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Winfried Michel: Meridiane del Ticino Rezensionen

 

Tessiner Sonnenuhr-Lieder, op. 91, für Gesang und Altblockflöte, Münster 2023, Mieroprint, Spielpartitur, EM 9025, € 18,00

 

Winfried Michel nutzt ganz offenbar seinen hochschulischen Ruhestand zu eifrigem Komponieren. Seine Lieblingsthemen sind Vertonungen von oder mit literarischen Texten der verschiedensten Epochen oder Länder. Oft ist mit der Blockflöte auch „sein“ eigenes Hauptinstrument dabei.

 

Die jüngste Erscheinung ist ganz besonders originell: keine Lyrik renommierter Schriftsteller oder Schriftstellerinnen wie Gryphius oder Hilde Domin waren diesmal Anlass zur Komposition, sondern anonyme Sinn- und Mahnsprüche von Tessiner Sonnenuhren, wie sie gesammelt als „Meridiane del Ticino“ in Lugano veröffentlicht wurden.

 

Zwei Beispiele von insgesamt sieben: SINE SOLE NIHIL SUM“ („Ohne Sonne bin ich Nichts!“) – oder VIDE UMBRAM MEAM ET DINUMERA HORAM TUAM („Betracht den Schatten mein, bedenk die Stunde dein!“).

 

Michel geht das Thema quasi minimalistisch an: sparsamste Besetzung mit nur einer Singstimme und einer Blockflöte, aber auch in kompositionstechnischer Hinsicht: man könnte seine Technik geradezu „Versuche über das Unisono“ nennen:

Michel: „Die Sonnenuhr, dieser stille und unerbittliche Zeitmesser mit absolutem Anspruch auf Licht und Schatten“ war für die Auswahl der kompositorischen Mittel bestimmend. „Die Form des Unisono, des Halb-unisono und einer angedeuteten Zweistimmigkeit ist der Hoquetus-Technik früher europäischer Mehrstimmigkeit verwandt, wenngleich in neuem Gewand.“ Es handelt sich um Miniaturen, vom Tonvorrat und den spieltechnischen Anforderungen her sehr bescheiden ­– zeitgenössische Spieltechniken werden nicht verlangt.

 

Die besonderen Atmosphären dieser kleinen Preziosen zu treffen, erfordert aber dennoch, auch und vor allem von der Singstimme (vom Umfang her in allen Stimmlagen ausführbar) ein hohes Maß an intonatorischer und rhythmischer Kontrolle. Primär ist an eine Altblockflöte in f gedacht, es kann jedoch auch eine Querflöte an ihre Stelle treten, wobei in beiden Fällen Michels Vorwort entsprechend „diskrete Tongebung und expressiver Umgang mit Vibrato/Non Vibrato zu sprechender Gestaltung führen sollen“.

 

 

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Über den Autor / die Autorin
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