Cerca testo completo di TIBIA:
TIBIA:
Portal für Holzbläser
Empowerment für die Alte-Musik-Szene
Eine Berliner Initiative zur Stärkung freischaffender Musiker und Musikerinnen
Neues aus der Holzbläserwelt
Der Reflex, freiberuflichen Musikern und Musikerinnen einen geringeren professionellen Stellenwert beizumessen als ihren festangestellten Kollegen, ist ein Anachronismus. Er gilt zu Recht als längst überholt, zumal es ganze Genres gibt, die fest zum Konzertbetrieb gehören und hauptsächlich, oder – wie im Fall der Alten Musik – ausschließlich in der Freien Szene verortet sind. Trotzdem gibt es für die große Gruppe der Berufsmusiker und -musikerinnen, die freischaffend tätig sind, weiterhin nur wenige Strukturen, Anlaufstellen und Weiterbildungsangebote. Auch an vielen Hochschulen ist das Informations- und Lehrangebot zum Thema Freiberuflichkeit bisher eher dürftig (von wenigen positiven Beispielen abgesehen).
Die Arbeitsrealität Freischaffender ist komplex und besteht aus weit mehr als der musikalischen Tätigkeit. Es braucht zusätzlich Expertise u. a. in Selbstverwaltung, Projektentwicklung, Akquise, (Selbst-)Vermarktung, Netzwerkarbeit oder Förderantragskompetenz. Die Musiker und Musikerinnen bewegen sich dabei in einem Gefüge fragiler Strukturen zwischen Projektförderungen, Honorarverträgen und befristeten kurzen Gast-Engagements, all dies unter zunehmendem Druck der kompetitiven Mechanismen des Kulturbetriebs.
Wissensvermittlung, Vernetzung, Sichtbarkeit der Alte-Musik-Szene
Tricks und Kniffe zur Arbeitspraxis werden eher zufällig in Gesprächen mit Kollegen ausgetauscht oder müssen recht mühsam über eigene Recherche zusammengetragen werden. Wissen wird so zwar punktuell weitergegeben, bleibt aber immer lückenhaft und ist nie für alle direkt und gezielt zugänglich. Problematische Aspekte oder heikle Themen werden zudem selten offen angesprochen, oft auch aus der (begründeten) Sorge heraus, Arbeitsmöglichkeiten zu verlieren.
An dieser Stelle setzt das neue Projekt Empowerment II – Alte Musik vernetzt an, das im Herbst 2023 beginnt und bis 2025 laufen wird. Es wird veranstaltet von der Vereinigung Alte Musik Berlin (VAM Berlin e. V.), einem solidarischen Zusammenschluss von rund 180 freischaffenden Musikern und Musikerinnen und Ensembles der Alten Musik in Berlin, und ist die Fortführung des Projekts Empowerment – Workshops und Seminare für die Alte Musik, das im Mai 2023 mit einem großen Festivaltag für die Alte Musik seinen Abschluss gefunden hat.
Im Rahmen des Projekts werden Online-Workshops mit Fachreferaten zur Wissensvermittlung in Bereichen wie Steuern, KSK, Förderantragsfitness und Rechtsformen für Ensembles angeboten. Außerdem sollen in Diskussions-Runden komplexe Themen in den Fokus genommen werden, die in der Alte-Musik-Szene bisher nur selten Beachtung finden, aber große Auswirkungen haben: Alltagsdiskriminierung und Machtgefüge (Welche Mechanismen spielen in unserem Arbeitsleben eine Rolle und wie geht die Alte-Musik-Szene damit um?), das Selbstverständnis als Musiker bzw. Musikerin (Welchen Platz hat die Alte Musik heutzutage? Wie kann meine Arbeit fair vergütet werden?) und Partizipation (Wer hat Zugang zur Alten Musik und wer nicht? Wie lassen sich Hürden abbauen und neue Publikumsgruppen gewinnen, ohne die künstlerische Qualität zu gefährden?).
Ergänzt wird das Projekt durch eine neue Internet-Plattform, auf der ab 2024 Infos, Inhalte, Themen und Termine der Alten Musik sukzessive für alle zugänglich gemacht und archiviert werden sollen.
Das Workshop-Angebot ist kostenfrei und offen für Interessierte aus allen Bundesländern. Weitere Informationen gibt es hier: https://workshops.alte-musik-berlin.de
Die Workshop-Reihe Empowerment II – Alte Musik vernetzt wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Programms „Stärkung des Innovationspotentials in der Kultur III (INP-III)“ und von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Gezeichnete Beiträge geben die Meinungen der Autoren wieder. Diese stimmen nicht grundsätzlich mit der Meinung der Herausgeber, der Schriftleitung oder des Verlages überein. Die weitere Verwendung von Beiträgen oder Auszügen daraus setzt das schriftliche Einverständnis des Urhebers bzw. des Nutzungsberechtigten voraus. Alle Rechte vorbehalten.