S. 39–40.

[54] Johann Schell: Altblockflöte in F, 1697, www.loc.gov/item/musdcmflute.0658/

[55] Das „S“ auf diesem Stempel ähnelt dem auf dem Flageolett aus Abb. 32.

[56] S. Fußnote 6.

[57] S. Fußnote 7.

[58] La Rueda de la Fortuna Ynfima. Libro de Missas de Facistor, BNE, M/1323. 1677 Karl II. gewidmet.

[59] Vi y ohí tres paxaros canarios que formaban canciones con el siIvo en perfectísima deducçión, enseñados con una fIautica muy pequeña por un diestro flamenco, donde se vio competida la naturaleça humana de la yrraional (sino exçedida).

[60] Juan Bautista Xamarro: Conocimiento de las diez aves menores de jaula, su canto, enfermedad, cura y cría. Madrid 1604, Imprenta Real.

 

Übersetzung aus dem Englischen: TIBIA

 

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José Menéndez Galván ,